Tieren im Ausland helfen – Ja, aber...
Oftmals ist man im Ausland mit Missständen konfrontiert welche entsetzen. Man fühlt sich hilflos und möchte einfach nur helfen. Gerade in der Ferienzeit nehmen die Meldungen von Schweizern zu, welche über verletzte, kranke und misshandelte Fälle direkt von ihren Ferienorten berichten und um Hilfe bitten.
Claudia Schärer, Tierschutzfachfrau beim Tierschutzverein Winterthur und Umgebung, weiss aus eigener Erfahrung, wie sehr einen das Tierleid mitnimmt. Sie selbst arbeitet seit vielen Jahren auch im Auslandtierschutz, hauptsächlich in Griechenland, und berichtet: «Tierschutz ist immer eine Gratwanderung zwischen helfen können und akzeptieren müssen, gerade im Ausland. Das Wichtigste ist, dass man vor Ort Kontakte knüpft, denn Direkthilfe aus der Schweiz ist meist nicht möglich. Ich empfehle auch immer schon vor dem Urlaub, Informationen zur Feriendestination einzuholen und sich zu erkundigen, wo sich in der Nähe ein Tierheim oder ein Tierschutzverein befindet. So weiss man gleich, wohin man sich im Notfall wenden kann.» Zudem sollte man sich immer auch im Hotel, beim Reiseveranstalter und so weiter beschweren, « denn als Tourist hat man viel Einfluss. Je mehr Touristen sich über Missstände beklagen, desto eher ändert sich auch langfristig etwas, denn viele Destinationen sind auf die Umsätze mit Urlaubern angewiesen», ist Claudia Schärer überzeugt.
Oft mangelt es an Sachspenden
Grundsätzlich sei eine Unterstützung vor Ort immer die nachhaltigste Hilfe, die man überhaupt leisten könne, so Schärer. «Kontaktieren Sie den lokalen Tierschutzverein, fragen Sie nach, ob eventuell auch schon mit Sachspenden aus der Schweiz geholfen wäre und was am dringendsten benötigt werde. Vielfach mangelt es an so manchem, und mitgebrachte Transportboxen, Leinen, Halsbänder und vieles mehr sind den Tierschützern oftmals eine grosse Hilfe.»
Füttern vor Ort unterlassen
Was hingegen weniger hilfreich sei, ist das Füttern der Tiere vor Ort. «Für viele tierliebe Touristen jedoch gehört es schon fast zu einem Urlaub mit dazu, während ihres Aufenthaltes regelmässig Strassentiere zu füttern und damit auch ein Stück weit ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Das hohe Futterangebot während der Touristensaison führt jedoch regelmässig zu einem Anstieg der Populationen, da sich Tiere, welche genügend Futter zur Verfügung haben, auch dementsprechend schnell vermehren. Nach der Saison, wenn alle Touristen abgereist sind, müssen sie umso mehr ums Überleben kämpfen.»
Hände weg vom Import
Auch Hände weg von einem Import auf eigene Faust, so die Tierschutzfachfrau. «So sehr einem ein Tier auch leid tun mag, nehmen sie keinesfalls einfach ein Tier aus den Ferien mit nach Hause.» Regelmässig werde sie von verzweifelten Tierhaltern kontaktiert, deren Liebling entweder gleich an der Schweizer Grenze oder später, nach dem ersten Tierarztbesuch, beschlagnahmt würde. «Meist ist es dann für guten Rat aber schon viel zu spät, denn an die geltenden Gesetze hat sich jedermann zu halten, und das Tier muss ins Ursprungsland rückgeführt – oder noch viel Schlimmer – eingeschläfert werden.» Zudem schätzen viele dieser Retter einen vierbeinigen Liebling falsch ein. «Beispielsweise Hunde, die sich bisher von allem möglichem auf der Strasse ernähren mussten, benötigen besondere Zuwendung, um nicht auch hier alles zu verspeisen was sie in der Umgebung finden.»
Für die Mitnahme eines Tiers aus dem Ausland benötigt es einiges an Vorabklärungen und medizinischen Unterlagen. Genaue Auskünfte erhält man beim Bundesamt für Lebensmittel und Veterinärwesen.