Shisha Heaven streicht Wasserpfeife aus dem Sortiment
Trendwende hin zur Vape
Der Onlinehändler aus Illnau-Effretikon setzt künftig nur noch auf E-Zigaretten. Das ist der Grund.
«Ausverkauf: Shisha, Tabak und Zubehör – bis zu 80 Prozent». Das knallrote Banner auf www.shisha-heaven.ch ist nicht zu übersehen. Zu Rausverkaufpreisen bestellt werden können mit Minze, Gurke, Zimt und Vanille gerade mal noch vier aromatisierte Tabaksorten für Shishas. Alle Übrigen? Nicht mehr erhältlich. Orientalische Wasserpfeifen oder auch Shisha-Zubehör sucht man im Onlineshop unterdessen ebenfalls vergebens. Ausverkauft.
«Ja, wir nehmen sämtliche klassischen Shisha-Artikel aus unserem Sortiment», bestätigt Tobias Schneider, Geschäftsleiter des in Illnau-Effretikon domizilierten Onlinehändlers. Man wolle sich künftig ausschliesslich auf den Verkauf von elektronischen Zigaretten und deren Zubehör konzentrieren.
Grund für den Strategiewechsel sei der sich seit rund zwei Jahren abzeichnende Trend weg von der klassischen Wasserpfeife hin zu den E-Zigaretten oder Vapes. «Die neue Generation der E-Zigaretten bietet dank verschiedener Tabaksorten ein vergleichbares Raucherlebnis wie die traditionelle Shisha, ist aber viel einfacher im Handling.»
Während der Coronapandemie gegründet
Shisha Heaven wurde 2021 im Kanton Nidwalden gegründet und beschäftigt unterdessen 16 Mitarbeitende. Seit August 2023 befinden sich die Büro- und Lagerräume in Illnau an der Länggstrasse in der dortigen Industrie.
Der Onlineshop sei ein eigentliches Corona-Baby, erzählt Tobias Schneider. Er habe damals als Marketingleiter in einem Reisebüro gearbeitet. «Als wir wegen der Pandemie in Kurzarbeit waren, haben zwei Kollegen und ich kurzerhand beschlossen, uns mit einer Onlineplattform für Shishas selbstständig zu machen.»
Der Zeitpunkt sei perfekt gewesen. «2015 hatte der Hype um die orientalische Wasserpfeife auch die Schweiz erreicht, und überall im Land ploppten die Shisha-Bars und -Shops Pilzen gleich nur so aus dem Boden. Während der Lockdowns sind dann viele Kundinnen und Kunden auf den Onlinehandel ausgewichen.»
Convenience löst Tradition auch bei der Shisha ab
Bis vor zwei Jahren sei der Verkauf der Shishas auf Shisha Heaven denn auch bestens gelaufen, führt Tobias Schneider weiter aus. Unterdessen habe sich der Markt jedoch stark gewandelt. «Das sieht man auch an den zahlreichen Shisha-Geschäften in der Schweiz, die ihr Sortiment auf Vapes umgestellt haben oder ihre Pforten sogar ganz schliessen mussten.» Auch bekannte Hersteller seien unter Druck geraten. «Im April 2025 musste beispielsweise der deutsche Premium-Shisha-Produzent AEON Insolvenz anmelden.»
Dass nun auch Shisha Heaven die Konsequenzen zieht und sich von den klassischen Shisha-Produkten verabschiedet, sei daher nur konsequent. «Die Masse bevorzugt nun einmal Convenienceprodukte. Der Trend hin zu den elektronischen Vapes ist sinnbildlich für den Wertewandel in der Gesellschaft.»
Dazu komme, dass die Margen bei den Shisha-Produkten tief, die Lagerung und das Handling gleichzeitig aber aufwendig seien. «Das Sortiment nur für ein paar eingefleischte Liebhaber des geschichtsträchtigen Originals beizubehalten, macht für uns aus diesem Grund doppelt keinen Sinn.»
Grossteil des Umsatzes mit Vape-Produkten
Wirtschaftliche Einbussen befürchtet Geschäftsleiter Schneider wegen der Auslistung keine, wie er sagt. «Wir erzielen bereits heute 95 Prozent unseres Umsatzes mit elektronischen Vape-Produkten.» Dass sie ihr Business damals mit viel Leidenschaft für die klassische Shisha gestartet hätten, mache den Strategiewechsel zumindest emotional aber nicht ganz einfach.
Ein Shisha Heaven ohne Shisha also. Ein Widerspruch – oder doch nicht? Tobias Schneider schmunzelt. «Shisha Heaven hat sich in den fünf Jahren seit seiner Gründung bei unterdessen mehr als 80’000 Kundinnen und Kunden einen Namen gemacht», sagt er. Diesen jetzt auszuwechseln, sei daher keine Option. «Aber klar, wenn wir unsere Firma heute gründen würden, würden wir uns sicherlich einen anderen Namen zulegen.»