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FC Wetzikon ist Cup-Sieger – und hätte auch fürs Feiern einen Pokal verdient

Im Finale des FVRZ-Cup behalten die Akteure des FC Wetzikon die Nerven und bezwingen die SV Schaffhausen im Penaltyschiessen. Nun winkt ein Duell mit einem Vertreter aus der Super League.

FC Wetzikon ist Cup-Sieger – und hätte auch fürs Feiern einen Pokal verdient

Die Wetziker waren ausser Rand und Band. Nachdem Anthony Migliore den letzten Penalty zum 6:5 gegen die SV Schaffhausen verwandelt hatte, stürmten Spieler, Betreuer und mitgereiste Fans mit Huronengebrüll den Rasen und vereinigten sich zu einer riesigen Jubeltraube. 

Sie tanzten und sangen und schrien sich die unbändige Freude über den Gewinn des Cups aus dem Leib, minutenlang. Gäbe es einen Titel für das Feiern – die Wetziker hätten auch diesen gewonnen.

Mit der Medaille um den Hals gibt Valentin Herzog das letzte Interview seiner Spielerkarriere:

«Aufgestiegen und jetzt Cupsieger – etwas Geileres gibt es gerade nicht», sagte Torhüter Mauro Gantenbein, der mit seiner Parade beim vierten Penalty wesentlich zum Erfolg beitrug,  nach dem kaum enden wollenden Ausbruch der Freude. « Das ist eine einmalige Sache » , fand auch Migliore, der vor dem alles entscheidenden Penalty «schon ein leichtes Kribbeln» verspürt, dann aber ebenso cool wie zuvor seine vier Kollegen verwandelt hatte.

Und auch Trainer Gabor Gerstenmaier war «überglücklich, dass wir unsere gute Saison mit diesem Erfolg gekrönt haben». Dieser beschert dem FCW nicht nur einen imposanten Kübel; er befördert ihn auch direkt in die erste Hauptrunde des Schweizer Cups, in der er mit etwas Losglück auf einen hochkarätigen Gegner treffen könnte.

«Ich bin überglücklich, dass wir unsere gute Saison mit diesem Erfolg gekrönt haben.»
Gabor Gerstenmaier, Trainer

Die Schaffhauser kauerten derweil enttäuscht am Boden und wussten nicht, wie ihnen geschah. Das Gefühl einer Niederlage dürften sie nämlich längst vergessen haben, nachdem sie sämtliche 22 Meisterschaftspartien für sich entschieden hatten und wie Wetzikon souverän in die 2. Liga aufgestiegen waren.

Ganz schwacher Beginn

In der ersten Hälfte hatte nichts, aber auch gar nichts auf einen solchen Ausgang hingedeutet. Eine halbe Stunde lang waren die Wetziker kaum am Ball, und wenn sie es dann doch einmal waren, misslang ihnen alles. « Das war unsere schlechteste Halbzeit in dieser Saison » , sagte danach Keeper Gantenbein. Dass diese dennoch torlos endete, war aus Sicht der « Spielvi » ein schlechter Witz.

Sie kam nach 15 Sekunden zum ersten Eckball, schoss nach zwei Minuten ein erstes Mal aufs Tor und traf in der 9. Minute nicht zum letzten Mal die Torumrandung. Gleich zwei Wetziker Abwehrspieler verteidigten dabei unbeholfen und schauten staunend zu, wie Tim Bollis gefühlvoller Lob an die Lattenunterkante prallte.

Wenig später strich ein Volley von Severin Diener nur knapp am Wetziker Gehäuse vorbei, ein weiterer Schuss flog über das Ziel und wiederum Diener verpasste aus der Distanz das leere Tor, nachdem Gantenbein beim Abschlag ausgerutscht war.

Erst kurz vor Pause streiften die Wetziker ihre Nervosität allmählich ab und nahmen auch am Spiel teil. Bei seiner ersten schüchternen Annäherung an das gegnerische Tor hätte der FCW gar auf Anhieb in Führung gehen können, doch verpassten nach einem Corner gleich zwei Akteure mit dem Kopf den Ball. Dafür konnten sich die Oberländer bei der letzten Aktion im ersten Durchgang abermals auf ihr Glück verlassen, als ein Schaffhauser nur den Pfosten traf.

Gegentor als Weckruf

Unmittelbar nach dem Seitenwechsel kam Wetzikon aber nichts und niemand mehr zu Hilfe: Ein Schaffhauser brach auf der rechten Seite durch und seine Hereingabe verwertete Cédric Wächli gerade einmal 25 Sekunden nach Wiederanpfiff zum hochverdienten 0:1.

Der Gegentreffer bedeutete aber nicht etwa den Anfang vom Ende aller Wetziker Träume, sondern wirkte augenscheinlich wie ein Weckruf. Im gleichen Masse, wie die Schaffhauser abbauten – sie erspielten sich hernach nur noch eine Chance, das Skore zu erhöhen –, wussten sich die Oberländer nämlich endlich zu steigern. Dies hatte einiges zu tun mit der Hereinnahme von Jérémy Niessl. Der wieselflinke Junior, der nicht verstanden hatte, warum ihn der Trainer nicht von Beginn weg hatte auflaufen lassen, wollte diesem zeigen, « dass ich dem Team nütze » , und war beinahe an jeder der nun immer häufiger werdenden Offensivaktion der Wetziker beteiligt. Allerdings war er es auch, der in der Schlussphase die bis dahin beste Gelegenheit ausliess.

Ausgleich in letzter Sekunde

Obwohl der FCW weitere Möglichkeiten vergab, verzweifelte er nicht. Er bewies bemerkenswerte Moral und versuchte bis zuletzt alles, um die Schaffhauser doch noch als erste Mannschaft überhaupt in dieser Saison in die Knie zu zwingen. Und tatsächlich, in der buchstäblich letzten Sekunde vor Ablauf der fünfminütigen Nachspielzeit, lag der Ball doch noch im Tor.

Dominik Käslin hatte ihn nach einer Ecke dorthin befördert. Dass der gegnerische Torhüter in dieser Szene regelwidrig behindert worden war, interessierte am Ende des direkt danach folgenden Penalty-Dramas nur noch die Schaffhauser. Die Wetziker waren da bereits mit dem beschäftigt, worin sie noch besser sind als im Fussballspielen: mit dem Feiern.

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