So tickt der Erfolgscoach des UHC Pfannenstiel
Marc Werner hat grossen Anteil am Höhenflug
Sein Assistent fordert spasseshalber ein Denkmal für ihn: Der Fehraltorfer Marc Werner prägt «Pfanni» als Headcoach seit Jahren. Wer ist der 36-Jährige, für den Sport auch eine Kunstform ist?
In Videos hat er solche Spielszenen auch schon mit Orchestermusik unterlegt, um die Harmonie aufzuzeigen. Wenn auf dem Feld alles im Fluss ist, gefällt ihm das ganz besonders. Marc Werner sagt: «Ich sehe den Sport als Kunstform.»
Der Headcoach des B-Ligisten UHC Pfannenstiel gerät jetzt richtig ins Schwärmen. Plötzlich hält der Fehraltorfer inne und beugt sich leicht nach vorne: «Was war eigentlich die Frage?»
Dann fällt sie ihm wieder ein. Und er führt weiter aus, welcher Teil ihm an der Arbeit als Unihockeytrainer am besten gefällt. Sein Ansatz wiederum bringt mit sich, dass er glaubt: «Irgendwann wirft man mir vor, dass wir in Schönheit sterben. Das nehme ich in Kauf.»
Werner lacht vergnügt. Ein Coach, der im Leistungssport nicht in erster Linie resultatorientiert denkt? Gibt es also. In Werners Fall stimmen auch die Resultate.
Dreimal hintereinander erreichte der UHC Pfannenstiel den Erstliga-Final, sorgte im Cup für Aufsehen und ist nach dem Aufstieg in die NLB mit der vorzeitigen Playoff-Qualifikation die Überraschung der Saison. Einer der Baumeister des Höhenflugs – Marc Werner.
Er will selber gestalten können
In der siebten Saison steht der 36-Jährige beim Oberländer Team in der Verantwortung. Das ist eine lange Zeit. Werner ist sich die Gefahr von Abnützungserscheinungen bewusst. Nicht in der Trainingsarbeit, da lassen sich ständig neue Ansätze verfolgen, aber bei den Ansprachen in der Garderobe.
«Da fühlt man sich teilweise wie in einer Radiowiederholung. Die brennenden Motivationsreden kann man nicht zweimal bringen. Sonst erzählt man immer denselben Seich.»
Ohne Trainererfahrung übernahm Werner den Posten einst. Er startete mit «Pfanni» gleich in der zweithöchsten Liga, das war 2017. Zwei Jahre später war das NLB-Abenteuer wieder vorbei, weil man dafür schlicht nicht bereit gewesen war.
Werner ging als Assistenztrainer zum UHC Uster in die NLA. Wo er schnell merkte: «Es fehlte mir, das Ganze so zu gestalten, wie ich es möchte.» Er kehrte daraufhin zum UHC Pfannenstiel zurück.
Da entwickelte Werner das Team stetig weiter. Jetzt stimmen sowohl die Qualität im Kader als auch die Breite. Ein Ende der Erfolgsgeschichte in der NLB ist nicht absehbar.
«Er hat sich schon jetzt ein Denkmal am Pfannenstiel verdient», sagt Christof Maurer auf Werner angesprochen. Maurer ist einer der treibenden Kräfte bei «Pfanni», sitzt im Vorstand und ist Assistenztrainer im NLB-Team.
Er beschreibt Werner als hochspannende, feinfühlige Person. Und ist von dessen Unihockey-Know-how, seiner Akribie und seiner sozialen Kompetenz begeistert: «Ich schätze seine Menschlichkeit und Offenheit. Man weiss immer, woran man ist. Ich finde es auch megacool, wenn jemand auf der emotionaleren Seite daheim ist wie er.»

Werners Hingabe und Begeisterungsfähigkeit sticht beim Treffen mit ihm denn auch heraus. Wobei er, der als Kind sehr viele Sportarten ausprobierte, irgendwann sagt: «Hey, es ist eigentlich die Faszination am Teamsport an sich. Im Unihockey komme ich einfach am besten draus.»
Man kann sich lebhaft vorstellen, wie Werner in stundenlangen Videoanalysen alle Winkel des Spiels ausleuchtet und sich Gedanken an Gedanken reiht. Vom Unihockey abschalten? «Daran muss ich arbeiten», sagt der junge Familienvater offen.
Die Rechnung ist schnell gemacht: Werner setzt viel mehr Stunden für den UHC Pfannenstiel ein, als in seinem 30-Prozent-Pensum vom Klub abgegolten werden. Werner lacht. «Das ist der Weg im Unihockey.»
Der in Egg beheimatete Dorfverein ist die ideale Umgebung für ihn, die DNA des Klubs ganz nach seinem Gusto. Die Identifikation der Mitglieder mit «Pfanni» ist gross. «Wenn wir zusammen sind, muss es ‹fäge›», sagt Werner. «Mir ist das Soziale in der Gruppe extrem wichtig.»
Kompromisse in dieser Hinsicht macht der Mann keine, der vom Klub in einer Mitteilung mal als Glücksfall bezeichnet worden war. Auch in anderen Bereichen nicht. So stellt er klar: «Die Besten spielen. Punkt, aus, fertig.»
Die Gruppe im Blick
Werners Fähigkeiten, eine Gruppe zu «moderieren», sind als Oberstufenlehrer ebenfalls gefragt. Aktuell arbeitet er in einem 60-Prozent-Pensum in Pfäffikon. Auf der Beziehungsebene sei er als Trainer und Lehrer gleich. «Jeder weiss, dass er mir am Herzen liegt.»
Mit seiner positiven Energie wirkt Werner motivierend. Seinem Ärger kann er aber auch Luft verschaffen. «Ich bin nicht nur immer der Liebe, ich kann megahässig werden», sagt er. «Die Beziehung bricht dadurch ja nicht ab.»
Seine Leitplanken sind breit gesetzt. «Aber es kann nicht jeder sein eigenes Ding machen, sonst funktioniert die Gruppe nicht mehr.»
Das NLB-Team geniesst jedenfalls den Ruf, über einen aussergewöhnlichen Teamspirit zu verfügen. Und auch den einer Spasstruppe. Letzteres rührt daher, dass der Aufsteiger nur zweimal wöchentlich trainiert. Also weniger als die Konkurrenz.

Werner kennt das Spannungsfeld zwischen Leistungssport, Beruf und Privatleben aus seiner Zeit als Nationalliga-Verteidiger. Er versteht darum, dass man im Team den Aufwand nach dem Aufstieg nicht erhöhen wollte. Im Kader stehen zahlreiche Spieler, wie Werner einst selber einer war. Also Leute mit einer eigenen Meinung. Das ist für den Trainer zwar eine Herausforderung. «Ich find das aber cool.»
Momentan steckt Werner im Berufstrainerlehrgang. Heisst das, er könne sich vorstellen, irgendwann einmal voll auf die Karte Unihockeytrainer zu setzen?
Er zögert keine Sekunde. «Das würde ich gerne machen.» Vorerst aber gilt seine Konzentration weiterhin voll und ganz dem UHC Pfannenstiel. Schliesslich endet die Saison nicht nach der Qualifikation.