Maluu’s Bakery ist pleite – nach nur sechs Monaten
Bäckerei muss schliessen
Im März hatten Martina und Lukas Küng die ehemalige Bäckerei Bolliger übernommen. Bereits am Samstag müssen sie beide Filialen definitiv schliessen.
Die Ankündigung erfolgte am Mittwoch per Newsletter: «Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir unsere Geschäftstätigkeiten voraussichtlich per Ende August 2023 einstellen und den Konkurs beantragen müssen.» Maluu’s Bakery ist nach nur sechs Monaten am Ende. 15 Mitarbeitende verlieren ihre Stelle.
Erst im vergangenen März hatten Manuela und Lukas Küng die Traditionsbäckerei Bolliger mit ihrer 120-jährigen Geschichte und den beiden Filialen in Hinwil und Unterwetzikon übernommen. Das Paar hatte grosse Pläne. Mit einem schmalen, aber qualitativ hochwertigen Sortiment wollte es überzeugen. Den Filialen verpassten die beiden ein neues Kleid – «hygge», also möglichst heimelig, sollten sie sein.
Geschäftsführer Lukas Küng brachte Erfahrung mit. Der 43-Jährige hatte zuvor schon in verschiedenen Bäckereien gearbeitet, auch in leitender Funktion.
Wir haben vieles richtig gemacht, einfach am falschen Ort.
Lukas Küng
Geschäftsführer Maluu’s Bakery
In Maluu’s Bakery wollte das Paar die Kundinnen und Kunden mit regionalen Produkten, nachhaltigem Kaffee und Brotkreationen aus Urdinkel und Sauerteig anlocken. Jetzt ist dieses Konzept gescheitert.
Lukas Küng zeigt sich auf Anfrage niedergeschlagen, aber gefasst. Von seinem Konzept ist er weiterhin überzeugt: «Wir haben vieles richtig gemacht, einfach am falschen Ort.» Letztlich seien das Sommerloch und die Vollsperrung der Walderstrasse in Hinwil unmittelbar für die Schliessung der Bäckerei entscheidend gewesen.
Seit Anfang August ist die Hinwiler Filiale mit dem Auto vom Ortszentrum her praktisch nicht mehr erreichbar. Die Zufahrt ist nur noch über Schleichwege oder via Ringwil möglich. «Dadurch brach der Umsatz um etwa die Hälfte ein», sagt Küng. Schon im Juli hatte seine Frau und Geschäftspartnerin Martina durchblicken lassen, dass die finanzielle Lage der Bäckerei besser sein könnte.
Gewerbe in Hinwil leidet
Auch der Standort in Wetzikon war – trotz Nähe zum Bahnhof – von Anfang an ein Sorgenkind. «Die Filiale hat nicht mehr funktioniert, schon unter der Führung meines Vorgängers», sagt Lukas Küng. Das Liefergeschäft, neben den beiden Filialen das dritte Standbein der Bäckerei, lief hingegen sehr gut. Und auch in Hinwil sei das Geschäft zufriedenstellend angelaufen – bis zum Moment der Strassensperrung.
Dass die Situation im Hinwiler Zentrum für das Gewerbe derzeit schwierig ist, bestätigt auch Edgar Rüegg, Seniorchef der Molkerei Rüegg. Der Laden der Molkerei ist ebenfalls von der Strassensperrung betroffen.
«Seit Beginn der Bauzeit haben wir 15 Prozent weniger Kundschaft», sagt Rüegg. Kanton und Gemeinde hätten seiner Meinung nach oft zu kurzfristig über neue Sperrungen informiert. Das stört ihn am meisten. Momentan befindet sich der Laden allerdings im Umbau.
Für Maluu’s Bakery war die gesperrte Strasse eine Herausforderung zu viel. Gleich mehrere Faktoren kamen zu einem ungünstigen Zeitpunkt zusammen. «Wir haben viel investiert und hatten kein finanzielles Polster», sagt Lukas Küng. Neben der fehlenden Kundschaft verweist Küng auf die allgemeine Konkurrenzsituation durch Grossbäckereien und -verteiler. Auch die gestiegenen Strom- und Gaspreise machten Maluu’s Bakery zu schaffen.
Überrascht über schnelles Ende
Hinzu kamen diverse Reparaturkosten. Schon kurz nach der Übernahme mussten verschiedene Arbeiten durchgeführt werden. Das sei zwar bei Übernahmen nicht unüblich, aber trotzdem hätten sich die Ausgaben angehäuft. Ausserdem seien die Ventilatoren, die zur Kühlung der Hinwiler Bäckerei gedient hätten, durch einen Vandalenakt beschädigt worden. Die Täterschaft ist unbekannt.
Wir durften unseren Lebenstraum leben.
Lukas Küng
Trotz den widrigen Umständen setzte Küng auf seine Erfahrung und seine Beziehungen in der Branche. Rückblickend sagt er: «Wir haben nicht damit gerechnet, dass das Geld so schnell weg ist.»
Der Geschäftsführer übt aber auch Selbstkritik. «Ich würde beim Kauf noch genauer hinschauen und die Zahlen des Vorgängers noch genauer prüfen», sagt Küng heute. Auch bei personellen Anpassungen würde er heute schneller reagieren.
Zukunft der Filialen noch unklar
Diese Woche wollten die Küngs eigentlich die Sauerteigbrote lancieren. Stattdessen schliessen beide Filialen schon am Samstag definitiv. «Auch aus Rücksicht auf das Personal», sagt Küng. Das Team soll nicht noch länger den Fragen der Kundschaft ausgesetzt sein. Die Lieferkunden werden noch bis zum 31. August bedient. Er ist überzeugt, dass seine Mitarbeitenden bald eine neue Stelle finden werden. «Gutes Fachpersonal ist gefragt.»
Trotz dem abrupten Ende ist Lukas Küng nicht verbittert. «Wir durften unseren Lebenstraum leben, mit vielen spannenden Projekten und Begegnungen.» Ob er und seine Frau Martina nochmals den Gang in die Selbständigkeit wagen wollen, wissen sie allerdings noch nicht. Auch die Zukunft der Räumlichkeiten in Hinwil und Wetzikon ist noch offen.