Die Ära der Raucherbeiz Sternen in Turbenthal ist zu Ende
Schluss nach 31 Jahren
31 Jahre lang führte Martha Aeschlimann die bekannte Raucherbeiz in Turbenthal. Nun hat alles ein jähes Ende – auch eine «Ustrinkete» wird es nicht mehr geben.
«Raucherbeiz – Nichtraucher herzlich willkommen». Das Schild beim Restaurant Sternen in Turbenthal hat wohl schon oft für ein Stutzen gesorgt – vor allem, da in Gaststätten im Kanton Zürich seit 2010 nur noch in abgetrennten Räumen geraucht werden darf.
Dem Rauchverbot trotzte Wirtin Martha Aeschlimann über Jahre mit einem grosszügigen Fumoir im Innenbereich. 31 Jahre lang war der «Sternen» ihr Reich. Doch nun ist Schluss mit ihrem Lebenswerk.
«Pensioniert bin ich ja eigentlich schon seit zehn Jahren», betont die 74-Jährige. Als Gastgeberin «mit Leib und Seele» dachte sie aber lange nicht ans Aufhören – bis ihr keine andere Wahl mehr blieb.
«Zuletzt hatte ich am 19. Juli offen, dann wollte ich eigentlich nur zwei Wochen in die Ferien», erzählt Aeschlimann mit Wehmut in der Stimme.
Ein Ende für immer
Doch aus der zweiwöchigen Erholungspause wurde schliesslich das Ende für die Raucherbeiz. Denn Aeschlimann ist gesundheitlich nicht mehr in der Lage, das Restaurant zu führen. «Ich wollte schon wieder zurückkehren», betont die Wirtin. Doch die Gäste musste sie immer wieder vertrösten.
Ein Gespräch mit ihren Ärzten bestätigte, was sich ohnehin abgezeichnet hatte: Eine Rückkehr in den «Sternen» ist nicht mehr realistisch – und deshalb hat Aeschlimann die Reissleine gezogen. Ab sofort ist der «Sternen» geschlossen, für immer.
«Ein neues Restaurant wird hier auch nicht mehr eröffnet», sagt Aeschlimann, die weiterhin im Haus wohnen wird. Denn der Hauseigentümer wird keinen neuen Wirt suchen.
Ganz von der Rolle als Gastgeberin kann Aeschlimann sich aber noch nicht verabschieden. «Wenn ich hier bin, darf man auch gerne zu einem Kaffee vorbeikommen», sagt sie.
Aeschlimann war, wie sie selbst sagt, eine Wirtin mit Leib und Seele. Nach ihrer Charcuterie-Lehre zog es die gebürtige Luzernerin Ende der Sechzigerjahre nach Winterthur. Dort arbeitete sie zuerst im Service in mehreren Restaurants und absolvierte später sogar die Wirtefachschule. Im Anschluss wirtete sie über zehn Jahre im «Pöstli» in Winterthur-Töss.
1993 eröffnete Martha Aeschlimann dann zusammen mit ihrem damaligen Lebenspartner Ernst «Bangj» Baumgartner den «Sternen». Die beiden setzten vor allem auf Znüni für Handwerker aus der Region sowie ein günstiges und währschaftes Mittagsmenü.
Vom Restaurant zur Znünibeiz
Als Baumgartner 2022 starb, half Freundin Madlen Heimann der Wirtin in der Küche aus. «Ich bin ihr unendlich dankbar, denn ohne sie wäre es nicht möglich gewesen.» Doch damit war ebenfalls bald Schluss, denn: «Madlen hat selbst aufwendige Hobbys, und ich wollte sie nicht noch zusätzlich beanspruchen.» Heimann ist Inhaberin des Betonstübli in Zell, wo sie Kreationen aus Beton herstellt.
Aeschlimann entschied sich deshalb im vergangenen Herbst, die Küche zu schliessen und nur noch einen Znüniservice anzubieten. Denn dieser sei von vielen Handwerkern weiterhin geschätzt worden.
«Dann hatte ich einfach noch von 8.30 bis 11 Uhr offen», erzählt sie. Sie schätzte trotz reduzierten Öffnungszeiten weiterhin den Umgang mit den Gästen, die im «Sternen» neben dem Sandwich und einem Kaffee auch in Ruhe ihre Zigarette rauchen konnten. «Ich habe so viel Schönes erlebt.»
Für diese Menschen hat sie nur Lob übrig. «Ich hatte wirklich immer super Gäste», sagt Aeschlimann. Es tue ihr sehr leid, dass die Ära des «Sternen» nun nach 31 Jahren so abrupt zu Ende gegangen sei – und einige Tösstaler damit ihre Stammbeiz verlören.
Ein Abschlussfest, wie es bei der Schliessung eines Gasthofs üblich ist, wird es ebenfalls nicht geben. Auch das lässt Aeschlimanns Gesundheit im Moment nicht zu. Die Wirtin sagt wehmütig: «Ich hätte wirklich gerne eine ‹Ustrinkete› gemacht.»