Distillerie mit Familientradition
Es erinnert ein wenig an ein Alchemielabor, das Brennstübli der Distillerie Heimat in Bauma. In einer Ecke steht der fremdartig anmutende Brennapparat – ein übermannsgrosses Ungetüm aus polierten Kupfertanks, Rohren und Zylindern. Im Ofen darunter knistert ein kleines Feuer. Und in den Fässern an der Wand blubbert eine schwerfällige Flüssigkeit vor sich hin.
«In diesen Tanks gärt die Maische», erklärt Elvira Müller-Ziegler, die Betreiberin der Distillerie. Als Maische bezeichnet man die Masse aus zerdrückten Früchten, die als Ausgangsmaterial für die Produktion ihrer Edelbrände dient. Jetzt im Herbst ist Erntezeit – für die Distillerie beginnt damit die intensivste Zeit des Jahres.
Qualität ist oberstes Gebot
Ihre Früchte bezieht Müller-Ziegler von einem Produzenten aus dem Bodenseegebiet. «Dieses Jahr haben wir aber etwa die Hälfte der Williamsbirnen aus dem Wallis bezogen», sagt sie. «Ich habe gehört die Qualität der dortigen Birnen soll sehr gut sein. Darum mache ich dieses Jahr einen Versuch.» Die Qualität der Früchte sei das A und O beim Schnapsbrennen. «Um sicherzustellen, dass nur das Beste in die Maische kommt, rüsten wir alles von Hand», sagt Müller-Ziegler. Beschädigte Stellen, Blätter, Stile und Äste werden rigoros entfernt. Anschliessend werden die Früchte zur Maische zerdrückt und mit Hefe gemischt. Diese Masse kommt in die Gärtanks. Nach vier bis fünf Wochen ist die Maische dann bereit für den Brennofen.
Erfahrung und Tradition
«Das Rüsten ist der härteste Teil der Arbeit», sagt Müller-Ziegler. Beim Brennen geht es dagegen eher gemütlich zu und her. Konzentration ist aber auch dort gefordert. «Ich muss die ganze Zeit hier sein und die Hitze kontrollieren», sagt Müller-Ziegler. Neue Anlagen haben einen Gasbrenner, doch der Brennapparat der Distillerie Heimat wird noch mit einem alten Holzofen betrieben. «Diese traditionelle Technik macht für mich den Charme aus», sagt Müller-Ziegler.
Der Umgang damit braucht aber Erfahrung: kein Problem für die 42-Jährige. «Schon als Kind half ich meinem Vater in der Distillerie.» Dieser hatte das Handwerk ebenfalls von seinem Vater gelernt, der die Brennerei einst gegründet hatte. 2012 übernahm Müller-Ziegler den Familienbetrieb. Pro Jahr verarbeitet sie gut zehn Tonnen Zwetschgen, Kirschen und Obst sowie 10 000 Liter Most. «Daraus stellen wir rund 2000 Liter Schnaps her», sagt sie. Neben dem Heimat Chrüter, gebrannt nach einem Rezept des Grossvaters, gehören auch Pflümli, Kirsch oder Williams zum Sortiment. Für ihre Brände wurde die Müller-Ziegler schon mehrmals ausgezeichnet.
Der eigene kleine Laden
Ihre Produkte verkauft Müller-Ziegler in der eigenen Ladenecke – direkt im Brennstübli. Neben den edlen Tropfen gibt es dort auch Zubehör wie Gläser, ein Kaffee-Luz-Set oder arrangierte Geschenkkörbe, mit einer Auswahl ihrer Brände, zu kaufen. «Davon leben kann ich aber nicht», sagt sie. «Ich bin Hausfrau und Mutter – die Distillerie führe ich nur nebenbei.»
Entsprechend hat sie auch nicht jeden Tag geöffnet. Jetzt, während der Produktionszeit im Herbst, sei sie aber auch ausserhalb der Öffnungszeiten oft im Brennstübli anzutreffen. «Wenn die Tür offen steht, bin ich hier. Dann kann man auch einfach auf einen spontanen Besuch vorbeikommen.»
Das Brennstübli und der Laden sind am Dienstag, 13.30 bis 15.30 Uhr und am Donnerstag, 17 bis 19.30 Uhr geöffnet.
www.distillerie-heimat.ch