«Neue Wege, neue Chancen» – Bäcker Montanari in Wetzikon erfindet sich neu
Strategische Kehrtwende
Es ist eine komplett neue Strategie. Die Bäckerei-Konditorei Montanari konzentriert sich künftig auf Catering und Lieferservice. Das Café und der Laden in Robenhausen werden geschlossen.
«Es ist ein strategischer Entscheid», erklärt Markus Montanari, der die gleichnamige Bäckerei-Konditorei in Robenhausen in der dritten Generation führt. Der 52-Jährige ist nicht nur Bäckermeister, sondern hat auch ein Studium in Betriebswirtschaft abgeschlossen, Schwerpunkt «Change Management», also das Umsetzen von grundlegenden Veränderungen in Unternehmen.
Dabei hat er sich intensiv mit der Frage nach der Zukunft der Firma befasst, die sein Grossvater Josef vor 90 Jahren gegründet hatte. Resultat: «Wir sind zum Schluss gekommen, das Geschäft neu zu positionieren. Wir gehen einen Schritt zurück, um zwei Schritte nach vorn zu machen.»
Geschäftsfelder mit Wachstumspotenzial
Konkret will sich Montanari auf jene Geschäftsfelder konzentrieren, in denen er das grösste Wachstumspotenzial und die höchste Wertschöpfung sieht. Das sind das Catering, der Lieferservice und der Znüniservice für Firmen oder Schulen. Den Laden und das Café an der Dorfstrasse 17 werden er und seine Frau Barbara am 26. Juli für immer schliessen: «Das ist kein Schnellschuss. Wir haben uns das lange und gut überlegt.»
Der Bäckermeister und Unternehmer benutzt das Wort «wir» in diesem Zusammenhang ganz bewusst. Der strategische Entscheid sei in der Diskussion von drei Generationen gefällt worden: «Meine Frau und ich, unsere drei Kinder und meine Eltern Max und Hedy waren involviert.» Am Ende sei man sich einig gewesen.
Investitionsbedarf, Gewohnheiten und Fernwärme
Dass die Familie Montanari den Laden und das Café genau jetzt schliesst, hat mehrere Gründe: Die Einrichtung ist in die Jahre gekommen, es besteht ein hoher Investitionsbedarf. So entspricht beispielsweise die Klimatechnik nicht mehr den heutigen Anforderungen. Zudem haben sich die Konsumgewohnheiten in den letzten Jahren verändert. Die Kundschaft erwartet heute, dass bis Ladenschluss das komplette Sortiment in den Regalen liegt – mit kostspieligen Konsequenzen für die Bäckerbranche.
Und es gibt noch einen dritten Grund: Der heisst Fernwärme Wetzikon. Bis 2028 wird auch Robenhausen an den Wärmeverbund angeschlossen – mit allen Konsequenzen wie Baustellen, aufgerissenen Strassen und versperrten Zufahrten. «Die Baustelle wird kommen. Und sie wird Folgen haben», sagt Montanari.
Auch Private können bestellen
Mit der Konzentration auf die ertragreichen Geschäftsbereiche will er sein Familienunternehmen fit für die Zukunft machen. «Wir sind hier seit Jahren erfolgreich unterwegs und sehen die Veränderung als Chance.» Gerade der Bereich B2B, also das Beliefern von Geschäftskunden mit Zwischenverpflegung, laufe sehr gut. Es wird auch für Private weiterhin möglich sein, Backwaren und Patisserie direkt bei Montanari zu bestellen und liefern zu lassen. «Das ist für mich eine Frage der Wertschätzung unserer Kundinnen und Kunden.» Produziert wird wie bis anhin in Robenhausen.



Das Café mit seinen rund 35 Sitzplätzen soll künftig für private oder geschäftliche Anlässe vermietet werden. Zurzeit beschäftigt das Familienunternehmen 14 Mitarbeitende. Ab August werden es weniger sein. «Einige langjährige Kollegen haben uns aus familiären Gründen oder aufgrund von Pensionierungen verlassen. Für andere wurden passende Anschlusslösungen gefunden», sagt Montanari: «Als Arbeitgeber ist es mir wichtig, meine soziale Verantwortung wahrzunehmen.»
Seine Kundinnen und Kunden informiert der Bäckermeister seit einigen Tagen mit Flyern im Café. Unter dem Titel «Neue Wege, neue Chancen im Montanari-Jubiläumsjahr» werden die Veränderungen im Familienbetrieb erklärt. «Es ist mir klar, dass mit der Schliessung des Ladens und des Cafés etwas wegbricht», sagt Montanari und erzählt von Gästen, die Tränen in den Augen hatten, als sie von der Schliessung des Lokals erfuhren. Aber wie steht es so schön im Flyer: «Die Zeiten ändern sich – und wir ändern uns mit.»
Jubiläumsanlass und Weltrekord am 13. September
Am 13. September feiert die Bäckerei-Konditorei Montanari ihr 90-jähriges Bestehen mit einem grossen Jubiläumsfest.
Im Zentrum steht ein inoffizieller Weltrekord: Markus Montanari und sein Team backen einen 90 Meter langen Russenzopf. Das etwas klebrige, aber sündhaft gute Backwerk ist die unbestrittene Spezialität des Hauses. «Wir werden den Zopf auf Festbänken platzieren, die auf der Dorfstrasse bis zum Restaurant Rössli reichen», erzählt Montanari. «Hoffentlich macht das Wetter mit.»
So wie am 4. September 2010 zum 75-Jahr-Jubiläum. Schon damals hatte Montanari einen Russenzopf in Überlänge gebacken. Für den 75 Meter langen Zopf wurden 35 Tische aneinandergereiht.

Zum Programm am 13. September gehören neben dem inoffiziellen Weltrekord eine Festwirtschaft, ein Wettbewerb und Animationen für die Kinder. Dazu kommen Auftritte der Harmonie Wetzikon und von Musiker (und Ex-ZO-Redaktor) David Kilchör.