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«Ich hatte in jeder Firma einen Förderer»

Urs Schönbächlers Karriere zeigt steil nach oben. Der Geschäftsführer der Gatra AG und der ATE Bus AG in Effretikon profitierte selber von Chefs, die ihm viel beibrachten. Seine Ferien verbringt er am liebsten in der Schweiz.

Urs Schönbächler ist zugleich bei zwei Transportunternehmen engagiert.

PD

«Ich hatte in jeder Firma einen Förderer»

Sie sind Geschäftsführer der Gatra AG und der ATE Bus AG. Was bedeutet Ihnen Ihre Arbeit?
Urs Schönbächler: Sehr viel – aber nicht alles. Sie nimmt einen grossen Teil von meinem Leben ein und ist zeitintensiv. Ich arbeite rund 70 bis 80 Stunden. Ich habe auch Familie und Hobbys und dafür will ich mir auch Zeit nehmen.

Wie kam Ihre Berufswahl zustande?
Ich machte eine Kaufmännische Ausbildung und bildete mich später weiter. Unter anderem war ich im Automobilgewerbe tätig. Erst danach gelangte ich zum Transportwesen. Die Branchen, in denen ich arbeitete, sind zufällig.

Wie sind Sie zu dieser Arbeitsstelle gekommen?
Ich habe mich klassisch um die Stelle als Leiter Betriebswirtschaft bei der Gatra AG im Jahre 2015 beworben. Anderthalb Jahre später übernahmen ich und zwei Partner die Firma. Im Juli 2018 kam die ATE Bus AG dazu. Wir sind bei der Gatra AG und der ATE Bus AG jeweils drei Inhaber.

Was würden Sie rückblickend anders machen?
Nicht viel, denn jeder Schritt, den ich im Leben unternommen hatte, machte mich zu dem, was ich heute bin. Negative Erlebnisse braucht man, um sich persönlich weiterzubringen. Nur Positives kann zu Überheblichkeit führen.
 
Von wem haben Sie beruflich am meisten profitiert?
Ich hatte das grosse Glück, in jeder Firma einen Förderer zu haben. Die Chefs schenkten mir Vertrauen. Sie forderten und förderten mich und ich lernte viel. Der Ex-Inhaber der Gatra AG und ATE Bus AG Urs Christen zeigte mir etwa viel Branchenspezifisches sowie einiges zu rechtlichen Fragen und Personalwesen.

Verfolgen Sie ungelöste Probleme nach der Arbeit und in der Nacht?
Es kann vorkommen, dass ich zu Hause oder im Bett an ungelösten Fragen in der Firma denke. Aber ich komme zu genügend Schlaf und somit ist es für mich kein Problem. Meine Frau unterstützt mich optimal, wenn ich Ungelöstes mit nach Hause nehme.

Wie steht es um Ihre Work-Life-Balance?
Momentan liegt das Schwergewicht bei der Arbeit. Ich trage Verantwortung für den Betrieb sowie die Mitarbeiter und das hat für mich Priorität. Ich achte darauf, dass ich ab und zu Ausdauersport mache um den Kopf zu lüften.

Welche Persönlichkeit würden Sie gerne treffen?
Napoleon. Er ist eine spannende Person und hatte interessante Ideen. Er erlitt viele Rückschläge und stand immer wieder auf. Das finde ich bemerkens-wert und eine gute Eigenschaft.

Worüber ärgern Sie sich?
Ich ärgere mich über die Bürokratie in Gemeinde, Kanton und Bund. Der Bund verlangt immer mehr Statistiken, die für uns Mehrarbeit bedeuten. Ich würde die Arbeit lieber in den operativen Bereich stecken. Ich habe auch Mühe mit Menschen, die unverbindlich und ungenau sind. Ich bin auf Verbindlichkeiten angewiesen, damit ich weiterarbeiten kann.

Worüber freuen Sie sich?
Ich freue mich ganz allgemein über den privaten und beruflichen Erfolg. Zum Beispiel darüber, dass mein 15-monatiger Sohn zu sprechen beginnt.

Wo liegen Ihre Stärken?
Ich erkenne in der Firma gut, wo es Potenzial hat. Zudem kann ich Betriebsabläufe effizient gestalten.

Wo Ihre Schwächen?
Ich habe eine brutale Ungeduld (lacht). Ich weiss, daran muss ich arbeiten. Vieles hätte ich lieber gestern als heute.

Kochen Sie? Und wenn ja, was?
Chäsnüdeli.

Womit würden Sie sich beschäftigen, wenn Sie mehr Zeit hätten?
Ich würde gerne mehr Langlaufen, Schwimmen und Rad fahren. Ich hätte auch gerne mehr Zeit für die Familie.

Worauf sind Sie stolz?
Ich bin auf meine Familie speziell stolz. Vor drei Jahren habe ich geheiratet und nun haben wir einen gemeinsamen Sohn. Trotz mehr als einer 42-Stunden-Woche geniessen wir die Zeit miteinander.

Blieb Ihnen einer Ihrer Lehrer besonders in Erinnerung?
Wir gingen einmal auf dem Nachhauseweg mit Mitschülern etwas schroff um und dann bestrafte mich mein Lehrer mit einer Ohrfeige. Vermutlich bereute er es im Nachhinein, obwohl es meinerseits nicht ganz unverdient war.

Wo verbringen Sie Ihre Ferien?
Wir wohnen in einem schönen Land und meine Frau und ich mögen die Schweizer Berge. Wir versuchen, nicht zweimal an den gleichen Ort zu fahren. Zudem fliegen meine Frau und ich ungern. Man muss auch sagen, dass wir nicht oft Ferien machen.

Spielen Sie ein Musikinstrument?
Ich musizierte 20 Jahre lang. Ich spielte Blockflöte, nachher Klavier, Saxofon und am Schluss Bass. Ich war zugleich Mitglied in mehreren Musikvereinen. Als ich plante, die Gatra mit zwei Geschäftspartnern zu übernehmen, musste ich leider aus zeitlichen Gründen mit der Musik aufhören.

Vermissen Sie nun die Musik?
Nein. Ich habe nicht viel Zeit, an der Musik herum zu studieren. Ich nehme an, wenn ich einmal mehr Zeit habe, dann werde ich die Instrumente wieder hervorholen und spielen.

Lesen Sie gerade ein Buch? 
Momentan lese ich 21 Lektionen für das 21. Jahr-hundert vom israelischen Historiker und Autor Yuval Harari. Er ist kritisch, aber auch selbstkritisch. Ich mag Philosophie, lese aber auch Sachbücher um Trends in der Wirtschaft nicht zu verschlafen.

(Aufgezeichnet: Bruno Fuchs)

Die ATE Bus AG in Effretikon fährt 42 Linienbusse im Auftrag der Verkehrsbetriebe Glattal (VBG) und Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ). Die Firma ging 2008 aus der Aufteilung der Gebrüder Andres Transport AG in Gatra und ATE Bus hervor und wurde 2018 von Urs Schönbächler, Michael Geisser und Enzo Favale übernommen. 2016 hatte Schönbächler mit zwei weiteren Geschäftspartnern bereits die Gatra übernommen. Die Firma verfügt über 60 LKW und ist hauptsächlich im Bausektor tätig. (bf)

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