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Ein Sprung in welches Wasser?

Illnau-Effretikon hat kein Geld für ein Lehrschwimmbecken

Geld – ein Gut, das in Illnau-Effretikon zurzeit eher rar ist. Die Stadt muss deshalb den Gürtel etwas enger schnallen – mit Folgen für die Schülerinnen und Schüler.

Das Freibad im Sportzentrum Effretikon reicht nicht aus, um den Schülerinnen und Schülern genügend Schwimmlektionen zu bieten. (Archiv)

Foto: Christian Senn

Illnau-Effretikon hat kein Geld für ein Lehrschwimmbecken

Ein Sprung in welches Wasser?

Geld – ein Gut, das in Illnau-Effretikon zurzeit eher rar ist. Die Stadt muss deshalb den Gürtel etwas enger schnallen – mit Folgen für die Schülerinnen und Schüler.

Mit dem Thema Schwimmen wird Illnau-Effretikon offensichtlich nicht warm – im übertragenen wie im wortwörtlichen Sinn. Zum einen schwimmt die Stadt nicht im Geld, zum anderen hat sie Schwierigkeiten, ihren Schulkindern das Schwimmen beizubringen. Interessanterweise hängen beide Probleme eng zusammen.

Denn der Stadt selbst steht für den Schwimmunterricht lediglich das Freibad des Sportzentrums Effretikon zur Verfügung. Das Problem hier ist, dass Lektionen nur bei schönem Wetter und angenehmen Wassertemperaturen durchgeführt werden können. Das beinahe ungeheizte Wasser ist für den Unterricht mit Primarschulkindern dabei oftmals zu kalt.

Ausweichmöglichkeiten in anderen Gemeinden sind zu alledem Mangelware. Für lediglich zwei Lektionen pro Woche kann die Stadt auf ein Hallenbad in Bassersdorf ausweichen.

Insgesamt kommen die Kinder so auf 20 Prozent der im Lehrplan empfohlenen Lektionen. Die Folge: Rund 30 Prozent der Kinder bestehen den Wassersicherheitscheck nicht. Wieso also baut die Stadt nicht einfach ein weiteres Schwimmbad?

Kein Geld, kein Schwimmbad

Der Stadtrat hat das Problem grundsätzlich erkannt. Er bedauere, «dass die Stadt Illnau-Effretikon den Vorgaben des Lehrplans nicht nachkommen kann». Allerdings fehlen die finanziellen Mittel, um ein neues Schwimmbecken zu erstellen. Und auch in den nächsten 10 bis 15 Jahren erachtet er ein solches Vorhaben als unrealistisch. Dies geht aus einem Bericht des Stadtrats hervor.

Den Anstoss für den Bericht gab der ehemalige Parlamentarier Daniel Kachel (GLP) mittels eines eingereichten Postulats. Dieses unterzeichneten auch weitere Politikerinnen und Politiker der Grünliberalen, der SP sowie der Grünen. Der Stadtrat sollte prüfen, ob er in Illnau-Effretikon ein kostengünstiges Lehrschwimmbecken erstellen kann. Daraufhin gab der Stadtrat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag.

Viermal zu teuer, einmal ungeeignet

Wie sich zeigt, würde sich grundsätzlich das Areal des Sportzentrums in Effretikon am besten für ein neues Schwimmbecken eignen. Dort könnte die bestehende Infrastruktur gleich mitbenutzt werden – beispielsweise Parkplätze, Garderoben und Gastronomie. Ein Schwimmbad bei einem Schulhaus zu bauen, sei wegen der umfangreichen technischen und betrieblichen Anforderungen hingegen nicht zweckmässig.

Durchgerechnet wurden letztlich vier Neubauvarianten beim Sportzentrum und eine günstige Alternative. Die Kosten für eine abgespeckte Variante mit nur einem Lehrschwimmbecken belaufen sich auf gut 12,6 Millionen Franken. Allerdings würde die Wasserfläche die Anforderungen des Lehrplans immer noch nicht erfüllen.

In zwei weiteren Varianten sind ein Nichtschwimmer- oder Lehrschwimmbecken und zusätzlich ein 25-Meter-Schwimmbecken aufgeführt. Der Preis läge bei gut 26,7 Millionen Franken. In der Luxusvariante mit einem Nichtschwimmer- und einem 50-Meter-Schwimmbecken kämen gar Ausgaben in Höhe von 32,6 Millionen Franken auf die Stadt zu.

Alternativ gäbe es die Möglichkeit, das bestehende Becken des Freibads mit einer sogenannten Traglufthalle auszustatten. Die Anschaffungskosten bewegen sich hier im Rahmen von 2 Millionen Franken. Allerdings verursacht diese Lösung hohe Betriebskosten und erfüllt in Sachen Komfort, Akustik und Temperatur nicht die Anforderungen an einen zeitgemässen Schwimmunterricht.

Langfristige Planung

Varianten hin oder her. Nach der aktuellen Finanzlage und den geplanten Investitionen ist der Bau eines neuen Planschbeckens unrealistisch. Der Stadtrat befürwortet deshalb, «dass im Rahmen der geplanten Gesamtstrategie für das Sportzentrum Effretikon die Thematik der fehlenden Wasserflächen mitberücksichtigt werden soll».

In einem ersten Schritt erhält aber das Parlament die Möglichkeit, sich am 6. November zum vorliegenden Bericht des Stadtrats zu äussern.

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