Die Angst fährt mit
Am Samstagnachmittag kann es Mike Joos etwas ruhiger angehen lassen. Ein paar Hände schütteln, Ehrengäste betreuen, Ranglisten aufhängen und bei der Preisverteilung mitwirken – viel bleibt dem OK-Präsidenten nicht mehr zu tun. Auch seine Arbeit als Verantwortlicher für den Aufbau ist getan, die Rennen am 45. Motocross in Gutenswil sind längst im Gange.
«Die Vorbereitungen beginnen früh und ziehen sich über das gesamte Jahr hin.»
OK-Präsident Mike Joos
Doch gänzlich entspannt ist Joos nicht. Auch wenn die Sicherheit oberste Priorität hat und sämtliche Vorkehrungen getroffen sind, weiss der ehemalige Crack aus eigener Erfahrung: Bei Töffrennen ist die Unfallgefahr ein steter Begleiter.
So etwas wie in Amriswil, wo ein Teilnehmer unlängst gar sein Leben verlor, will er nicht erleben müssen. «Dann klicken die Handschellen und ich bin im Gefängnis», sagt der 34-jährige Russiker.
Reichlich Erfahrung
Von dem her sei er froh, wenn es am Sonntagabend vorbei sei, sagt Joos. Das bedeutet aber beileibe nicht, dass er seine Arbeit nicht gerne machen würde. Als man ihn vor zwei Jahren anfragte, den Chefposten zu übernehmen, brauchte er nicht lange zu überlegen.
«Ich war schon lange im OK und wusste als Bauchef über vieles Bescheid», sagt der Inhaber einer Schreinerei, der seit 20 Jahren Mitglied der veranstaltenden Motorsportgruppe (MSG) Gutenswil ist. Als solches war er nicht nur von der sportlichen Herausforderung, der Geschwindigkeit und den Adrenalinkicks beim Fahren fasziniert, sondern schätzt auch die freundschaftlich-familiäre Atmosphäre an den Rennen und im Verein.
Selbst fährt der OK-Präsident, der es als Supermoto-Fahrer bis auf Stufe EM schaffte, heute nicht mehr. Dafür holt er verschiedene Bewilligungen ein, kommuniziert mit Gemeinde, Polizei, Landbesitzern und beruft Sitzungen ein. Wahnsinnig aufwändig sei dies nicht, sagt Joos. «Doch die Vorbereitungen beginnen früh und ziehen sich über das gesamte Jahr hin.»
Wenig geschlafen
Weniger zeitumspannend, dafür intensiver ist die Arbeit als Verantwortlicher für den Aufbau. «Ich habe in dieser Woche wenig geschlafen», sagt Joos denn auch. Am Montagabend sind die Bagger aufgefahren, am Dienstag wurden sämtliche Pfosten gesetzt, am Mittwoch baute man das Festzelt auf und donnerstags und freitags wurde die Piste mit Seilen umspannt, die Strecke mit Banden und Netzen versehen und wurden viele Detailarbeiten erledigt.
«Raum für Optimierungen gibt es immer.»
OK-Präsident Mike Joos
Noch am Morgen vor den Rennen musste eine zusätzliche Schikane eingebaut werden, um einen allenfalls heiklen Sprung zu entschärfen.
«Raum für Optimierungen gibt es immer», sagt Joos.
Letztes Jahr beispielsweise wurden die Zuschauer-Parkplätze verlegt, um deren Bewirtschaftung zu erleichtern. Und für nächstes Jahr hat er sich vorgenommen, Spritzmotoren einzusetzen, die für einen höheren Wasserdruck bei der Reinigung der Motorräder mit den Schläuchen sorgen sollen.
Ansonsten sei aber alles reibungslos abgelaufen, sagt der OK-Chef, der auf ein eingespieltes Team zählen kann, bei dem seine unaufgeregte Art und die klaren Ansagen ankommen.
Keine Expansionsgelüste
«Mike macht das sehr gut, die Zusammenarbeit mit ihm ist total angenehm», sagt etwa Streckenchef Fabian Hublard. Rund 250 Helfer sind insgesamt im Einsatz, von denen lediglich ein Drittel der MSG angehören.
«Die Bereitschaft zu freiwilliger Arbeit lässt zu wünschen übrig. Da haben wir mit dem gleichen Problem zu kämpfen wie viele andere Vereine», bemängelt Joos, der auch die MSG präsidiert.
Revolutionäre Änderungen wird es unter Joos aber nicht nur wegen der immer schwieriger werdenden Rekrutierung von Helfern nicht geben, Expansions-Gelüste irgendwelcher Art hegt er ohnehin keine. Auch die Austragung von EM-Läufen wie in früheren Jahren, die einen noch grösseren Aufwand erfordern, ist derzeit kein Thema.
Man sei zum Schluss gekommen, dass sich das unter dem Strich nicht lohne, sagt Joos. «Wir wollen das Bestehende erhalten und einen gelungenen Anlass organisieren, der sowohl Fahrern als auch Zuschauern Freude bereitet.»