«Freiheitsdressur fördert die Bindung»
Sie sind Inhaberin des Reitladens Grüt-Gossau. Was bedeutet Ihnen die Arbeit?
Beatrice Honegger: Die Arbeit gibt mir grosse Befriedigung, vor allem dann, wenn ich die Reiter beim Kauf beraten kann. Teilweise kommen die Reiter gleich mit ihrem Pferd vorbei.
Wie war der Anfang?
Eine Kollegin und ich eröffneten den Reitladen und starteten mit Secondhandartikeln. Das lief aber nicht besonders gut, weil wir anfangs nur wenige Artikel zum Verkauf in Kommission erhielten. Später kamen Neuartikel, Pflegeprodukte, Nahrungsmittel und Kleider dazu.
Von wem haben Sie beruflich am meisten profitiert?
Als wir den Laden eröffneten, belieferten uns nicht alle Firmen. Sie meinten, wir seien zu klein und eine Warenlieferung würde sich nicht lohnen. Wir stiessen dann auf den Besitzer eines Reitsportgeschäfts aus der Region Winterthur. Er half uns sehr und bestellte meine Ware. Ich konnte sie bei ihm abholen und verkaufen.
Würden Sie rückblickend etwas anders machen?
Ich würde versuchen, meinen Weg zum Verkaufsladen direkter zu gehen. Zudem würde ich gerne noch häufiger mit Leder arbeiten und hätte in Richtung Sattlerei mehr unternommen.
Name: Beatrice Honegger-Burn
Geburtsjahr: 1956
Beruf: Geschäftsführerin
Erlernter Beruf: Handarbeitslehrerin
Hobbys: Reiten, Windsurfen, Handarbeiten
Zivilstand/Kinder: verheiratet, keine Kinder
Wohnort: Grüt
Wie kam Ihre Berufswahl zustande?
Ich machte zuerst eine Banklehre und wurde später Handarbeitslehrerin. Ich unterrichtete während 16 Jahren. Vor 23 Jahren gründete ich dann den Reitladen hier in Grüt. Ich hatte zu dieser Zeit ein eigenes Pferd und dachte, es wäre toll, wenn ich mit Pferden arbeiten könnte.
Wann gehen Sie nach Hause mit dem Gefühl: «Das war ein guter Tag»?
Wenn Eltern mit ihren Kindern zu mir kommen und sie vor der ersten Reitstunde frisch ausrüsten. Die Kinder strahlen vor Freude.
Können Sie am Abend gut abschalten?
Ich bin recht ausgeglichen, weil ich mit Hund oder Pferd oft an der frischen Luft bin. Dann verarbeite ich Fragen, die mich beschäftigen.
« Früher ritt ich Dressur, und bei Vorführungen zeigten wir Quadrillen. »
Beatrice Honegger, Reitladen Grüt-Gossau
Haben Sie ein Lebensmotto?
« Lasst andere Menschen leben, wie sie sind. »
Welche Persönlichkeit würden Sie gerne treffen?
Den deutschen Springreiter Marcus Ehning. Er reitet mit Feingefühl und hat einen schönen Stil.
Worüber ärgern Sie sich?
Wenn Reiter den Fehler nur beim Pferd suchen und nicht bei sich selber.
Was freut Sie?
Wenn mein Pferd Fortschritte macht. Ich spiele mit ihm wie mit meinem Hund. Freiheitsdressur macht Spass und fördert die Bindung zum Pferd. Früher ritt ich Dressur, und bei Vorführungen zeigten wir Quadrillen. Wir hatten unsere eigene Musik, nähten die Kleider selber und stellten das Programm zusammen. Herrlich.
Der Reitladen Grüt-Gossau ist im Besitz von Beatrice Honegger. Sie führt ihn zusammen mit Verena Sekinger. Das Sortiment umfasst Reitbekleidung und -zubehör, Helme, Pferdefutter sowie Artikel im Bereich Pflege und Stallbedarf. Für die Reparatur von Lederprodukten besteht eine enge Kooperation mit Franziska Weiss, die eine Sattlerei in Dürnten betreibt. Der Reitladen führt – laut eigener Aussage – als einer von wenigen noch Secondhand-Artikel im Bereich Pferdesport. bf
Worin liegen Ihre Stärken?
Ich kann mich gut in die Kunden einfühlen und sie gut beraten. Ich bin sehr geduldig.
Und Ihre Schwächen?
Ich kann nicht gut Nein sagen.
Kochen Sie und wenn ja, was?
Ich kann kochen, mache das aber nicht so gerne. Mein Mann kann das besser. So kocht er oft bei uns zu Hause.
Viel Zeit vorausgesetzt: Womit würden Sie sich beschäftigen?
Ich würde gerne mehr Handarbeit machen und mit Leder arbeiten. Ich würde zu meiner Kollegin in die Sattlerei fahren und dort arbeiten.
« Der Hund kroch bei mir gleich unter das Pult und wollte nicht mehr fort. »
Beatrice Honegger
Wie beginnen Sie den Tag?
Ich frühstücke und gehe entweder mit dem Pferd oder Hund an die frische Luft. Letzterer ist nun zwölf Jahre alt. Ich wurde zufällig seine Besitzerin: Einmal war eine Kundin mit dem Hund in den Reitladen gekommen. Sie sagte, sie suche für ihn ein neues Zuhause. Er kroch bei mir gleich unter das Pult und wollte nicht mehr fort.
Worauf sind Sie stolz?
Früher war in diesen Räumen ein Calida-Geschäft. Ich besuchte den Laden ab und zu mit meiner Mutter. Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages hier mein eigenes Geschäft führen werde.
Wer aus Ihrer Schulzeit ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Ich denke gerne an meine Kindergärtnerin zurück. Sie war lieb und warm in der Art. Als ich in die Schule kam, vermisste ich sie sehr. Ich besuchte sie noch lange bei ihr zu Hause und sehe sie in Gedanken noch genau vor mir.
Wo verbringen Sie Ihre Ferien?
Im Winter sind wir im Oberengadin, im Sommer an der Ostsee, vor allem Rügen gefällt uns gut.
« Ich musste über mich und mein Unvermögen lachen. »
Beatrice Honegger
Lesen Sie gerne Bücher?
Ich lese nicht so viel. Ich stricke lieber, momentan ein Gilet für mich.
Ihr Lieblingsort in der Region?
Ich reite gerne am Pfäffikersee.
Mögen Sie Filme?
Ich schaue gerne Krimis und Abenteuerfilme. Ins Kino gehe ich eher selten.
Spielen Sie ein Musikinstrument?
Ich lernte Klavier spielen – heute spiele ich Saxophon, aber noch auf einem tiefen Level. Mir gefällt der Ton des Instruments.
Wann haben Sie das letzte Mal so richtig gelacht?
Wir waren in den Sommerferien auf Rügen. Ich surfte zum ersten Mal alleine. Dabei liess ich mich viel zu weit ins Meer treiben, sodass ich nicht mehr zurückkam und mich der Surflehrer holen musste. Als er bei mir war, lachte er laut heraus. Das war ansteckend, und ich musste über mich und mein Unvermögen lachen.
Aufgezeichnet: Bruno Fuchs