Floristinnen aus Saland setzen Blumen gekonnt in Szene
Blumen als Kunsthandwerk
Wenn die Hochzeitssaison startet, haben Anna Brunner und Luzia Mantegazzi-Neurohr von BlütenDuett in ihrem Atelier in Saland alle Hände voll zu tun. Die beiden setzen bei ihrer Eventfloristik auf Nachhaltigkeit.
Anna Brunner und Luzia Mantegazzi-Neurohr stehen am grossen Arbeitstisch in ihrem Atelier in Saland, vor sich grosse Gefässe mit Mohnblumen. Bei jeder einzelnen zupfen sie die äusseren grünen Blätter von den geschlossenen Blüten – und leisten so sozusagen «Geburtshilfe», wie Brunner erklärt. «Wenn die Blumen geschnitten sind, haben sie keine Kraft mehr, die Häubchen selbst zu öffnen.»
Eine unabdingbare Fleissarbeit, denn die Blumen gehören zu einem Grossauftrag, den es zeitig fertigzustellen gilt: Floristik für eine Hochzeit, mit Mohn als Protagonist. Da er gerade Blütezeit hat, setzen die beiden Floristinnen ihn als zentrales Element ein. «Wir arbeiten am liebsten saisonal», sagt Brunner – wobei der Mohn es der Baumerin auch sonst angetan hat: «Er ist zart, samtartig und hat eine tolle Farbe.»
Eine Lieblingsblume hat jedoch keine der Frauen. Auf die Frage, welche es denn sei, reagieren sie gekonnt ausweichend. «Ich kann mich nicht für eine entscheiden», meint Brunner lächelnd. «Jede Saison hat ihre ganz eigenen Kostbarkeiten», doppelt ihre Kollegin nach.

Gerade jetzt haben die beiden, die gemeinsam als BlütenDuett unterwegs sind, viel zu tun. Seit einem Monat läuft die Hochzeitssaison. Für die Feiern kreieren sie nicht nur Sträusse, sondern auch das ganze Drum und Dran vom Anstecker über Tischdekoration bis zum Raumschmuck.
Brunner betont, dass die Art der Blume dabei eine untergeordnete Rolle spielt. Viel wichtiger sind Farbkonzepte und der von den Paaren gewünschte Stil. Ob Vintage, Märchen oder ganz klassisch – am Schluss soll alles wie aus einem Guss wirken. Herzstück ist jeweils der Brautstrauss. «Er gibt den roten Faden vor», sagt Mantegazzi-Neurohr, «für ihn verwenden wir die schönsten Blüten und Formen.»
BlütenDuett, das sind Anna Brunner und Luzia Mantegazzi-Neurohr. Kennengelernt haben sie sich bei der Stiftung Wagerenhof, wo beide eine Zeit lang gearbeitet haben.
Die 35-jährige Anna Brunner aus Bauma ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Sie ist ausgebildete Floristin und Arbeitsagogin. Zudem hat sie die Bäuerinnenschule besucht. Auch Luzia Mantegazzi-Neurohr hat diese absolviert. Die 35-jährige Floristin mit Fachausweis ist verheiratet und wohnt in Tagelswangen. (agy)
Aber nicht immer können sie alle Vorstellungen umsetzen. Als besondere Herausforderung nennt Brunner die sozialen Medien. Was dort an Bildern veröffentlicht wird, entspricht nicht immer der Realität und kann falsche Erwartungen wecken.
Mantegazzi-Neurohr hat dazu eine Anekdote auf Lager: «Ein Brautpaar wollte, dass wir die Schnittblumen einfach in den Boden stecken, damit es wie eine natürliche Wiese aussieht. Und das mitten im Hochsommer. So etwas geht einfach nicht.»
Sie wollen Frische garantieren
Das Atelier von BlütenDuett unterscheidet sich von anderen Blumengeschäften. Es ist nicht auf Laufkundschaft ausgelegt und hat daher keine festen Öffnungszeiten. Das ermöglicht den beiden Floristinnen, Aufträge flexibler zu bearbeiten. «Wir wollen nachhaltig arbeiten», meint Brunner. «Und Frische garantieren», ergänzt ihre Kollegin. «Was am Morgen eingekauft wird, soll am Abend bestenfalls bereits beim Kunden sein.»
Damit diese Frischegarantie funktioniert, braucht es durchgeplantes Arbeiten: Wenn die Blumen nach dem Einkauf im Atelier eintreffen, müssen die Floristinnen sie zügig rüsten, in Wasser einstellen und kühl lagern. Seit mittlerweile fünf Jahren setzen Brunner und Mantegazzi-Neurohr auf diese Arbeitsweise.
Als eingespieltes Team schaffen sie es, alle Aufträge zu stemmen. «Den Sommer hindurch sind wir gut gebucht», sagt Brunner. «Die Eventfloristik boomt.» Ihr Aufgabenbereich beschränkt sich aber nicht nur auf Dekorationen für Anlässe. Die beiden bieten auch Trauerfloristik und Blumen-Abos an.
Letztere sind ein weiteres wichtiges Standbein für das Zwei-Frauen-Unternehmen. Wer ein solches Abo löst, erhält in Abständen von einer bis vier Wochen die Sträusse direkt an die Wunschadresse geliefert. Ausgestattet sind sie jeweils mit einem passenden Leihgefäss, die in den verschiedensten Farben und Formen im Atelier bereitstehen. «Eine passende Vase ist wie der Bilderrahmen zum Bild. Sie wertet den Strauss enorm auf», ist Mantegazzi-Neurohr überzeugt.
«Am liebsten gleich Vollgas»
Bevor sie sich mit ihrer Tagelswangemer Kollegin zusammengetan hat, war Anna Brunner solo unterwegs. Zu Beginn fertigte sie für die Anlässe im Eventschopf direkt hinter dem Salander Bahnhof regelmässig Dekorationen an.
Daraus wurde schnell mehr, und die Baumerin begann, sich auf Eventfloristik zu spezialisieren. Fünf Hochzeiten im Jahr waren keine Seltenheit. Nach der Geburt ihrer Tochter kam sie schliesslich an den Anschlag. Das war der Moment, wo Luzia Mantegazzi-Neurohr ins Spiel kam.
«Ich fragte sie an, ob sie mich unterstützen könnte», erinnert sich Brunner. «Die Antwort kam sofort: ‹Ja, am liebsten gleich Vollgas.›» Damit meinte diese den Sprung in die Selbständigkeit – und zwar zu 100 Prozent. «Anna kam mit dem Silbertablett», erzählt Mantegazzi-Neurohr. «Sie hatte eine Eventlocation und ein Atelier zu bieten. Was will man mehr?» Also begannen die beiden 2019 als BlütenDuett nochmals von vorne.


Kein Jahr später wurden sie bereits wieder ausgebremst. Nach einem ruhigen Winter mit wenigen Anlässen freuten sie sich auf einen ereignisreichen Frühling, als Corona die Welt zum Stillstand brachte. Trotzdem entpuppte sich der Lockdown als unverhoffte Chance.
Die beiden Floristinnen erhielten von allen Seiten Unterstützung. Den Anfang machte eine Kundin, die nicht nur für sich selbst einen Blumenstrauss wollte, sondern gleich ihre ganze Nachbarschaft mobilisierte. Das Resultat war eine grosse Sammelbestellung. Es folgten schnell weitere Aufträge.
Leidenschaft ist ungebrochen
«In dieser Zeit wurden kleine Unternehmen vermehrt unterstützt», erinnert sich Mantegazzi-Neurohr. «Das half uns, bekannt zu werden.» Und auch, dass Floristik während des Lockdowns noch gefragter war als sonst.
Das machte sich laut den Floristinnen besonders in der Blumenbörse in Wangen-Brüttisellen bemerkbar. In diesem En-Gros-Markt beziehen sie jeweils ihre frische Ware. «Es hat ein regelrechter Run auf Blumen stattgefunden. Einige Regale waren innert Minuten leer gekauft. Das vergesse ich nicht mehr.»
Mittlerweile hat sich das Leben wieder normalisiert. Die Floristinnen stehen zwar immer noch morgens um fünf vor der Blumenbörse Schlange, aber das Angebot ist jeweils gross genug. Für BlütenDuett geblieben ist die Nachfrage – und die gemeinsame Leidenschaft. «Blumen bieten eine unglaubliche Fülle an Blüten, Farben und Düften», erzählt Mantegazzi-Neurohr. «Damit zu arbeiten, verleidet einem nie.»