Einmal Dübi, immer Dübi? Bei ihm ist das gut möglich
Topskorer Delil Ferati
Delil Ferati identifiziert sich stark mit seinem Stammklub FC Dübendorf. Er ist überzeugt: «So etwas wie hier findet man nicht oft.»
Er würdigt den Ball keines Blickes, hat diesen aber dennoch unter Kontrolle. Als sei es das Natürlichste der Welt, zu jonglieren und dabei die Kommandos des Fotografen präzise umzusetzen. Zügig sind die Bilder gemacht. Delil Ferati setzt sich auf die Zelgli-Tribüne. Dass er sich zuvor in der prallen Sonne bewegt hat, ist ihm nicht anzusehen.
Spuren hinterlassen hat Ferati dafür letzte Saison in der 2. Liga interregional. 17 Tore erzielte Ferati für den FC Dübendorf – es ist nicht nur ein starker Wert, sondern es sind auch mehr Tore, als er eine Liga tiefer geschossen hatte. Mit seiner Treffsicherheit hat der 24-Jährige also einen entscheidenden Anteil am Ligaerhalt von Aufsteiger Dübendorf.
Erfolgreich war der am liebsten hinter den Spitzen agierende Ferati vor allem mit links und innerhalb des Sechzehners. Zwei Freistösse und ein paar Penaltys waren ebenfalls dabei, erinnert er sich. Wobei Ferati den Teamerfolg ins Zentrum rückt, nicht seine Quote.
Das verdeutlicht beispielsweise seine Haltung bei Penaltys. Er sagt: «Ich bin keiner, der jeden schiessen muss. Das dürfen auch andere tun – solange der Ball reingeht.»
Die Sicht von innen
Die Aussage passt zu ihm. Ferati ist weder Lautsprecher noch Spektakelmacher. Sein grösstes Glück findet er deshalb nicht bei einem gelungenen Dribbling oder bei einem Tor. Das ist aus seiner Sicht alles schön und gut, «das Siegesgefühl aber ist das Beste».
Er ist ein mannschaftsdienlicher Spieler – und seinem Stammverein stark verbunden. Der Ur-Dübendorfer verkörpert also einen Typ Fussballer, den manche einzig bei Dorfklubs wie dem FC Gossau vermuten. Nicht aber beim FCD, bei dem im Halbjahrestakt zahlreiche Wechsel zu verzeichnen sind.
In der letzten Winterpause etwa verliessen neben anderen sechs Stammspieler die Glattaler. Die vielen Transfers haben dazu geführt, dass einige im Zusammenhang mit dem FCD von einer «Söldnertruppe» sprechen.
Ferati kann mit dieser Sichtweise wenig anfangen. «Ich weiss nicht, wie es von aussen wirkt. Ich kann nur sagen, wie es sich innerhalb der Mannschaft anfühlt», sagt er und ist überzeugt: «So etwas wie in Dübi hat man nicht oft.»
Die Stimmung, der Zusammenhalt, beides ist aus seiner Sicht top. «Ich kann mich nicht erinnern, dass wir hier einmal jemanden hatten, der sich nicht integrieren konnte.»

Er muss es wissen. Der aus dem FCD-Nachwuchs stammende Ferati steht seit fünf Jahren im Fanionteam – mit immer wichtigerer Rolle. «Nach dem Aufstieg bin ich selbstbewusster geworden», hat er gemerkt. «Das hat mich gepusht, noch mehr Verantwortung zu übernehmen.»
Vor der letzten Saison hat ihn Trainer Shaip Krasniqi gefragt, ob er das Amt des Vize-Kapitäns übernehmen wolle. Ferati musste sich das nicht lange überlegen. «Da sage ich sicher nicht nein dazu. Ich identifiziere mich mit dem Verein.» Ferati scheint wie geschaffen für eine Führungsrolle. Unaufgeregt, überlegt und besonnen, wie er ist.
Ob privat oder auf dem Platz, seine Zündschnur sei enorm lang, sagt Ferati. Was Trainer Krasniqi bestätigt. «Delil lässt sich nicht provozieren.» Er findet es beileibe keine Selbstverständlichkeit, «bei all den Schlägen, die er als Stürmer kassiert».
Krasniqi hat ausschliesslich Lob für Ferati bereit. «Was der manchmal für Tore erzielt», schwärmt er und sagt: «Es macht Spass, ihm zuzuschauen.» Der Coach hebt zugleich die angenehme Zusammenarbeit mit dem ruhigen Leader hervor, der gegenüber Anregungen immer offen ist. «Mit ihm fühlt man sich sofort vertraut. Er ist warmherzig und sehr hilfsbereit.»
Die kurzen Wege gefallen ihm
Ferati ist in der Stadt verwurzelt und schätzt ganz besonders seine kurzen Wege. Er arbeitet in einem 80-Prozent-Pensum bei einer Krankenkasse in Stettbach. Mit dem Velo hat er von seinen Eltern, bei denen er wohnt, nur fünf Minuten aufs Zelgli.
«Ich kenne alle hier», sagt er und zeigt aufs Areal. «Viele Leute wissen, dass ich hierhergehöre. Ich bin mein Leben lang schon hier. Und je länger man an einem Ort ist, desto schwieriger wird es zu gehen.»
Die eine oder Anfrage von Klubs gibt es immer mal wieder, torgefährliche Offensivspieler kann schliesslich jedes Team brauchen. Ein Wechsel aber ist für Ferati gar nicht erst ein Thema. Er fühlt sich am richtigen Ort und hat sich hier den nächsten Entwicklungsschritt vorgenommen. Mit dem Team und persönlich.
Letzteres wird ihm gelingen, davon ist Trainer Krasniqi überzeugt. «Delil kann noch viel mehr. Er ist ein Jahr reifer und in der Liga angekommen.» Die Marke von 17 Toren also soll lediglich ein Zwischenhalt sein. Wie viele Treffer hat sich Ferati zum Ziel gesetzt? Er sagt: «Wenn du eine Zahl hören willst, wären 20 sicher nicht schlecht.»
Spielverständnis, Ballführung, Torgefährlichkeit und das Tempo zählen zu seinen Vorzügen. «Im defensiven Verhalten aber gibt es noch Bedarf», zeigt er sich kritisch und lächelt kurz, ehe er sagt: «Es gibt einen Grund, warum ich vorne spiele. Defensiv bin ich nicht so stark.»
Wie es wohl bei den Profis ist?
Der jüngste von drei Brüdern träumte einst wie wohl jedes Fussball spielende Kind davon, Profi zu werden. «Mir wurde aber bald bewusst, dass es nicht reicht.» Er zuckt leicht mit den Schultern. Die Erkenntnis kam früh und hat ihn nie wahnsinnig beschäftigt.
«Ich bin realistisch», begründet er. «Teilweise bin ich ja hier schon komplett geschlissen. Wenn ich mir dann denke, wie es wohl erst auf Profiniveau sein muss?»
Ferati machte die Matur, studiert neben seiner Arbeit nun Betriebsökonomie. Fussball nimmt in seinem Leben auch neben dem FCD viel Raum ein. Im Fernsehen schaut er sich alle Spiele seines Lieblingsteams Real Madrid live an, dazu verfolgt er zahlreiche ausländische Profiligen.
Er reiste für drei Schweizer Spiele an die Fussball-EM nach Deutschland. Und wenn er mit Freunden zockt, gehört selbstverständlich auch die Fussballsimulation Fifa dazu. Was für ihn der Fussball ausmacht? «Es reisst einem aus dem normalen Alltag. Auf dem Platz ist man in einer eigenen Welt.»
Und wo sieht er sich fussballerisch in fünf Jahren? Man hätte sich die Frage eigentlich schenken können. Ferati überlegt sich seine Antwort auch gar nicht erst, sondern liefert das Erwartete ab: «Im Normalfall hier auf dem Zelgli.» Es ist ein Satz, den man im FC Dübendorf sicher gerne hört.
Gute Aussichten fürs zweite Jahr
Die Richtung ist klar, in die es für den FC Dübendorf in der zweiten Interregio-Saison gehen soll: nach oben. Zu schlagen gilt also Rang elf. Trainer Shaip Krasniqi ist optimistisch, dass der Schritt auf einen einstelligen Tabellenplatz gelingt. «Als Mannschaft werden wir besser sein», ist Krasniqi überzeugt. Der Kern des Teams ist intakt geblieben. Ein halbes Dutzend Neue sind dazugestossen, darunter auch der ehemalige Captain von Zweitligist Greifensee, Severin Burkart. «Ich bin froh, hat es geklappt», sagt Krasniqi zum Zuzug von Burkart, den man getrost als Königstransfer bezeichnen darf. Für den 27-Jährigen ist es zudem die Rückkehr zu seinem Stammklub.
Die Veränderungen im Team haben laut Krasniqi den Konkurrenzkampf vergrössert. Für ihn sind das gute Aussichten. «Jetzt habe ich mehr Alternativen.» Kommt hinzu, dass die Dübendorfer auf den Erfahrungen der letzten Saison aufbauen können. Der Trainer sagt: «Der Start muss uns gelingen. Dann hab ich ein gutes Gefühl.» (ome)