Sauber vor dem Schlussspurt: So stehen die Chancen
Vier Rennen stehen in der Formel 1 noch aus – und das Hinwiler Sauber-Team ist mittendrin im Mittelfeldkampf.
Wie steht Sauber vor den vier letzten Rennen der Saison da?
60 Punkte haben Nico Hülkenberg und Gabriel Bortoleto in bisher 20 Rennen gesammelt. Drei Punkte pro Rennen – so erfolgreich war das Hinwiler Team zuletzt 2013, als am Ende der 7. WM-Rang resultierte. Und besser war Sauber nach der BMW-Ära nur 2012. Damals waren es gar 6,3 Punkte im Schnitt pro Rennen für Sergio Perez und Kamui Kobayashi, was den 6. WM-Rang ergab. Und was auch jetzt schon klar ist: Es ist eine massive Steigerung im Vergleich zur letzten Saison, die Sauber mit nur vier Punkten (0,17 pro Rennen) auf dem letzten Platz beendete.
Warum liegt Sauber nur auf dem zweitletzten WM-Rang und nicht weiter vorne?
Die Teams liegen leistungsmässig viel enger beisammen als in anderen Jahren, das Feld ist so ausgeglichen wie schon lange nicht mehr. Mit ein Beweis dafür: Schon neun Fahrer aus sieben verschiedenen Teams schafften es heuer aufs Podest. Und das Haas-Team, das Sauber am Sonntag in Mexiko überholte, gehört zwar nicht dazu, war aber mit dem 4. Rang von Oliver Bearman sehr nahe dran. Dank diesem Resultat überholte das US-Team Sauber auch in der WM. Zuvor hatte es lange danach ausgesehen, als wären die Hinwiler auf sicherem Kurs Richtung WM-Rang 8.
Warum ist es relevant, wer welchen Rang belegt?
Weil es um mehr geht als nur eine Zahl für die Statistik. Das Formel-1-Management zahlt den zehn Teams nämlich je nach Rangierung mehr oder weniger Preisgeld aus. Der Verteilschlüssel ist nicht öffentlich – und wie gross der ganze Preisgeldtopf überhaupt ist, hängt von den Einnahmen von Rechteinhaber Liberty Media ab. Die stiegen in den vergangenen Jahren stetig an. 2024 betrug der Umsatz rund 3,4 Milliarden Dollar. Gut 1,2 Milliarden wurden an die Teams ausbezahlt. Das sind die einzigen offiziellen Zahlen, die es dazu gibt. Alles andere sind Schätzungen. So soll Sauber für den 10. und letzten WM-Rang 2024 noch knapp 60 Millionen Dollar erhalten haben, danach stieg der Betrag pro Rang um etwa neun Millionen an. Wer will, kann also ganz grob sagen: Ein Rang ist rund zehn Millionen Dollar wert.
Es geht auch um Entwicklungszeit – und hier gilt: Je schlechter man klassiert ist, desto länger darf man sein Auto im Windkanal und mit Strömungssimulations-Software weiterentwickeln. Zweimal pro Jahr werden diese Einheiten neu verteilt. Sauber profitierte als WM-Letzter des Vorjahrs davon.
Und es geht auch um die Position in der Boxengasse. Der Weltmeister erhält die Garage am nächsten bei der Boxeneinfahrt, der WM-Letzte hat dafür den kürzesten Weg zur Boxenausfahrt.
Wie realistisch ist es, dass Sauber sich noch verbessert?
Das scheint sehr realistisch. Schliesslich liegen die Hinwiler nur zwei Punkte hinter Haas. Und die Ränge 6 (Racing Bulls) und 7 (Aston Martin) sind mit zwölf respektive neun Zählern Abstand nicht unerreichbar. An den verbleibenden vier Rennwochenenden gibt es jedenfalls auch für die Mittelfeldteams noch genügend Punkte zu gewinnen, zumal nebst den vier Grands Prix auch noch zwei Sprintrennen (in Brasilien und Katar) anstehen.
Absehbar ist eine Tendenz nicht, schliesslich schlug das Pendel heuer schon auf alle möglichen Seiten aus. Sicher ist nur: Letzter wird Sauber heuer nicht – 40 Punkte gross ist das Polster auf das völlig inferiore Alpine-Team.
Auf welcher der verbleibenden Strecken ist die Chance auf Punkte am grössten?
Historisch gesehen in Brasilien (Sprint am 8. November, GP am 9. November). In Interlagos holte Sauber seit 2010 insgesamt 41 Punkte – wobei das Chaosrennen 2019 mit den Rängen 4 und 5 und den total 22 Zählern für Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi heraussticht. Und in Katar (Sprint am 29. November, GP am 30. November) fanden zwar erst drei Rennen statt, in den letzten beiden Jahren holte Sauber dort aber gleich zehn Punkte. 2024 war der 8. Rang von Zhou Guanyu das einzige Top-Ten-Resultat der Saison für das Hinwiler Team. In Las Vegas (22. November) hingegen punktete Sauber noch nie – dort fanden aber auch erst zwei Rennen statt. Und das Saisonfinale in Abu Dhabi (7. Dezember) brachte den Hinwilern bisher selten Glück. Seit 2018 wartet Sauber dort auf ein Top-Ten-Resultat.
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