Mit Gummibärli und Selbstdisziplin
Der Grüninger Dominik Dobmann gehört auch mit 50 Jahren noch zu den besten Geräteturnern der Schweiz. Was ist sein Erfolgsgeheimnis?
Perfektion ist im Geräteturnen keine Ausnahme mehr. Wenn an Schweizer Meisterschaften die besten Turner des Lands antreten, geht es um Details. Die Unterschiede liegen im Zehntel-, wenn nicht gar im Hundertstelbereich. Dass aber ein Turner mit 50 Jahren mit der nationalen Spitze mithalten kann, ist eine Seltenheit. Dominik Dobmann aus Grüningen tut genau dies. An der SM in Pfäffikon SZ war er der älteste Teilnehmer in der Kategorie KH (Ü28) – und erreichte als 7. die Top Ten.
In den letzten 15 Jahren erturnte Dobmann sich an den Schweizer Meisterschaften immer einen Rang in den Top 8, fünfmal stand er gar auf dem Podest. Für eine SM-Medaille reichte es heuer nicht – im Gegensatz zum Eidgenössischen Turnfest in Lausanne, wo er Silber holte.
Auf sein Alter und sein Können angesprochen, schmunzelt er und sagt: «50 – ja, das stimmt, aber es fühlt sich nicht so an. Ich habe ein Geschenk der Natur mitbekommen: das Geschenk meines Körpers an mich.» Ein Selbstläufer ist es aber natürlich nicht. «Klar, es braucht auch Selbstdisziplin», sagt er und ergänzt lachend: «Vielleicht bin ich auch so beweglich, weil ich gerne Gummibärli habe.»
Der Schockmoment am Klassentreffen
Dobmann trainiert täglich zu Hause Rumpfstabilität und verbessert seine von Natur aus schon gute Beweglichkeit. In der Halle trainiert er ein- oder zweimal pro Woche. Anwesend ist er allerdings vier- oder fünfmal, denn Dobmann gibt seine Leidenschaft als Leiter weiter. Für ihn ist das ein Antrieb, weiterzumachen: «Ich finde es bereichernd, mit den Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe zu diskutieren. Sie haben Freude, wenn ihr Leiter mitturnt. Ich verlange nie etwas, das ich nicht auch machen würde. Die gemeinsame Freude am Erreichten ist meine Motivation und hält mich jung.»
Für Dobmann ist das Turnen wie ein Jungbrunnen, die Turngemeinschaft hält ihn auch geistig jung. Dass das keine leere Phrase ist, erlebte er unlängst. Als er an einem Klassentreffen seine gleichaltrigen Kollegen traf, erschrak er und fragte sich: «Bin ich schon so alt?»
Es überrascht deshalb auch nicht, dass Dobmann Motivationsprobleme nur vom Hörensagen kennt. Er gesteht aber, dass er nach einer längeren Pause schon etwas Angst vor den Schmerzen hat, bis sein Körper wieder geschmeidig ist.

Dobmann weiss, wo seine Grenzen sind. Es gibt Elemente, die er aufgrund des Risikos nicht mehr turnt, wie zum Beispiel den Salto gestreckt mit anderthalb Schrauben am Sprung.
Überhaupt ist der Sprung für ihn das schwierigste Gerät. Obwohl er im Training den Fokus speziell darauf gelegt hatte, missriet es ihm am Wochenende, und er musste die Note 8,45 hinnehmen. Zum Vergleich: An den anderen vier Geräten bewegten sich seine Noten zwischen 9,35 und 9,55.
«Tja, ich kam nicht aus dem Tuch raus. Auch dies ist Geräteturnen», sagt Dobmann. «An den letzten drei grossen Wettkämpfen, der SM 2024, dem ‹Eidgenössischen› und der aktuellen SM, habe ich von den 15 Übungen ein Gerät verpatzt.»
In der Tatsache, dass ihn das nicht so schnell aus der Ruhe bringt, ist seine Erfahrung spürbar. Auch gegenüber der Notengebung hat er eine Gelassenheit entwickelt. «Ich wundere mich manchmal über Noten, aber sich ärgern bringt nichts, das gehört dazu.»
Das Lob vom Schützling
Dazu passt auch Dobmanns Bescheidenheit: Als persönliches Highlight an dieser SM bezeichnet er nicht seine eigene Leistung, sondern die seines Turners. Der 14-jährige Benno Nötzli turnte an seiner ersten SM als Elfter in die Auszeichnungen der Kategorie K5. Und sagte danach über Dobmann: «Domi ist mein grosses Vorbild. Als Turner wie auch als Leiter. Er ist zwar eher streng, hilft mir aber, besser zu werden. Vor allem vergisst er nie, mich zu loben, wenn ich etwas gut gemacht habe.»
Bleibt die Frage: Wie lange turnt Dobmann weiter? Das lässt der Grüninger offen. Er entscheidet von Jahr zu Jahr. «Solange ich Freude habe und schmerzfrei turnen kann, mache ich weiter. Mein Traum wäre, am ETF 2031 im Tessin noch zu starten.»
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