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Gesellschaft

300 Menschen solidarisieren sich mit schwulem Lehrer

Regenbogenfahnen prägten am Samstagnachmittag das Ortsbild in Pfäffikon. Hintergrund ist der Vorfall im Schulhaus Obermatt.

Die Teilnehmenden der Demonstration zogen auch durch die Seestrasse in Pfäffikon. Überall präsent: Die Regenbogenfahne.

Foto: Bettina Schnider

300 Menschen solidarisieren sich mit schwulem Lehrer

Nach Schul-Eklat in Pfäffikon

Mehrere hundert Menschen haben am Samstag in Pfäffikon demonstriert. Sie wollten ein Zeichen setzen gegen die Vorfälle am Schulhaus Obermatt, wo ein schwuler Lehrer unter Beschuss geriet.

Ein schwuler Lehrer geriet in Pfäffikon ins Kreuzfeuer konservativer Eltern. Zuerst wurde sein Sexualkundeunterricht kritisiert, später wurde er auch persönlich zur Zielscheibe. Heute unterrichtet er nicht mehr an der Schule, er verlor den Rückhalt seiner Vorgesetzten.

Der Fall und die Gründe für seinen Abgang werfen derzeit hohe Wellen. Das zeigte sich auch am Samstagnachmittag in Pfäffikon. Die Juso Zürcher Oberland, die Jungen Grünen Zürcher Oberland sowie das Kollektiv Kritische Lehrpersonen hatten zur Demonstration aufgerufen.

«Wir wollen damit ein Zeichen setzen, dass es im Oberland keinen Platz für Queerfeindlichkeit gibt», sagte Nadja Wirth. Die Pfäffikerin ist Co-Präsidentin der Jungen Grünen Zürcher Oberland.

Gerechnet haben die Organisatoren mit 50 bis 100 Personen, gekommen ist das Dreifache: Etwa 300 Personen marschierten vom Bahnhof Pfäffikon über die Seestrasse zum Schulhaus Obermatt. Dort hatte der schwule Lehrer zuletzt unterrichtet.

An der friedlichen Kundgebung dabei waren nicht nur Anhängerinnen und Anhänger der Jungparteien, sondern auch auffallend viele Familien mit Kindern. Überall präsent waren Regenbogenfahnen.

«Schlechter Witz»

Die sehr durchmischte Zusammensetzung des Demonstrationszugs zeigte sich auch während des Marschs: Während am vorderen Ende Parolen wie «We’re here, we’re queer, we won’t disapper» (zu Deutsch: «Wir sind hier, wir sind queer, wir werden nicht verschwinden») skandiert wurden, war es im hinteren Teil vergleichsweise ruhig.

Einig waren sie sich jedoch alle: Der schwule Lehrer wurde von der Schule Pfäffikon diskriminiert und musste deshalb gehen. In ihrer Rede auf dem Pausenplatz des Schulhauses ging Eda Akdemir von der Juso Zürcher Oberland deshalb mit den Verantwortlichen hart ins Gericht: «Sie haben alle kläglich versagt.»

Sie las dabei auch aus dem Stelleninserat für eine Lehrperson für die sechste Klasse am Schulhaus Obermatt vor, mutmasslich die Stelle des ehemaligen Lehrers.

Darin steht unter anderem, dass die Schule sich «an der Vielfalt orientiert und einen differenzierten Umgang mit Heterogenität pflegt» und die Schulleitung die Schule transparent führt. Es folgten Buhrufe aus der Menge. Akdemir bezeichnete das Stelleninserat als «schlechten Witz». Auch die Erklärungen der Schule sind für die Pfäffikerin unglaubwürdig.

Die Schulpflege hat in der Zwischenzeit zwar Fehler zugegeben, unter anderem sei es zu «Unregelmässigkeiten im Prozess zwischen Schulleitung, Leiter Bildung und Schulpflege» gekommen. Sie bestreitet jedoch, dass die Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit den Druckversuchen der Eltern zu tun hatte und spricht von «vielschichtigen Gründen», die teils weit zurückliegen würden. Die Behörde will die Vorgänge nun mit externer Unterstützung überprüfen.

Die Demo-Teilnehmer kaufen die Erklärungen nicht ab. «Ich bin total empört und sehr enttäuscht von dem, was hier in Pfäffikon vorgefallen ist», sagte eine Oberländerin. Sie will wie die anderen angefragten Teilnehmer der Demo ihren Namen nicht öffentlich preisgeben. «Es ist wichtig, dass wir ein Zeichen setzen gegen den Entscheid der Schulleitung.»

Für eine weitere Teilnehmerin, die mit ihrem Sohn im Kinderwagen dabei war, ging es ebenfalls darum, sich solidarisch zu zeigen. «Es reicht nämlich nicht, wenn sich einfach ein paar wenige wehren», meinte sie. Für sie ist klar, dass der Lehrer aufgrund seiner sexuellen Orientierung von der Schule diskriminiert wurde.

Ähnlich klang es bei einem Pfäffiker, der mit seiner Partnerin und zwei kleinen Kindern an der Demonstration teilnahm. «Normalerweise sind wir nicht so aktiv», betonte er. «Aber es ist wichtig, dass nicht nur Betroffene aufschreien, sondern die breite Bevölkerung.»

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