Fussballer ächzen unter Zwergen-Duschen
Gian ist 16 Jahre alt und spielt bei den Junioren Bb des FC Uster. Jeden Montag trainiert er für rund eineinhalb Stunden auf der Heusser-Staub-Wiese. In seine Trainingstasche packt er jeweils Trikot, Hose, Schienbeinschoner, Stulpen und Fussballschuhe. Handtuch und frische Unterwäsche lässt er daheim. Denn Gian duscht lieber zu Hause. In den Garderoben-Containern auf der Heusser-Staub-Anlage sind die Duschen auf einer Höhe von ungefähr 1,7 Metern befestigt. Der gross gewachsene Gian müsste in die Knie gehen, damit er seine Haare unter den Wasserstrahl halten könnte.
Etwas für die Fasnachtszeitung
Die zu niedrig hängenden Duschbrausen auf der Anlage Heusser-Staub geben zu reden: Nicht nur in den Kabinen, wo Fussballer, Abwart und Schiedsrichter ihre Sprüche machen, sondern auch auf dem politischen Parkett. Im Rahmen der letzten Sitzung des Ustermer Parlaments gab Gemeinderat Ivo Koller (BDP) eine persönliche Erklärung ab: «Dass im neuen Garderobenprovisorium sämtliche Duschbrausen zu niedrig angebracht wurden, ist ein Fall für die Fasnachtszeitung», sagte er. Er sei der Meinung, dass man bei einem Betrag von 680’000 Franken «den Kopf und nicht nur den Hals waschen können sollte.» Hinzu komme, dass es in den Kabinen schon im Frühling «tropisch heiss» sei und den Fussballern aufgrund des Sauerstoffmangels bereits in der Garderobe die Luft ausgehe.
Den Kredit für die sechs Container-Garderoben mit Dusch- und WC-Anlagen hatte der Ustermer Gemeinderat im November 2013 gesprochen. Das inzwischen abgerissene Garderobengebäude des FC Uster bei der Heusser-Staub-Wiese war in schlechtem Zustand, die Container sollen es für die nächsten fünf Jahre ersetzen. Ab dann ist geplant, den Fussball auf der Anlage Buchholz zu konzentrieren.
Experiment in der Schiri-Kabine
Die Stadt habe den Auftrag für die Anfertigung der Container ausgeschrieben, sagt Anita Bernhard, die Abteilungsleiterin Gesundheit der Stadt Uster. Bezüglich Höhe der Duschbrausen habe man keine Auflagen gemacht. «Wir vertrauten auf den gesunden Menschenverstand des Herstellers», sagt Bernhard. Dass die Duschen nun zu niedrig hängen, erklärt sie sich damit, dass die Leitungen unterhalb der Duschkabine durchgezogen wurden und deshalb der Boden erhöht werden musste. Die Stadt Uster habe das Problem erkannt und arbeite gemeinsam mit dem FC Uster an einer Lösung. Denkbar sei, die Brausen höher zu hängen ein entsprechender Versuch hat man in der Schiedsrichtergarderobe bereits durchgeführt. Gemäss einer anderen Variante sollen die Duschen an der Decke befestigt werden. Dies sei zwar mit geringen Zusatzkosten verbunden, doch würde man sich auch bei dieser Option innerhalb des gesprochenen Kredits bewegen.
Beim FC Uster möchte man sich über die Fehlkonstruktion nicht beschweren: «Wir sind der Stadt für die neuen Garderoben dankbar», sagt Vereinspräsident Urban Osterwalder. Die neuen Kabinen seien für den FCU auch mit Vorteilen verbunden: Die abschliessbare Gangtüre erlaube zum Beispiel, neu eine unkomplizierte Geschlechtertrennung. Ivo Koller möchte nach seiner im Gemeinderat vorgetragenen Erklärung von weiteren Schritten absehen. «Auch wenn es sich um ein Provisorium handelt, das nächste Mal muss eine bessere Lösung her», sagt er aber.