«Krone» in Russikon ist geschlossen, «Metzg» wird verkauft
Ende zweier Traditionsbetriebe
Russikon bangt um seine Dorfbeizen. Die «Krone» ist geschlossen. Und die «Metzg» wird verkauft. Bleibt das Traditionshaus ein Restaurant?
«Es ist traurig», sagt Peter Weber, Besitzer des Landgasthofs zur Krone in Russikon. Der 78-Jährige verkörpert die fünfte Generation, die den traditionellen Familienbetrieb am Kronenweg führt. Doch Peter Weber mag nicht mehr. «Ich bin nicht mehr 20 ...» Wer nach «Krone» und «Russikon» googelt, der findet neben Rezensionen, die das Essen, die Bedienung und die fairen Preise loben, in einem roten Feld die Anmerkung «Vorübergehend geschlossen».
Für Anlässe bleibt die «Krone» geöffnet
Der Tagesbetrieb ist eingestellt. Nur für Anlässe öffnet Weber das Restaurant mit Kegelbahn, Hotelzimmern und grossem Saal mit Bühne nach wie vor.
So spielt das Theater Russikon vom 24. Januar bis 8. Februar 2025 die Gangsterkomödie «Alli und doch niemert» im «Krone»-Saal und macht die kleine Bühne zu jenen Brettern, die die Welt bedeuten. «Ich hatte im Dezember auch verschiedene Gruppen oder einen Chlausabend hier im Haus», erzählt Peter Weber.
1980 hatte er die «Krone» von seinem Vater übernommen und mehr als 40 Jahre geführt. In der Familie hat sich keine Nachfolge gefunden. Doch verkaufen kommt für Weber nicht infrage. Er wohnt seit 78 Jahren in der «Krone»: «Würde ich verkaufen, müsste ich ausziehen. Das will ich auf keinen Fall.»
Nachfolgeproblem auch in der «Metzg»
Rund 150 Meter die Berggasse hinunter steht das Restaurant zur Metzg von Walter Ehrenbold. Die Bezeichnung Traditionsbeiz trifft auch auf die «Metzg» zu. Sein Grossvater habe die Wirtschaft in den 1930er Jahren übernommen, erzählt Ehrenbold. Auch er hat keine Nachfolge innerhalb der Familie gefunden.
Doch im Gegensatz zu Peter Weber ist er zu verkaufen gewillt: «Ich bin bald 65 und habe eine junge Familie. Es ist an der Zeit, den Stab weiterzureichen.» Derzeit laufen Gespräche mit potenziellen Käufern. «Ich hoffe, dass die ‹Metzg› als Speiserestaurant und Treffpunkt im Dorf weiterexistiert», sagt Ehrenbold.

Das Haus mit Baujahr 1890 ist auf dem Immobilienportal Homegate für 3,5 Millionen Franken ausgeschrieben. Zur Liegenschaft, die erst 2014 umfassend saniert worden war, gehören sechs Wohnungen.
Der Zeitpunkt, an dem sich Ehrenbold zurückzieht, ist noch nicht festgelegt. Spätestens im kommenden Frühjahr soll es so weit sein. Bis er einen Käufer findet, will er vorerst weitermachen: «Ein kaltes Restaurant ist für einen Käufer wenig interessant.» Die Zahlen, die er in seiner «Metzg» erwirtschafte, seien immer noch gut. «Es sind keine ökonomischen Gründe, dass ich mich zurückziehe. Es läuft ansprechend.»
Beide Wirte erwähnen im Gespräch die Corona-Pandemie, die im Gastgewerbe vieles verändert hat. «Die Menschen durften nicht mehr in die Restaurants und haben sich anders organisiert. Davon hat sich die Gastronomie nicht mehr erholt», sagt Ehrenbold. «Die Essgewohnheiten haben sich seither verändert», stellt Weber fest. «Die jungen Leute besorgen sich Convenience-Food oder nutzen Take-away-Angebote. Mittags gehen sie nicht mehr ins Restaurant.»
«Alte Garde mit klassischem Angebot»
Walter Ehrenbold bezeichnet sich als «alte Garde mit einem klassischen Angebot». Vielleicht mache sein Nachfolger ja mit einem neuen Konzept weiter. Zu hoffen bleibt, dass sich in der «Metzg» mit einem neuen Besitzer nicht alles ändert. Denn auch hier sprechen die vielen Rezensionen von zufriedenen Gästen eine deutliche Sprache.
Gemeindepräsident Philip Hirsiger (parteilos) bedauert das Ende der «Krone»: «Für ein so kleines Dorf mit einem aktiven Vereinsleben sind Dorfbeizen enorm wichtig.» Hirsiger weiss, wovon er spricht. Der Musiker leitet verschiedene Chöre in der Region. So dirigiert er beispielsweise am Samstag, 21. Dezember, zum 15. Mal den Russiker Ad-hoc-Chor, der in der reformierten Kirche Russikon singt. «Gerade nach Chorproben ist es doch wichtig, anschliessend gemeinsam noch etwas trinken zu gehen.»
Hirsiger hofft, dass es dort weitergeht, und erinnert daran, dass zuletzt immer wieder Restaurants zu Wohnungen umgebaut wurden. Auch Walter Ehrenbold aus der Besitzerfamilie wünscht sich, dass seine «Metzg» eine Beiz bleibt. Doch im Inserat auf Homegate steht unter anderem: «Es besteht auch keine Verpflichtung, das Restaurant als solches weiterzuführen (also auch Umnutzung möglich).»