Orientalischer Tanz statt Modelkarriere in Mailand
Aufreizende Aufforderung zur Anmache oder gar Ansiedlung im Rotlichtmilieu: Giulia Ruprecht hat die negativen Attribute, die teils in Europa mit Bauchtanz in Verbindung gebracht werden, natürlich schon gehört. Doch mit ihrem Verständnis des orientalischen Tanzes haben diese wenig gemein.
«Man kennt eher das Wort Bauchtanz, davon haben sich viele Tänzerinnen aber vor gut 20 Jahren distanziert. Zum einen, weil man nicht nur den Bauch, sondern den ganzen Körper bewegt, zum anderen, weil der Begriff zu negativ behaftet ist. Auch ich orientiere mich am arabischen Raqs Sharki, was orientalischer Tanz bedeutet», sagt die gebürtige Dübendorferin im Schwerzenbacher Studio Aurea Balance, wo sie für ihre Auftritte probt und in einem wöchentlichen Kurs ihr Können und Wissen an Tanzschülerinnen weitergibt.
Davon hat sie einiges angehäuft, seit sie vor 14 Jahren in den Ferien in Ägypten zum ersten Mal mit dem orientalischen Tanz in Berührung kam. Bis sie selbst den Mut fasste, Unterricht zu nehmen, dauerte es relativ lange. Dann aber war das Feuer für den sinnlichen, weiblichen Tanz endgültig entfacht. «Er ist meine grosse Liebe und lässt mich nicht mehr los.» Vor allem die Vielfalt an möglichen Bewegungen und deren Ausführungen haben es Ruprecht angetan.
Giulia Ruprecht stellt sich vor und erklärt ihre Faszination für den orientalischen Tanz:
Fast jedes Wochenende ein Auftritt
Mit kleineren und grösseren Auftritten an Messen, in Klubs, Restaurants und Shisha-Bars machte sie sich bald einen Namen in der Szene. Mittlerweile bezeichnet sie sich als Professional Oriental Dance Artist und lässt sich über ihre Website auch für Hochzeiten, Geburtstage, Geschäftsanlässe oder andere Feierlichkeiten buchen.
«Ich habe praktisch jedes Wochenende einen Auftritt. Es sind so viele, dass ich auswählen kann. In Absteigen gehe ich auf keinen Fall», sagt Ruprecht. Dadurch minimiere sie auch das Risiko, sich möglichen Anzüglichkeiten von Männern auszuliefern, die schon etwas tiefer ins Glas geschaut hätten. Entsprechende Erfahrungen habe sie allerdings auch früher kaum gemacht.
Abenteuer in Mailand
Die Begeisterung, die Ruprecht aus dem exotisch anmutenden Tanz zieht, zeigt sich bei einigen Kostproben sofort (siehe Video). Aus ihrem Leben zu erzählen hätte sie indes noch viel mehr: Kaum 18-jährig, zog sie nach Mailand, um die Modewelt zu erobern, und kehrte «wegen des zu grossen finanziellen Risikos» erst anderthalb Jahre später zurück in die Schweiz.
«Ich bereue es nicht, dass ich das gemacht habe, denn es war eine tolle Erfahrung», blickt sie zurück. Vereinzelt nehme sie immer noch Modelaufträge an. «Aber es macht mir nicht mehr so viel Spass wie früher. Man ist quasi eine Marionette und muss den Ansprüchen von Modelagenturen und Designern gerecht werden. Beim Tanzen ist man frei und kann sich und dem eigenen Stil treu bleiben. Meine Liebe ist dem Tanz gewidmet.»