Wetziker Jungkicker auf grosser Reise
Es sind aussergewöhnliche Momente, welche die C-Junioren des FC Wetzikon derzeit erleben. Gleich an zwei Samstagen in Folge reisten die Oberländer Fussballer mit dem Car ins Tessin. Und da auch beide Spiele gegen Insema (4:0) und Savosa-Massagno (8:0) klar gewonnen wurden, herrschte eine ausgelassene Stimmung auf der rund dreistündigen Heimfahrt.
Doch warum überhaupt spielt der FCW gegen Tessiner Teams? Grund dafür ist eine Änderung innerhalb der Youth League (höchste regionale Spielklasse – die Red.), von der neuerdings die Regionalverbände Zürich (FVRZ) und Ostschweiz betroffen sind.
«Es geht um Solidarität mit den Regionen in der Peripherie», sagt Raphael Kern, Ressortleiter Breitenfussball im Schweizerischen Fussballverband (SFV). In den kleineren Verbänden wird schon länger über die Region hinaus gespielt und sind grössere Reisedistanzen daher auch nichts Neues.
«Da kann es schon sein, dass der FC Sierre nach Genf muss», nennt Kern ein Beispiel. Laut dem 44-Jährigen sind die Klubs aus dem FVRZ diesbezüglich in den letzten Jahren gut bedient gewesen. «Mit dieser Lösung sollen sie das Ganze ebenso mittragen», sagt er.
Wetziker Fans in Überzahl
Bei den Junioren des FC Wetzikon sind die Spiele gegen die neuen Gegner gut angekommen. «Die Jungs finden es lässig. Und die Reisen fördern den Teamzusammenhalt», sagt Trainer Giovanni Migliaccio. Und so wurden die Fahrten mit zahlreichen Angehörigen zu eigentlichen Ereignissen. «Es hatte an unseren Auswärtsspielen sogar mehr Wetziker Fans als Tessiner», sagt der Coach.
Nur: Die Reisen ins Tessin sind auch mit erheblichem Mehraufwand und Mehrkosten verbunden. Für die Miete eines Doppelstöckercars plus Verpflegung kommen schnell einmal 2000 Franken zusammen. Gedeckt werden diese durch den Klub und die Eltern. Keinen Beitrag dazu leisten will hingegen der SFV. «Das haben wir noch nie gemacht», sagt Kern. Dies, weil sich der Verband damit schweizweit flächendeckend beteiligen müsste.
Nicht ganz glücklich darüber ist Willy Scramoncini, Leiter Spielbetrieb beim FVRZ, der selbst zweimal in die Südschweiz reiste, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Beim Zürcher Regionalverband gibt es deshalb Überlegungen, etwas beizusteuern.
Sportliches Gefälle
Ob die Wetziker im Frühling aber erneut ins Tessin und in die Ostschweiz reisen werden, ist offen. Nicht aus sportlichen Gründen, sondern, weil es den Teams nach einer halben Saison offensteht, wieder in die regionale Gruppe zu wechseln. Doch auch wenn Trainer und Team sich dafür aussprechen, könnte es sein, dass sich der Klub aus finanziellen Gründen dagegen entscheidet.
«Für uns waren die Reisen ein Erlebnis. Und von den Resultaten her müssten wir in der Tessiner Gruppe bleiben», sagt FCW-Coach Migliaccio. Sein Team steht nach sechs von zehn Runden auf dem dritten Platz. Auffällig ist allerdings auch das Leistungsgefälle unter den acht Teams. So fallen drei der acht Mannschaften ab. Exemplarisch dafür steht Savosa-Massagno mit einem Torverhältnis von 0:54.
Die vom FVRZ extra eingeführten Weisungen für die Zuteilung in die überregionale Gruppe sind sowieso eher ungewöhnlich. Wetzikon qualifizierte sich nämlich als bester Promotion-Gruppenzweiter der Frühjahrsrunde dafür. Hätte der FCW oder der zweite Zürcher Vertreter Seefeld beim Verband gegen den Entscheid intervenieren wollen, wäre ihnen der Aufstieg verwehrt geblieben.
Losgelöst von den Modalitäten ist aber klar, dass inskünftig ein Teil der besten A-, B- und C-Junioren aus dem FVRZ für Meisterschaftsspiele ins Tessin reisen wird. «Das werden wir sicher ein paar Jahre weiterverfolgen», sagt SFV-Funktionär Kern.