Diese seltene Verletzung setzt Fabienne Schlumpf ausser Gefecht
Vier bis sechs Monate lang darf die Wetziker Marathonläuferin Fabienne Schlumpf nicht rennen. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen.
Fabienne Schlumpf ist eine Frohnatur, und die Wetzikerin lacht auch dann noch, wenn es ihr eigentlich zum Weinen zumute wäre. So war es am Murtenlauf, den sie vor zwei Wochen gewann. «Ich hatte starke Schmerzen, und auf der Ziellinie hätte ich heulen können.» Und doch posierte sie wie üblich lachend und – vermeintlich – glücklich für die Fotografen.
Aber die Schweizer Rekordhalterin im Marathon wusste da schon: Etwas ist gar nicht gut. Das rechte Knie war es einmal mehr, das ihr Probleme bereitete, wie schon früher in diesem Jahr. «Ich weiss ja, wie es sich anfühlt», sagt sie. «Es gibt bessere und schlechtere Tage.» Und die haben sich abgewechselt.
Im Vorfeld des Greifenseelaufs meldeten sich die Probleme im Training wieder – am Lauf selber aber war sie komplett beschwerdefrei. Und am Murtenlauf wurde es dann immer schlimmer. Sie überlegte sich gar auszusteigen nach gut sechs Kilometern. «Es hät mer eis zwickt», sagt sie. «Aber ich wollte einfach noch ins Ziel kommen.» Es war der letzte Zieleinlauf für lange Zeit.
Nur zwei andere Fälle sind bekannt
Eine MRI-Untersuchung gab Klarheit: Schlumpf zog sich einen Riss der Semimembranosus-Sehne zu. Sie liegt am hinteren Oberschenkel – und Schlumpf weiss nicht genau, ob sie genau dann gerissen ist, als sie dieses «Zwicken» spürte. «Sie war vorher schon nicht in gutem Zustand.»
Was Schlumpf hingegen sicher weiss: Was sie hat, hatten noch nicht viele. «Ich bin weltweit die Dritte nach einem Rugbyspieler und einem Fussballer», sagt sie. «Man weiss zwar, dass diese Sehne Probleme machen kann. Aber sie reisst in der Regel nicht.» Weshalb das genau bei ihr passierte, ist die grosse Frage. «Ich habe eine muskuläre Dysbalance aufgearbeitet, vielleicht hat es damit zu tun», sinniert Schlumpf und sagt: «Marathon laufen ist eine grosse Belastung für den Körper.»
Am Mittwoch wurde die gerissene Sehne der Wetzikerin in Rheinfelden in einer 80-minütigen Operation zusammengeflickt. Nun trägt Schlumpf eine Manschette, damit das Knie nie ganz durchgestreckt wird, und geht vier bis sechs Wochen lang an Krücken. Und bis die operierte Sehne wieder voll belastbar ist und Schlumpf ins Lauftraining einsteigen kann, dauert es vier bis sechs Monate.
Schlumpf verpasst also nicht nur den New York Marathon in zwei Wochen, wo sie letztes Jahr Fünfte geworden und der ihr grosses Ziel in diesem Jahr war. Auch die nächste Saison wird von der Verletzung stark beeinträchtigt. Wann ein Wiedereinstieg in den Wettkampfsport realistisch ist, darüber will sie sich noch gar keine Gedanken machen.
Geduld ist gefragt
«Ich höre von allen, dass ich viel Geduld brauche», sagt Schlumpf. Wer sie kennt, weiss: Das ist zwar nicht ihr Spezialgebiet, aber sie ist darin geübt. Ende 2021 zwang eine Herzmuskelentzündung sie zu einer mehrmonatigen Pause. Nun wird sie wohl oder übel mit viel Physiotherapie beschäftigt sein – und sich trainingsmässig vorerst auf den Oberkörper beschränken müssen. «Ich probiere zu machen, was ich kann», sagt sie. «Es wird sicher auch mühsam werden.»
Klar ist aber auch: Unterkriegen lässt sich die 34-Jährige nicht. «Ich habe schon noch vor, das eine oder andere Jahr zu machen.» Allein schon die Tatsache, dass sie sich für eine Operation und gegen konservative Therapie entschieden hat, zeigt: Sie will zurückkommen und sieht keinen Grund, wegen der Verletzung nun «das wars» zu sagen. «Der New York Marathon findet ja jedes Jahr statt», sagt sie.
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