Wo gibts die grössten Parkplätze? – Mit dem Massband in den Tiefgaragen
Für einen BMW X6 gibt es sicher idealere Orte als das Marktgasse-Parkhaus in Dübendorf. Mit einer Breite von 1,983 Metern – ohne Rückspiegel wohlgemerkt – füllt der wuchtige Bayer die meisten Parkfelder praktisch aus. Die sind in der besagten Unterniveaugarage mit 2,20 Metern nämlich so eng wie sonst kaum in der Region. Viel Platz bleibt da nicht zum Ein- und Aussteigen, es sei denn, der Parkplatznachbar ist ein Smart. Zwar gibt es im Parkhaus auch einige breitere Parkplätze, aber die werden von ortskundigen Autofahrern natürlich als erstes besetzt.
«Ein normaler Parkplatz sollte eine Breite von 2,5 Meter und eine Länge von 5 Meter haben», sagt Anton Keller, der beim TCS die Bereiche Mobilitätsberatung und Verkehrssicherheit leitet. Bei diesen Zahlen handelt es sich um eine Empfehlung des Schweizerischen Verbandes der Strassen- und Verkehrsfachleute VSS. Die Gemeinden können sich bei Baueingaben auf die VSS-Norm berufen und die Einhaltung einfordern. Ist das nicht der Fall, dann ist eine Abweichung möglich – die kommunale Bauordnung hat oberste Priorität.
Extra-Parkplätze für SUV
«Wenn die Norm eingehalten wird, dann hat man auch mit einem etwas grösseren Auto gut Platz», sagt Keller. Das Problem sei einerseits, dass die Autos immer breiter würden. So sei der aktuelle VW Golf gegenüber dem Golf 1 aus dem Jahr 1974 ganze 19 Zentimeter breiter. Insgesamt benötige der neue Golf 7 nicht weniger als 28 Prozent mehr Parkfläche. Auf der anderen Seite seien die Parkfelder in den letzten Jahren nicht breiter geworden. Im Gegenteil: «Erhebungen des TCS haben ergeben, dass die Parkplätze an gewissen Orten sogar eher schmäler wurden», so Keller. Das Ganze sei ein zweischneidiges Schwert. Denn gerade in Städten, in denen um jede Parkmöglichkeit gekämpft werde, sei es auch keine Lösung, schmale Parkplätze auf Kosten der Parkplatzzahl zu verbreitern.
Ein paar Meter weiter in der Parkgarage des frisch renovierten City Centers zeigt sich eine ganz andere Situation. Hier messen die schmalsten Parkplätze 2,4 Meter. Dazu gibt es extrabreite «Hello-Family»-Parkplätze, auf denen links und rechts locker ein Kinderwagen Platz hat. Ausserdem nimmt Coop den allgemeinen Trend zur Individualisierung auf und bietet spezielle Parkplätze unter freiem Himmel für SUV und Geländewagen an. Dies auch vor dem Hintergrund, dass das Parkhaus mit 1,8 Meter doch recht niedrig ist. Die Tiefgarage in der Überbauung Inside wiederum ist etwas für Kenner, die wissen, wo sich die extrabreiten Plätze befinden. Mit einer Mindestbreite von 2,7 Metern ist man aber ohnehin gut bedient.
Quer einparkieren ist möglich
Mustergültig sind die zwei grossen Einkaufszentren in Volketswil. Sowohl Zänti als auch Volkiland halten sich genau an die VSS-Norm. In Uster liegen Parkplatzhimmel und -hölle recht nah beieinander. Im Illuster ist die Fahrt durchs Parkhaus aufgrund der Umbauarbeiten derzeit kein grosses Vergnügen, und im Uschter 77 fühlt man sich bei einer Mindestbreite von 2,3 Metern doch recht beengt.
Die Einfahrt im neuen Coop Lichthof wurde mittlerweile verbessert, eng bleibt aber die Gasse zwischen den Parkplatzreihen, was das Ein- und Ausparken schwierig macht. Allerdings gibt es diverse breite Parkplätze, die dafür entschädigen. Den Rekord hält eine Luxusausführung mit sage und schreibe 6,05 Metern Breite, in den man auch locker quer einparkieren könnte. Der Platz ist für Leute mit einem Monstertruck, die gerne mit einer Hechtrolle aus dem Auto steigen und würde sich auch gut als Single-Parkplatz eignen: Erst teilt man sich den Parkplatz, und danach Tisch und Bett.
Kunden wollen Platz
Gemäss Coop-Mediensprecher Ramon Gander beträgt die Mindestbreite bei Parkplätzen 2,5 Meter. An Standorten mit wenig Platz werde zugunsten der Anzahl Parkplätze eher auf eine generelle Verbreiterung verzichtet, so Gander. Bei grosszügigen Platzverhältnissen sei das etwas anderes, «dort bieten wir breitere Parkfelder an».
Die Konkurrentin Migros Zürich und Migros Oberland realisiert bei Neubauten Parkplätze mit mindestens 2,65 Meter Breite, wie Mediensprecher Andreas Bühler sagt. Das werde von der Kundschaft auch sehr geschätzt. «Ausreichend breite Parkplätze sind ein wichtiges Argument bei der Wahl des Einkaufsorts», weiss Bühler. Allerdings sei die Migros an vielen Standorten nur Mieterin und könne deshalb die Parkierungssituation nur beschränkt beeinflussen.
Breit, aber geschlossen
Im Parkhaus des Oberland Märts in Wetzikon ist es mit 2,4 Metern relativ eng, durch eine neue Markierung wurden aber ein gutes Dutzend Parkplätze markant auf 3,7 Meter verbreitet. Im Zentrum Möwe sind dann wieder Insiderwissen und Glück nötig, um die besten Parkplätze zu ergattern.
In der Industrie Wässeri in Hinwil nützen auch Ortskenntnisse nichts: Im Coop werden die Parkplätze auch nach langem Suchen nicht breiter als 2,35 Meter, und beim Jumbo Maximo gibt es nicht mehr als 2,4 Meter – egal ob ober- oder unterirdisch. Grosszügiger Platz hätte das Manor-Parkhaus, doch das ist wegen Umbauarbeiten geschlossen.
In Rüti bleibt die beiden Grossverteiler unter den Empfehlungen des VSS. Coop bietet dazu aber noch einige breitere Parkplätze an.
Delle ist vorprogrammiert
Wer mit einer Familienkutsche im Effimärt in Effretikon einkaufen geht, muss angesichts der 2,3 Meter breiten Parkfelder beim Ein- und Aussteigen den Bauch einziehen. Ein Renault Espace zum Beispiel ist ohne Rückspiegel 1,89 Meter breit, da ist die Delle am Nachbarauto fast schon vorprogrammiert. In Pfäffikon zeigt sich Coop deutlich grosszügiger als die Migros, wogegen das Duell der beiden Grossverteiler in Fehraltorf zugunsten des Orangen Riesen ausgeht.
Und was ist mit den beiden Discountern Aldi und Lidl? Beide halten nach eigenen Angaben in jedem Fall die VSS-Norm ein und streben nach Möglichkeit eine Breite von 2,7 Metern an. Lidl gibt zudem an, zwischen den Parkplatzreihen eine Fahrspur von mindestens 7 Metern zu belassen, «damit ist die Navigation noch komfortabler», so Mediensprecherin Corina Milz.