Dank zwei Oberländerinnen gibt es jetzt auch Matcha mit Sprudel
Von Matcha, Mut und dem Miteinander
Zwei Frauen, ein Traum, ein Getränk: Mit Soully entwickeln Maresa Tennigkeit und Camille Zingg das erste Schweizer Matcha Soda.
Wenn in der Gemeinde Dürnten die Sonne aufgeht, sind Maresa Tennigkeit und Camille Zingg schon längst auf den Beinen. Zingg hat bereits ihre Laufschuhe geschnürt und ist bereit für ihre morgendliche Joggingrunde. Tennigkeit bringt sich derweil im Fitnessstudio in Schwung. Disziplin und Ehrgeiz scheinen die beiden Oberländerinnen aber nicht nur in Sachen Sport an den Tag zu legen.
Gemeinsam haben sie das erste Matcha Soda in der Schweiz auf den Markt gebracht. Seit gut einem Jahr betreiben sie mit der Soully GmbH ihr eigenes Getränkeunternehmen, das neben dem neuartigen Soda auch Matcha Pulver im Sortiment anbietet.
Von Lernbuddies zu Geschäftspartnerinnen
Dass es letztlich überhaupt zur Gründung eines eigenen Unternehmens kam, war unter anderem auch dem Zufall zu verdanken.
Kennengelernt haben sich die beiden 2023 während ihres Masterstudiums in Business Management in Madrid. «Beim Einführungstag sassen wir zufällig nebeneinander und kamen ins Gespräch», erinnert sich Camille Zingg aus Tann.
«Wir lieben den Geschmack von Matcha und dass er uns einen Energiekick gibt.»
Maresa Tennigkeit, Co-Gründerin von Soully
Der Funke sprang über, schon bald lernten sie Seite an Seite. Beim Pauken half ihnen das Getränk Matcha Latte, wach und konzentriert zu bleiben. Das ist eine Mischung aus Milch und Matcha, einem gemahlenen Grüntee aus Japan. «Wir lieben den Geschmack von Matcha und dass er uns einen Energiekick gibt», sagt Maresa Tennigkeit aus Deutschland.
Doch in Madrids Sommerhitze erwies sich der milchige Matcha als eher schwere Kost. «Also dachten wir, warum nicht etwas Erfrischenderes daraus kreieren? Etwa ein Matcha Soda.» Der Geistesblitz kam genau richtig, die beiden hatten nämlich schon länger mit dem Gedanken gespielt, sich selbständig zu machen.
Auf die Idee liessen sie sogleich Taten folgen und begannen, an der Rezeptur herumzuexperimentieren. «Es schmeckt gut!», meldeten ihre Mitstudierenden nach der ersten Probeverkostung zurück, doch ihre verzogenen Münder erzählten eine andere Geschichte, sagt die 26-jährige Dürntnerin mit einem Augenzwinkern.
Sieben Monate Tüftelei
Da das Masterstudium in Madrid nur ein Jahr dauerte, blieb den beiden nicht viel Zeit übrig, die Rezeptur zu perfektionieren. Nach dem Master kehrte Zingg nach Tann zurück, Tennigkeit vorerst nach Deutschland. Lange blieb sie dort jedoch nicht. Wenige Tage später fuhr sie mit gepacktem Auto in die Schweiz, um bei ihrer neu gewonnenen Kollegin einzuziehen.

«Wir haben das Projekt nie hinterfragt. Wir haben uns einfach auf unser Bauchgefühl verlassen», sagt die 25-Jährige zu ihrer Entscheidung, ins Oberland zu ziehen.
Seit dem Einzug von Tennigkeit arbeiteten sie Tag für Tag an der Rezeptur ihres Sodas weiter. «Wir wollten ein Matcha Soda ohne künstliche Zusätze kreieren, das Energie liefert und gut schmeckt», waren sich die beiden Dürtnerinnen einig. Nach sieben Monaten intensiver Tüftelei mit Lebensmittelwissenschaftlern in Bern hatten sie den Geschmack endlich getroffen. Die Basis des Getränks: Sprudelwasser, Zitrone, Agave und natürlich Matcha.
Mit dem fertigen Geschmack im Gepäck begann für die beiden Gründerinnen der nächste Schritt. Während das Duo die Produktion ihres Sodas nach Bern auslagerte, übernahmen sie Vertrieb und Marketing selbst. Mit vollem Einsatz.
Sie packten die Glasflaschen in einen grossen Koffer und liefen damit quer durch Zürich. «Wir haben in den Restaurants und Bars unsere Geschichte erzählt und Soully persönlich vorgestellt», berichtet die gebürtige Münchnerin. Camille Zingg ergänzt: «Es wird unterschätzt, wie wichtig der persönliche Kontakt in der Gastronomie ist.»
Mittlerweile kann man Soully aber nicht nur in Gastrobetrieben finden. Die Jungunternehmerinnen sind auch auf Events mit ihrem Getränk präsent – sei es bei Pilates-Stunden, Offline-Dating-Events oder Day Raves.
Und der Einsatz zahlt sich aus. Heute gibt es Soully in über 70 Gastrobetrieben in der Deutschschweiz. Zudem verkaufen die Oberländerinnen ihr Getränk über ihre Website. «Am Anfang mussten wir alle anfragen, jetzt ist es umgekehrt», sagt Zingg stolz.
Wo es das Matcha Soda gibt
Die Matcha Limonade, die «leicht süss-sauer und spritzig» schmeckt, ist im Oberland noch in keinem Lokal erhältlich. In Zürich und Rapperswil gibt es hingegen Verkaufsstellen. Alternativ kann man die Limonade auch als 6er- oder 12er-Pack für je Fr. 3.50 pro Flasche online auf drinksoully.com bestellen. Dort findet man auch eine Übersicht der Standorte, die das Getränk anbieten. (tin)
Heute können die beiden ihre privaten Grundkosten decken, leben vollberuflich von Soully und arbeiten fünfeinhalb Tage die Woche. «Früher waren es sieben», sagt Tennigkeit. Doch anstatt sich zurückzulehnen, feilen sie weiter an ihrem Produkt.
Auf zu neuen Ufern
Bisher stammt ihr Matcha aus Japan, doch das soll sich ändern. Weil der Grüntee weltweit im Trend liegt, stösst die japanische Produktion zunehmend an ihre Grenzen. Die zwei Selbständigen planen daher, ihren eigenen Matcha in Kenia anzubauen, als Erste überhaupt. «Wir haben ChatGPT gefragt, wo ähnliche Klimabedingungen herrschen wie in Japan», erzählt Zingg mit einem Schmunzeln.
So sind sie auf Kenia gestossen. Und wie es der Zufall wollte, ist sie dort zeitweise aufgewachsen. Ein Teil ihrer Verwandten, die in Kenia wohnen, verfügen über Kontakte zu einem lokalen Landwirtschaftsprojekt. Ab dem Frühjahr 2026 soll der Soully Matcha dann vollständig aus kenianischer Eigenproduktion stammen.
Weiterentwickeln wollen die Unternehmerinnen aber auch die Optik. Denn noch ist das Getränk leicht bräunlich, ein Dorn im Auge der Gründerinnen. «Wir wollen es grüner machen.» Auf einer Getränkemesse entdeckten die Unternehmerinnen natürliche Farbstoffe wie Spirulina und Kurkuma, die in Kombination das gewünschte Grün erzeugen.
Nicht nur die Flüssigkeit soll in einem neuen Look erstrahlen, sondern auch die Verpackung. Neben der Glasflasche soll es das Getränk bald in Dosen geben.
Zudem verfolgen sie ein ehrgeiziges Ziel: Eines Tags wollen sie mit ihrem Matcha Soda alle deutschsprachigen Nachbarländer beliefern. Erste Anfragen aus Tennigkeits Heimat Deutschland gibt es bereits.
Frauenpower in der Getränkebranche
Doch Erfolg kommt nicht ohne Herausforderungen, besonders in einer Branche, die nach wie vor von Männern dominiert wird. «An einer Getränkemesse wurden wir für Marketing-Praktikantinnen gehalten», erzählt Zingg. Während männliche Teilnehmer sofort angesprochen wurden, wurden sie ignoriert. «Erst als wir erklärten, dass wir selbst Unternehmerinnen im Getränkemarkt sind, wurden wir ernst genommen.»
Ungeachtet solcher Erfahrungen lassen sie sich nicht entmutigen. «Wir wollen zeigen, dass auch Frauen in dieser Branche erfolgreich sein können.»