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Wirtschaft

«Wir haben eine langfristige Perspektive und eine solide Bilanz»

Was lief 2023 falsch bei Reichle & De-Massari? CEO Michel Riva erklärt das Jahresergebnis.

Blickt trotz dem schwierigen vergangenen Jahr positiv in die Zukunft: Michel Riva, CEO von R&M. (Archiv)

Foto: Christian Merz

«Wir haben eine langfristige Perspektive und eine solide Bilanz»

Interview mit Michel Riva

2023 war ein schwieriges Jahr für die Telekom-Branche und damit auch für die Wetziker Reichle & De-Massari AG. CEO Michel Riva nimmt Stellung.

Herr Riva, die R&M-Gruppe weist für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Betriebsgewinn von 6,2 Millionen Franken aus. Ausgenommen sind ausserordentliche Restrukturierungskosten, die 2023 angefallen sind. Können Sie uns das Preisschild dieser Restrukturierungskosten nennen?

Michel Riva, CEO R&M: Wir haben im letzten Jahr in einigen Ländern eine Überprüfung unserer Strategie und der lokalen Strukturen vorgenommen. Das hat zu einer grösseren ausserordentlichen Anpassung geführt. Über die Höhe des Betrags geben wir keine Auskunft.

Konkret: Was haben Sie wo restrukturiert?

Wir haben uns entschieden, Produktionsstandorte in den USA zu schliessen und nach Mexiko beziehungsweise zu anderen Gruppenlieferanten zu verlagern. Dadurch können wir den amerikanischen Markt zu wettbewerbsfähigen Kosten bedienen.

Ist die Restrukturierung damit abgeschlossen, oder wird auch die Jahresrechnung 2024 durch solche ausserordentlichen Kosten belastet sein?

Wir erwarten 2024 keine neuen Restrukturierungskosten.

Der Bestand der Mitarbeitenden von R&M hat sich innert eines Jahrs von 1700 auf 1522 reduziert. Wo und wie haben Sie abgebaut?

In diesen Zahlen sind auch die temporären Mitarbeitenden enthalten. Aufgrund der schwachen Nachfragesituation haben wir insbesondere in unseren zwölf Produktionsstätten die Kapazitäten angepasst. Betroffen waren Gesellschaften in Bulgarien, Italien, China usw. Stand heute ist der Mitarbeiterbestand bei 1573 und wird in den nächsten Monaten auf über 1600 ansteigen.

Wurden auch am Hauptsitz in Wetzikon Arbeitsplätze abgebaut?

In Wetzikon wurden 2023 sieben Stellen abgebaut beziehungsweise an andere Standorte verlagert.

Welche Rolle spielt Wetzikon in der globalen Strategie?

Wetzikon ist der Hauptsitz der globalen R&M-Gruppe. Hier befinden sich neben Management und Administration verschiedene Produktionsabteilungen, ein Zentrallager, eine grosse Entwicklungsabteilung, das Marktmanagement inklusive Produktmanagement sowie unsere Vertriebsorganisation für den Markt Schweiz. Hier werden unter anderem globale Strategien sowie Prozesse und Richtlinien erarbeitet und vorgegeben.

Personal aufgebaut wurde in Indien, wo R&M mehr produziert. Machen Sie sich vier Jahre nach der Pandemie keine Sorgen bezüglich Ihrer Lieferketten?

Aufgrund der geopolitischen Lage betrachten wir Indien als ideale Alternative zu China und anderen asiatischen Ländern. R&M wird in Indien im zweiten Quartal 2024 in ein neues Werk mit grösseren Kapazitäten umziehen. Mit diesem Ausbau können wir den steigenden Bedarf in Indien und in der Gruppe abdecken.

Im aktuellen Jahresbericht sind beeindruckende globale Wachstumsraten in Ihrer Industrie aufgelistet: beispielsweise bei Glasfaserkabeln, Smart Citys oder auch ganz einfach in der Generierung von Daten. Wenn man in die nahe Vergangenheit blickt, fällt auf, dass R&M 2023 weniger Umsatz gemacht hat als beispielsweise 2019. Was läuft schief?

Der mittel- und langfristige Ausblick für die Glasfaserverkabelungs- und -verbindungstechnik ist tatsächlich sehr positiv. Neue Technologien wie 5G, künstliche Intelligenz oder Internet of Things werden massiv mehr Daten generieren und benötigen geringe Latenzzeiten und grosse Speicherkapazitäten in Rechenzentren. Aber der Markt für die Datenkommunikation ist auch riesigen Schwankungen unterworfen. 2023 ist der globale Infrastrukturmarkt für Kommunikations- und Datennetze um rund 20 Prozent zurückgegangen. Dies wurde primär verursacht durch einen starken Rückgang an Investition bei kommerziellen Gebäuden und im Ausbau von Fix- und Mobilfunknetzen. R&M konnte sich im Geschäftsjahr leicht besser entwickeln als der Gesamtmarkt. Wir sind gut aufgestellt für die Zukunft.

R&M ist nach wie vor ein Familienunternehmen. Wird das bleiben, oder ist in Zukunft ein Börsengang geplant, um an frisches Kapital zu kommen?

Die Inhaber haben eine langfristige Perspektive, und R&M hat eine solide Bilanz. Es besteht kein Bedarf an frischem Kapital.

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