«Die Energiekosten sind geopolitischen Problemen geschuldet»
Nachgefragt
Der Ustermer Stadtrat Stefan Feldmann (SP) ist auch Verwaltungsratspräsident der Energie Uster AG. Er sagt, die Klagen der Unternehmer seien nachvollziehbar.
Herr Feldmann, Unternehmer in Uster klagen über die hohen Stromkosten. Halten Sie die Klagen für berechtigt?
Stefan Feldmann, Stadtrat und Verwaltungsratspräsident der Energie Uster AG: Die Klagen sind durchaus nachvollziehbar. Hohe Energiekosten können eine erhebliche Belastung für Unternehmen darstellen, insbesondere für kleine oder mittelständische Betriebe, die weniger Spielraum in ihren Budgets haben. Die hohen Energiekosten sind aber vor allem geopolitischen Problemen geschuldet, und das Preisniveau ist überall, nicht nur in Uster, in den letzten beiden Jahren gestiegen. Nun zeichnet sich aber eine Trendwende ab.
Die Preise für Unternehmen liegen in Uster über dem Schweizer Durchschnitt. Gleichzeitig will die Stadt attraktiv für Unternehmen sein. Ist das nicht ein Widerspruch?
Nein. Die Qualität eines Standorts ergibt sich aus ganz unterschiedlichen Standortfaktoren. Dazu zählen neben den Energiekosten auch die Infrastruktur der Gemeinde, die Verfügbarkeit von Wohnraum, die Qualität von Bildungseinrichtungen, die Nähe zu Innovations- und Forschungseinrichtungen, steuerliche Rahmenbedingungen und vieles mehr. Zudem sind nicht alle Unternehmen gleich stark vom Energiepreis abhängig.
Warum ist der Strom in Uster für Unternehmen so teuer? Kauft die Energie Uster AG schlecht ein?
Der Strompreis setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die eingekaufte Energie ist nur eine davon. Die Unterschiede bei dieser Preiskomponente hängen im Wesentlichen davon ab, ob Strom mehrheitlich aus eigener Produktion bezogen wird oder auf dem Markt eingekauft werden muss. Energieversorgungsunternehmen mit eigener Produktion, wie zum Beispiel das EWZ der Stadt Zürich, sind hier aktuell klar im Vorteil. In der Vergangenheit war es eher umgekehrt. Die Energie Uster AG folgt seit Jahren einer definierten Beschaffungsstrategie und kauft die Energie über mehrere Jahre in Tranchen ein. Dies führt zur Glättung von Preisausschlägen sowohl gegen oben wie gegen unten.
Sie haben das Stichwort EWZ gegeben: Uster konkurrenziert unter anderem mit dem Wirtschaftsstandort Zürich. Dort ist der Strom 20 bis 30 Prozent günstiger. Besteht so nicht das Risiko, dass sich Unternehmen eher für Standorte wie Altstetten oder Oerlikon entscheiden statt für Uster?
Wie bereits gesagt, sind die Kosten für die Energie nur einer von vielen Faktoren, die einen Standort ausmachen. Das EWZ kann dank einem hohen Anteil eigener Stromproduktion zurzeit in der Tat sehr günstige Preise anbieten. Dafür sind in Altstetten und Oerlikon beispielsweise die Mietkosten oder die Grundstückspreise deutlich höher als in Uster.
Ein Kritikpunkt betrifft auch die Siedlungsentwässerungsverordnung (Sevo), die die fixe Grundgebühr massiv erhöht und die variable Mengengebühr gesenkt hat. Das widerspricht dem Verursacherprinzip. Wieso geht Uster diesen Weg?
Die Kosten durch die Abschreibung der Investitionen, die durch die Grundgebühr gedeckt werden, sind viel höher als die Kosten durch den effektiven Abwasseranfall. Der Preisüberwacher empfiehlt daher aus Sicht des Verursacherprinzips, dass die Grundgebühr 50 bis 67 Prozent der Gesamteinnahmen ausmacht. Die Sevo der Stadt Uster legt den Anteil der Grundgebühr auf 50 Prozent fest und liegt somit an der unteren Grenze der Empfehlung des Preisüberwachers.
Zum Schluss dürfen Sie noch etwas Werbung machen: Was spricht aus Ihrer Sicht für den Standort Uster?
Uster bietet einen guten Mix aus verschiedenen Standortfaktoren. Unsere Stadt liegt in einer dynamischen Wirtschaftsregion mit interessanten lokalen und überregionalen Absatzmärkten. Sie bietet hochwertige Räume für Leben, Wohnen und Arbeiten. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gut. Uster verfügt über ideale Verkehrsanbindungen an die Grossstadt Zürich. Freiräume und Grünzonen auf Stadtgebiet wie auch der nahe gelegene Greifensee bieten zudem beste Möglichkeiten, um sich zu erholen. Das schafft gute Voraussetzungen für Unternehmen, um sich bei uns anzusiedeln.