Der ältere der jungen Kältemacher übernimmt
Der grosse Tag ist unspektakulär über die Bühne gegangen. Eine kurze Geschenkübergabe, einige Meldungen über Social-Media-Kanäle und wenige Anpassungen auf der Homepage: Per 1. September hat der 26-jährige Lukas Leutwyler die Geschäftsführung der Leutwyler Kühlanlagen AG von seinem Vater Hanspeter übernommen. Dieser ist zwar erst 51 Jahre alt. Aber dessen Frau Susanne bringt es auf den Punkt: « Solange der Betrieb in Familienhand bleiben kann, sollte die Leitung weitergegeben werden, wenn der Nachfolger bereit ist. Jetzt ist das zwar früh, aber bei einem Zuwarten könnte es auch zu spät sein. »
Und bereit fühlt sich Lukas Leutwyler trotz seines noch jugendlichen Alters: « Ich habe die nötige Ausbildung als technischer Kaufmann und ein Nachdiplomstudium als Betriebswirtschafter. Ich kenne das Unternehmen schon länger. Und ich habe den Elan. »
Lehre im Familienbetrieb
Das älteste der drei Kinder von Susanne und Hanspeter Leutwyler begann 2011 seine vierjährige Ausbildung als Kältemonteur im Familienbetrieb, arbeitete danach als Monteur und übernahm bald die Serviceleitung. « Dabei holte ich meine erste Führungserfahrung. Das war nicht immer einfach, wenn man bedenkt, dass die Gspändli teilweise 40 Jahre älter waren und 20 Jahre mehr Erfahrung hatten. »
« Jetzt ist der Wechsel zwar früh, aber bei einem Zuwarten könnte es auch zu spät sein. »
Susanne Leutwyler
Nach seiner Weiterbildung übernahm er 2017 dann die Verkaufsleitung. Und nun als Geschäftsführer teilt er sich die Geschäftsleitung des rasant gewachsenen Betriebes mit seinen beiden ehemaligen Oberstiften Manuel Tiefenbacher und Andreas Bosshard.
Diplomarbeit über Nachfolgeregelung
Zum frühen Führungswechsel beigetragen hat auch Lukas‘ Diplomarbeit « Angenehme Nachfolgeregelung für Inhaber und Unternehmen » . « Da bin ich mir erst richtig bewusst geworden, dass ich diese Führung jetzt will » , meint Lukas Leutwyler. Und sein Vater gesteht: « Ich fand mich selbst in dieser Arbeit. Der Weg zum Wechsel wurde so Schritt für Schritt erarbeitet. » Nicht mehr Teil der Belegschaft ist der jüngste Leutwyler, Samuel, der in der Firma seine Lehre als Kälteplaner absolvierte, jetzt aber ein Studium angepackt hat.
« Da bin ich mir erst richtig bewusst geworden, dass ich diese Führung jetzt will. »
Lukas Leutwyler
Mit über 40 Angestellten – 23 Monteure, 13 « Bürogummis » und 7 Lehrlinge – gehört die Leutwyler Kühlanlagen AG unter den schweizweit rund 800 Kältefirmen zu den 20 grössten. Und sie dürfte der grösste Familienbetrieb der Ostschweiz in dieser Branche sein, wie Hanspeter Leutwyler mit Stolz anmerkt.
2003 hatte er mit der Übernahme eines Kleinbetriebes zu dritt angefangen, in engen Räumen in der Bäretswiler Mühle. « Mein Mann wollte selbstständig werden. Ich hatte drei kleine Kinder, hielt ihm aber den Rücken frei, indem ich administrative Aufgaben übernahm » , erzählt die ausgebildete Primarlehrerin Susanne Leutwyler, die auch heute noch immer wieder einmal für die ganze Belegschaft kocht.
Rasch wachsende Kundschaft
Innert kurzer Zeit wurde die Firma immer grösser. « Der Erfolg trieb uns voran. Wir hatten gar keine Zeit, uns erholen zu können » , meint Hanspeter Leutwyler. Die Angebotspalette wurde ausgebaut und umfasst heute Service, Verkauf, Planung und Montage in den Bereichen Kältetechnik, Klimatechnik und Wärmerückgewinnung.

« Die Kundschaft wuchs ständig. Zu kleineren Landwirtschaftsbetrieben kamen Bäckereien, Metzgereien, Käsereien, Restaurants bis zu grossen Läden, Heimen oder Industriebetrieben hinzu » , umschreibt der Firmengründer die Entwicklung. Auch das Einzugsgebiet dehnte sich vom Zentrum Bäretswil bald aus, nicht zuletzt mit der Eröffnung der Aussenstelle in Einsiedeln. « Heute sind unsere Monteure von Oftringen bis zum Bodensee im Einsatz. » 3512 Kunden zählen die Kältemacher mittlerweile, wobei die Jucker Farm, die Fenaco mit Landi, Volg und Agrola oder der Online-Markt Farmy die grössten sind.
Neue Firma für Grossanlagen
Wegen des Wachstums zog die Firma auch bald ins Bäretswiler Schürli. Und Anfang Jahr ging es wegen Platzmangels nochmals weiter in einen nahe gelegenen Neubau. Mit dem Wechsel an der Spitze der Firma ziehen die Leutwylers auch gedanklich um: Die Eltern nehmen sich als Inhaber aus dem operativen Geschäft zurück und beschränken sich als Verwaltungsräte auf die strategische Ebene. Nur während Ferienabwesenheiten will Hanspeter Leutwyler temporär in seine alte Funktion zurückkehren.
Gleichzeitig treibt er den Ausbau seiner neuen Firma Swissklimat GmbH voran. Die ist auf den Vertrieb, die Montage und den Service von grossen Klimaanlagen für Kalt- und Prozesswasser spezialisiert. « Diese Firma ist im Gegensatz zu meiner ersten nicht personalintensiv. Dazu geht es auch nicht so hektisch zu und her » , meint Hanspeter Leutwyler.
Arbeit geht nicht aus
Sein Sohn will derweil das Familienunternehmen « weiterhin erfolgreich führen, auch mal etwas wagen und ohne Scheuklappen vorwärts machen » . Wichtig ist für Lukas Leutwyler, dass er mit Freude seine Arbeit macht und über zufriedene Mitarbeiter verfügt.
« Wir müssen immer weniger Energie brauchen, aber gleichzeitig immer mehr kühlen .»
Hanspeter Leutwyler
Herausforderungen sieht er gleich eine ganze Reihe. Diese gibt es nicht nur an den ersten heissen Tagen im Jahr – « dann merken viele plötzlich, dass ihre Kühlsysteme nicht mehr ausreichen – bis zu 200 Telefon pro Tag kann es da schon mal geben » – , sondern auch beim Fachkräftemangel und den aus ökologischen Gründen vorzunehmenden Änderungen bei den Kühlmitteln. « Wir müssen immer weniger Energie brauchen, aber gleichzeitig immer mehr kühlen » , meint dazu Hanspeter Leutwyler. « Die Arbeit wird ganz sicher nicht ausgehen. »
Und wie halten es die Kältemacher eigentlich im Privaten mit dem Firmenmotto « Alles ist gut, solange es kalt ist » ? « Ich habe es am liebsten sehr warm » , gibt Susanne Leutwyler unumwunden zu. Ihr Mann sieht seine Komfortzone am ehesten bei 25 Grad. Nur der neue Chef schätzt die Kälte auch in der Freizeit: « Ich habe am liebsten 0 Grad, denn dann dürfte es auch Schnee haben und ich kann Skifahren. »