Jetzt kommt Kritik am geplanten Gemeindehaus in Mönchaltorf auf
Drei Wochen vor der Abstimmung
Bisher gab es in Mönchaltorf niemand, der sich explizit und öffentlich gegen den Neubau des Gemeindehauses und eines Wohngebäudes stellte. Dies hat sich am Wochenende geändert – via Flugblatt.
«Das Projekt steht für Fortschritt, Qualität und eine zukunftsgerichtete Gemeindeentwicklung», heisst es im Erklärungsvideo der Gemeinde Mönchaltorf für die anstehende Urnenabstimmung am 30. November. Dann werden die Mönchaltorferinnen und Mönchaltorfer über den Investitionskredit von 16,5 Millionen Franken für den Neubau eines Gemeindehauses und eines zusätzlichen Wohngebäudes mit barrierefreiem, altersgerechtem Wohnraum und Tiefgarage entscheiden.
Vom Projekt alles andere als überzeugt ist Willi Künzler. Er hat rund 30 Mitstreiter um sich geschart, die gemeinsam das Neinkomitee besorgter und kritischer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Mönchaltorf bilden. Auf einem Flugblatt, das am Wochenende in den Briefkästen in der Gemeinde gelandet ist, teilen sie ihren Unmut.
«Nach der Informationsveranstaltung Ende Oktober war ich ziemlich unzufrieden», sagt Künzler. «Ich musste feststellen, dass das ‹Fueder› einfach überladen ist.» Dies habe ihn zur Gründung des Komitees und zum Verfassen des Flugblatts bewogen.
Einerseits kritisiert er den Standort des neu geplanten Gemeindehauses an der Rällikerstrasse. Das heutige Gemeindehaus liege zentraler, ein Anbau oder ein Neubau auf der heutigen Parzelle mache deshalb mehr Sinn. «Oder auf dem Grundstück der ehemaligen ZKB gegenüber dem heutigen Gemeindehaus.»
Grundsätzlich seien die Kosten von 16,5 Millionen Franken für das Neinkomitee zu hoch. Das Gemeindehaus werde zum «Luxusbau» mit zu grossen Büroräumen. «Die Verbindung Gemeindehaus/Wohngebäude/Tiefgarage ist zu entflechten», heisst es weiter. Dass sich eine Gemeinde mit einem privaten Wohngebäude und einer Tiefgarage herumschlagen müsse, sei unüblich. «Zudem werden die Wohnungen als barrierefrei angepriesen, doch rollstuhlgängig werden sie nicht sein», fügt Künzler hinzu.
Er plädiert dafür, das gemeindeeigene Grundstück, auf dem das Gemeindehaus und das Wohngebäude entstehen sollen, zu verkaufen. Denn dies würde Einnahmen von rund 3,2 Millionen Franken generieren. «Diese Summe kann für ein neues, reduziertes Gemeindehaus an einem anderen Ort besser verwendet werden.»
Darum sieht er auch den Zeitpunkt der Abstimmung kritisch. «Am 8. Dezember wird an der Gemeindeversammlung über die Teilrevision der Bau- und Zonenordnung abgestimmt – würde dann ein Antrag angenommen, der eine höhere Ausnützung der Parzelle erlaubt, hätte das Grundstück noch mehr Wert.»
Gemeindepräsident kontert
Aussagen, die Gemeindepräsident Urs Graf (FDP) so nicht stehen lassen will. «Ich habe an diversen Informationsveranstaltungen klar gesagt, dass ein Neu- oder Anbau am heutigen Standort nicht möglich ist», hält er fest. Einerseits ist das aktuelle Gemeindehaus im kommunalen Inventar schützenswerter Bauten aufgeführt und darf somit nicht abgerissen werden. Andererseits befindet es sich in der Wohnzone, wo öffentliche Bauten gar nicht erlaubt sind.


«Zudem bauen wir für 16,5 Millionen Franken nicht nur ein Gemeindehaus, dieses kostet effektiv nicht einmal 9 Millionen Franken. Mit dem Rest werden das Wohnhaus und die Tiefgarage finanziert.» Dass Gemeinden Tiefgaragen mit öffentlichen Parkplätzen bauten, sei ebenfalls keine Seltenheit.
Barrierefrei versus rollstuhlgängig
Bei einem Verkauf des Grundstücks hätte man zwar Geld in der Tasche. «Aber immer noch kein neues Gemeindehaus.» Würde der Gemeinderat das Grundstück an der Rällikerstrasse tatsächlich veräussern, gäbe man zudem weitgehend die Kontrolle aus der Hand, was dort gebaut wird. «Wir halten uns auch als Gemeinde an die Vorgaben der Bau- und Zonenordnung und haben stark auf die Bedürfnisse der Nachbarn geachtet.» Bei einem privaten Investor würde die Rendite an vorderster Stelle stehen.
Allerdings räumt er ein, dass die barrierefreien Wohnungen tatsächlich nicht als rollstuhlgängig deklariert werden können. «Wir bauen barrierefreie und altersgerechte Wohnungen für die Mönchaltorfer Bevölkerung – aber nicht behindertengerecht für Pflegefälle, dafür müssten andere Richtlinien eingehalten werden.»
In einem Newsletter mit der Erinnerung an die Abstimmung hat der Gemeinderat die wichtigsten Fakten aus der Vorlage nochmals kurz zusammengefasst. «Mehr können wir im Moment nicht machen, sonst könnte uns noch rechtswidrige Propaganda vorgeworfen werden», sagt Urs Graf. Im Hinblick auf den Abstimmungssonntag ist er nach wie vor optimistisch. «Die Rückmeldungen waren bisher grösstenteils positiv.»