Dormakaba sieht sich auf Kurs – und verspricht «Feuerkraft»
Umsatz gehalten, Gewinn steigt
Der Schliesstechnikkonzern Dormakaba mit Sitz in Rümlang und Wetzikon hat im vergangenen Geschäftsjahr den Betriebsgewinn gesteigert. Die neue Strategie scheint zu greifen.
Seit Jahren ringt Dormakaba im Markt der Schliess- und Zutrittstechnik um den Anschluss an seine Konkurrenten Assa Abloy (Schweden) und Allegion (USA). Dabei zeigte sich in den letzten Jahren, dass Dormakaba auch ein Spezialist für Drehtüren ist: Auf Sabrina Soussan, die 2021 ganze neun Monate als CEO im Lead war, folgte Jim-Heng Lee für anderthalb Jahre. Seit Januar 2024 steht der Deutsche Till Reuter an der Unternehmensspitze.

Reuter präsentierte in seiner Funktion als CEO erstmals die Jahreszahlen von Dormakaba und hatte durchaus gute Neuigkeiten für die Anleger.
Der Umsatz sank im Berichtsjahr zwar minimal um 0,4 Prozent auf 2,84 Milliarden Franken. Eine Belastung waren dabei die Wechselkurse, namentlich der starke Franken. Aus eigener Kraft (organisch) betrug das Umsatzwachstum 4,7 Prozent. «Mit diesem Wachstum liegen wir im Plan», sagte Till Reuter am Dienstagmorgen an der Telefonkonferenz, in der er die Zahlen kommentierte. «Wir sind stärker gewachsen als die anderen Spieler in unserem Markt.»
Aktie deutlich im Plus
Die Anleger goutierten die Nachrichten aus Rümlang: Die Aktie von Dormakaba legte kurz nach Börsenstart um über 5 Prozent auf 568 Franken zu. So hoch war der Kurs letztmals vor mehr als drei Jahren.
Der bereinigte Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs aufgrund von Effizienzsteigerungen um 8,3 Prozent auf 416,9 Millionen. Die Ebitda-Marge stieg um 1,2 Prozentpunkte auf 14,7 Prozent.
«Wir sind auf dem richtigen Weg»
Gesunken ist dafür der Reingewinn: um 7,1 Prozent auf 82,2 Millionen Franken. Dieser Rückgang ist bedingt durch einmalige Transformationskosten, verursacht durch die «Shape4Growth»-Strategie.
Die Strategie hatte Reuters Vorgänger Lee noch in seiner Amtszeit festgelegt. Vorrangiges Ziel ist, jedes Jahr 170 Millionen Franken einzusparen. Dabei kommt es auch zum Personalabbau in der Schweiz, namentlich in Rümlang und Wetzikon. Rund 160 Stellen gehen in der Schweiz bis 2026 verloren, ein Fünftel der hiesigen Belegschaft.
«Bei den Einsparungen von 170 Millionen Franken sind wir voll im Plan», sagte Reuter und kündigte «on top» weitere Einsparungen in den Bereichen Innendienst und Vertrieb an. Gleichzeitig betonte der Dormakaba-CEO, man wolle «auch wieder wachsen und Leute einstellen – auch in der Schweiz».
Zuletzt hatte Dormakaba vor allem im Ausland investiert. Sogenannte Shared Service Center wurden in Bulgarien, Indien und Mexiko eingerichtet. Solche Center haben die Aufgabe, interne Dienstleistungen für mehrere Organisationseinheiten innerhalb eines Unternehmens bereitzustellen und Ressourcen gemeinsam zu nutzen. Man baut sie gerne in Ländern mit tiefen (Lohn-)Kosten auf.
Nach den Kosten nun das Wachstum
Der Titel der Strategie, «Shape4Growth», bedeutet auf Deutsch etwa «Form für Wachstum». Mit den Effizienz- und Kostenverbesserungen zeigte sich Reuter zufrieden und kündigte an, künftig «von Shape auf Growth umzuschalten». Im Geschäftsjahr 2023/2024 erwirtschaftete das Unternehmen einen freien Cashflow von 204,6 Millionen Franken, eine Steigerung von 15,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
«Feuerkraft» für Übernahmen
Mit diesen liquiden Mitteln konnte die Verschuldung markant auf noch 454,8 Millionen Franken reduziert werden (–23,8 Prozent). Und dies wiederum erlaubt Dormakaba, Übernahmen ins Auge zu fassen. Dies soll in erster Linie in Amerika geschehen, dem wichtigsten Markt für Dormakaba und seine zwei grossen Mitbewerber. «Es gibt Ziele, wie wir dort stärker werden können. Wir haben die notwendige ‹Fire Power›», kündigte Reuter an.
Für das laufende Geschäftsjahr gibt sich der Konzern optimistisch, die mittelfristigen Ziele zu erreichen: eine Ebitda-Marge von 16 bis 18 Prozent und ein organisches Wachstum von 3 bis 5 Prozent pro Jahr. Es seien zwar insbesondere im Bausektor «noch ein paar Wolken am Horizont», so Reuter: «Aber die Ziele sind realistisch und angemessen.»