In Gossau traf sich die Karate-Schweiz
Erstmals fand ein Turnier der Swiss Karate League im Oberland statt. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.
Was ist die Swiss Karate League?
In Gossau gastierte am Wochenende die grösste nationale Wettkampfserie im Karate. Die Swiss Karate League umfasst drei Turniere, an denen sich die Karateka für die Schweizer Meisterschaften qualifizieren, die heuer im November in Sursee stattfinden. Man kann also auch sagen: Alles, was im Karate in der Schweiz Rang und Namen hat, trifft sich an diesen Turnieren. In Gossau als Coach mit dabei war beispielsweise auch Elena Quirici, die zurzeit erfolgreichste Schweizer Karateka. Die Aargauerin gewann zuletzt an den World Games in Chengdu Gold und war in Tokio 2021 die einzige Schweizer Teilnehmerin, als Karate zum ersten und bisher einzigen Mal im Programm der Olympischen Sommerspiele figurierte.
Worum geht es im Karate überhaupt?
Karate ist eine waffenlose Kampfsportart, in der es vor allem um Schlag- und Tritttechniken geht und nicht um Wurf- und Bodentechniken wie etwa im Judo. Es geht in den Wettkampfformen auch nicht darum, den Gegner auf den Rücken zu legen, sondern um Punkte, die man für die Ausführung von Techniken erhält. Zwei Wettkampfformen gibt es: Kata, einen Kampf gegen einen imaginären Gegner, der einem festgelegten Ablauf folgt, und Kumite – effektiv einen Wettkampf gegen einen Gegner.
Wer steht hinter dem Turnier in Gossau?
Organisiert wurde der Anlass von der Karateschule Kimura Shukokai, die in Wetzikon zu Hause ist, aber auch Dojos in Volketswil und Winterthur betreibt. Die Schule gibt es schon lange, sie ist aber erst seit wenigen Jahren Mitglied im nationalen Verband Swiss Karate Federation, der Swiss Olympic angehört. Zuvor hatte die Schule zu einem kleineren Verband gehört – und auch immer wieder selber Turniere organisiert. Das Dojo gehört zu den grössten und erfolgreichsten der Schweiz.
Wie gross war der Anlass?
Das Turnier gehört zu den grössten in der Schweiz – und die Kennzahlen sind eindrücklich. Rund 800 Nennungen verzeichneten die Organisatoren, wobei einige Karateka in mehreren Kategorien antraten. Die Athletinnen und Athleten wurden von rund 120 Coaches begleitet. 40 Schiedsrichter standen im Einsatz – und pro Tag benötigten die Organisatoren rund 60 Helferinnen und Helfer. Wegen der Grösse des Anlasses entschieden sich die Organisatoren auch für die AL-Arena in Gossau – sie bietet mehr Raum als eine normale Dreifachturnhalle und verfügt auch über genügend Parkplätze.
Wie professionell ist der Anlass aufgezogen?
Professionalität im Sinne von Kommerz, darum ging es den Organisatoren nicht. Laut Mirco Dalla Lana, der zum sechsköpfigen OK gehört, fallen Kosten in mittlerer fünfstelliger Höhe an, die vor allem durch Sponsoren und Startgelder gedeckt werden. Und wenn ein kleiner Gewinn herausschaut, wie es Dalla Lana vermutet, kommt dieser den Helfern zugute.
Professionalität im Sinne von Qualität, darauf legten die Organisatoren wert. Dalla Lana, ehemaliger Inhaber einer Werbeagentur, nennt die Siegerehrungen als Beispiel: «Uns war wichtig, dass man nicht einfach A4-Blätter mit Nummern auf einen Schwedenbalken aufklebt. Die Siegerehrungen sollten in würdevollem Rahmen stattfinden. Mit schönem Podest, gut beleuchtet und vor einer schönen Rückwand.» Dazu passt, dass Gemeindepräsident Jörg Kündig (FDP) seine Aufwartung machte und eine Ehrung gleich selbst vornahm.
Verpflichtet haben sich die Organisatoren gleich für drei Jahre. Bis 2027 werden also Turniere der Swiss Karate League in Gossau stattfinden. Danach soll entschieden werden, ob und wie es weitergeht. Denkbar wäre beispielsweise auch die Organisation von Schweizer Meisterschaften.
Wie erfolgreich waren die Oberländer am Heimturnier?
Das Heimturnier wurde für das Shukokai Dojo Wetzikon zum sportlichen Grosserfolg. Mit sieben Siegen, sechs zweiten Rängen und 13 dritten Plätzen belegten die Oberländer im Medaillenspiegel den zweiten Rang unter 70 teilnehmenden Gruppierungen. 26 Medaillen totalisierten sie – und damit bloss eine weniger als ein Dojo aus Basel.
Siege am Heimturnier feierten (allesamt im Kumite) Aya Ben Aicha (Elite Frauen über 68 kg), die beiden U16-Talente Noah Maurer (bis 47 kg) und Karl Ravas (bis 63 kg), der U14-Kämpfer Marlo Bugatti (über 55 kg) und bei den U12 Anna Sophie Pfister (bis 39 kg), Andrei Negara (bis 35 kg) und Colin McGuinness (bis 41 kg). Das beste Oberländer Resultat in der Disziplin Kata sicherte sich Peraveen Raveendran als Zweiter bei den Elite-Männern.