Gläubiger erteilen GZO eine Lektion
Der Kampf der Giganten
Nach heute ist klar: Die Rettungspläne des GZO um sein Spital geraten ins Wanken. Grund dafür ist eine Gruppe Gläubiger um Gregor Greber.
Ihm ist die Freude ins Gesicht geschrieben. Gregor Greber tritt am Freitagmittag mit einem Lachen aus dem «Krone»-Saal in Wetzikon. Er ist an diesem Tag wohl der grösste Sieger im Kampf zwischen den Investoren und dem Wetziker Spital. Denn neu sitzt er im Verwaltungsrat des Spitals. Er hat dort kein Stimmrecht, sondern nur eine Beobachterrolle.
«Wir wollten schon lange mit dem Spital an einem Tisch sitzen. Nun muss man uns Gläubigern zuhören», sagt der aktivistische Investor. Für Greber und offenbar einen grossen Teil der anwesenden Gläubiger hat der Sitz im Verwaltungsrat eine grosse Bedeutung, zumal sie mit dem Spital und dessen Rettungsplänen unzufrieden sind.
Unterschiedliche Interessen
In den frühen Morgenstunden umhüllt noch dichter Nebel Wetzikon. Im grössten Saal der Brasserie Krone mit gut 250 Plätzen versammeln sich die Menschen, die ihr Geld in die 170-Millionen-Anleihe des Spitals investierten. Im Minutentakt treffen private Geldgeber und Vertreter grösserer Investoren schick gekleidet mit Anzügen ein. Vertreten sind Anleihegläubiger, die rund 80 Prozent der Forderungen halten.
Die Geldgeber sind teils Private, teils Finanzinstitute, Versicherungen und Pensionskassen. Wie ein Gläubiger sagt, gibt es einige Privatpersonen, die zumindest Teile ihrer Altersvorsorge in das Spital gesteckt hatten. Für sie steht heute viel auf dem Spiel.
Etwas nüchterner geben sich vor der Versammlung die Vertreter der grösseren Investoren. Für sie ist bereits klar, dass sie Geld verlieren werden.
Gläubiger müssen wohl bluten
Die Versammlung der Anleihegläubiger findet hinter verschlossenen Türen statt. Ab und zu lassen sich einige Investoren draussen blicken. Im Saal findet derweil eine «engagierte Diskussion» statt, wie es ein Gläubiger nennt. Thema ist für lange Zeit der Sanierungsplan des Spitals, wie es konkret aus den Schulden finden will. Es ist das erste Mal, dass sich das Spital so konkret zu seinen Plänen äussert.
Die bittere Erkenntnis für die Gläubiger: Alle Teilhaber sollen auf 65 bis 70 Prozent ihres investierten Geldes verzichten. Beim geschuldeten Betrag in Höhe von insgesamt 285 Millionen Franken würde das Spital demnach zwischen 185 und knapp 200 Millionen Franken ihren Schuldnern nicht mehr zurückzahlen.
Diese Nachricht über die Höhe des Betrags macht die Gläubiger stutzig. «Wir sollen sozusagen vom Spital enteignet werden», meint Greber, der neue Vertreter der Gläubiger. «Das ist ein Trinkgeld, was die uns noch auszahlen wollen», kommentiert ein Vertreter einer Stiftung.
Aktionärsgemeinden sollen mehr bezahlen
Unbehagen löst nicht per se der Schuldenschnitt von bis zu 70 Prozent aus. «Für uns war klar, dass das Spital hoch pokert», wie Marc Meili, der Berater von Investoren mit Forderungen von knapp einem Drittel der Anleihe, sagt.
Viel eher fehlt für die Investoren eine nachvollziehbare Begründung, weshalb genau sie Millionen opfern müssen. Gregor Greber entgegnet auf eine Frage eines Journalisten, ob er denn nur aufs schnelle Geld aus sei: «So, wie es aktuell aussieht, bereichern wir uns nicht. Vielmehr müssen wir unser Geld verteidigen.»
Dass die Aktionärsgemeinden einen mittelhohen zweistelligen Millionenbetrag ins Spital einschiessen sollen, löste zugleich grosses Kopfschütteln aus. «Während zehn Jahren hat die Spitalleitung nichts unternommen, die Rückzahlung der Schulden zu sichern. Nun gibt sie einfach die Verantwortung ab», erklärt ein Vertreter einer Bank.
> > Lesen Sie hier den Kommentar des stv. Chefredaktors zum Agieren der Aktionärsgemeinden.
Ohne Geld kein Spital
Für den Grossteil der Gläubiger ist klar: Sie sind nicht bereit, auf Geld in der genannten Grössenordnung zu verzichten. Das zeigt die Abstimmung über einen Antrag bei der Versammlung:
Die Rückzahlung der 170-Millionen-Anleiheschulden wollte die Investorengruppe um Greber, die sogenannte GZO Creditor Group, um drei Jahre nach hinten schieben. Dafür sollen die fälligen Zinsen zurückbezahlt und die künftigen Zinsen schrittweise halbjährlich hochgesetzt werden. Als Garantie hätten dafür die Liegenschaften des Spitals herhalten müssen. Letztlich fehlte eine Stimme mit offenen Forderungen von einer halben Million für eine Mehrheit von zwei Dritteln. Doch auch wenn es zur Mehrheit gekommen wäre, jeder Entscheid an diesem Morgen hat nur symbolischen Charakter – weil das Spital als Schuldner den Forderungen ebenfalls zustimmen müsste.
Dennoch ist das Signal an das GZO unmissverständlich. Beharrt das Spital auf seinem Notfallplan, schicken die Gläubiger das GZO wohl in den Konkurs.
Wo ist nun das Geld zu holen?
Gemäss Einschätzung der Sachwalter, die das GZO in der provisorischen Nachlassstundung beaufsichtigen, erhalten die Gläubiger dann nur noch knapp 22 Prozent ihrer Schulden zurück. Zum Vergleich: Das GZO rechnet bei seinem Vorschlag mit 30 bis 35 Prozent. Gemäss Spital würden die Gläubiger bei einem Konkurs demnach mehr Geld verlieren.
«Hier wurde schlichtweg zu pessimistisch gerechnet», entgegnet Marc Meili, der Berater von Investoren mit einem Drittel der Forderungen.
«Sehr wahrscheinlich kann bei einem Konkurs mehr Geld herausgeholt werden.» Die Mehrheit der Gläubiger im Saal folgt dieser Auffassung. Wer nun tatsächlich recht hat, lässt sich jedoch nicht ohne Weiteres feststellen.
Greber solls regeln
Die Investoren befürchten, dass ihre Interessen bei der Sanierung des Spitals zu wenig Beachtung finden. Der Vorwurf: Die Sachwalter und das GZO hätten zu wenige Alternativen geprüft. Nun haben die anwesenden Gläubiger mit 81 Prozent des vertretenen Kapitals an der Versammlung Gregor Greber als ihren Vertreter ernannt und mit Beobachterrolle in den Verwaltungsrat der GZO AG gewählt.
Dieser erhält nun Einblick in die Dokumente des Spitals und kann sich selbst einen Eindruck aus dem Innern verschaffen. Entsprechend hat sich auch der Ton des Investors geändert.
Zuvor benutzte er noch scharfe Worte gegen die Spitalleitung; heute bezeichnet er den Verwaltungsrat als seine neuen Arbeitskollegen. «Doch wer mich kennt, weiss: Ich werde weiterhin Klartext sprechen», gibt sich Greber selbstbewusst. Welche Änderungen er dem GZO vorschlagen wird, könne er aber erst nach genauer Prüfung sagen.