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Sie sind Feuer und Flamme fürs Feuerwerk – trotz ungewisser Zukunft

Immer mehr Gemeinden wollen Feuerwerk verbieten. Fünf Freunde aus Rikon haben trotzdem einen Feuerwerksladen übernommen. Das treibt sie an.

Silvio Fernandes (links) und Cinzio Cialdella sind Teil eines Fünfergespanns, das den Feuerwerk-Shop in Rikon betreibt.

Foto: Simon Grässle

Sie sind Feuer und Flamme fürs Feuerwerk – trotz ungewisser Zukunft

Fachgeschäft in Rikon

Bei Feuerwerk & Pyrotechnik in Rikon ist seit Anfang Jahr ein neues Fünfergespann am Drücker. Den Weg in den Laden finden aber nicht nur «Feuerwerk-Freaks».

Hochbetrieb herrscht bei der Feuerwerk & Pyrotechnik AG in Rikon zweimal im Jahr: vor dem 1. August und vor Silvester. Im Verkaufsladen im Industriequartier Schöntal finden Feuerwerksliebhaber alles, was ihr Herz begehrt: von kleinen Wunderkerzen bis zu grossen Feuerwerksbatterien.

Über Jahre war das in der ganzen Region bekannte Fachgeschäft unter der Führung von Renate Keller. Anfang 2024 hat sie den Laden in neue Hände übergeben. Das Geschäft bleibt in der Familie: Kellers Sohn Oliver hat sich bereit erklärt, die Nachfolge der Mutter anzutreten.

Aber allein wollte er das Abenteuer nicht eingehen – und fand in seinem Freundeskreis vier Mitstreiter. Zwei davon sind Cinzio Cialdella und Silvio Fernandes. Sie sind Teil einer grösseren Gruppe von engen Kollegen, die hier gleich neben dem Laden seit etwa zehn Jahren einen Hobbyraum haben.

Die meisten kennen sich schon seit der Jugend und sind in der Gemeinde verwurzelt. Nun sind fünf von ihnen auch Geschäftspartner geworden. Im Dezember 2023 haben sie ihre Aktiengesellschaft gegründet.

Am meisten im Laden anzutreffen ist Silvio Fernandes, die anderen vor allem an den Spitzentagen. «Es ist ein Nebenerwerb als Hobby», hält Cialdella fest. Alle Miteigentümer des Ladens haben noch ein anderes Standbein – und spannen vor allem in der Freizeit für den Feuerwerksverkauf zusammen.

Feuerwerk ist Sprengstoff

Doch so einfach geht das nicht. Obwohl das Ladengeschäft und der Name unverändert bleiben, folgte nach der Firmengründung ein Behördenmarathon. Sie mussten wieder eine neue Bewilligung einholen, damit sie das Feuerwerk überhaupt verkaufen können. «Sogar die Feuerpolizeiabteilung der Gemeinde kam vorbei, um sich vor Ort ein Bild des Ladens zu machen», sagt Cialdella.

Denn auch Feuerwerk zu Vergnügungszwecken fällt in der Schweiz unter die Sprengstoffverordnung des Bunds – einfach so darf man nicht einmal einen kleinen Vulkan verkaufen. Im Frühling war die ersehnte Bewilligung dann auf dem Tisch. Dem ersten grossen Verkauf vor dem Nationalfeiertag stand damit nichts mehr im Weg.

Eine weitere Hürde, die es zu meistern gilt, ist die Konkurrenz. Die Freunde sind jedoch überzeugt, ein gutes Rezept zu haben. «Wir können uns vor allem mit unserem grossen Sortiment von der Konkurrenz abheben», sagt Silvio Fernandes. «Wir kennen auch unsere Produkte und können beraten.» Künftig wollen sie ihr Angebot noch erweitern.

Verkauf durchs ganze Jahr

Interesse am Feuerwerksverkauf besteht indessen nicht nur vor dem Nationalfeiertag und dem Jahreswechsel. «Hier wollen wir es etwas anders machen als unsere Vorgängerin», meint Fernandes. Renate Keller hatte in der Regel zwei Hauptverkaufstage im Jahr, sonst öffnete sie ihren Laden nur auf Anfrage.

Ihre Nachfolger wollen den Feuerwerksverkauf ganzjährig möglich machen und den Laden drei Tage pro Woche regulär öffnen.

Denn die Nachfrage ist da. Und Cialdella betont, dass nicht nur «Feuerwerk-Freaks» den Weg nach Rikon finden, die möglichst aufwendiges und lautes Material suchen.

«Überrascht waren wir bei Diwali», sagt er. Zum hinduistischen Lichterfest im Herbst waren spezielle Wunderkerzen besonders begehrt. Aber auch Vulkane sind stets gefragt. Diese dürfen, da sie nicht laut sind, in vielen Gemeinden das ganze Jahr gezündet werden.

Feuerwerk & Pyrotechnik in Rikon (Zell) hat eine neue Leitung. Wie will sich der Laden in Zeiten von Feuerwerksverboten behaupten?
Vulkane sind nicht nur an Silvester und zum Nationalfeiertag ein Verkaufsschlager.

Anders sieht es bei Raketen oder anderem lärmendem Feuerwerk aus: Vielerorts erlaubt die Polizeiverordnung diese nur am 1. August und zu Neujahr – wer also zum Hochzeitsfest auf laute Knalleffekte setzen will, braucht eine Bewilligung. «Wir weisen beim Verkauf auch auf diese Pflicht hin», sagt Cialdella, «und wir hoffen schon, dass sich alle immer an die geltenden Regeln halten.»

Dazu gehört für ihn nicht nur, dass man Feuerwerk nur dann zündet, wenn es erlaubt ist. «Am nächsten Morgen soll man auch den Abfall entsorgen und sich generell rücksichtsvoll verhalten.»

Dieser Appell hat einen Hintergrund: Die fünf Freunde wissen, dass die Skepsis gegenüber dem Lichterzauber am Himmel zunimmt.

Wie weiter bei einem Verbot?

Bubikon hat im Juni als erste Gemeinde im Kanton ein Verbot von lärmendem Feuerwerk eingeführt – Ausnahmen gibt es nur noch für «besondere Anlässe». Gleich tut es ihr die Nachbargemeinde Hombrechtikon. Und auf eidgenössischer Ebene ist eine Initiative hängig, die privates Feuerwerk fast gänzlich verbannen will.

«Wir sind uns dieser Entwicklung bewusst», hält Cialdella fest. «Und bevor wir den Laden übernommen haben, machten wir uns Gedanken dazu.»

Wenn sich das Verbot ausweitet, ist die Existenz des Geschäfts bedroht. Obwohl Vulkane und Lichtkerzen viele Abnehmer finden – für den Umsatz wichtig sind auch die Verkäufe von Raketen oder Feuerwerksbatterien. Fernandes meint trocken: «Wir hoffen nicht, dass es so weit kommt.»

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