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Zeit zum Weiterfliegen

Wetziker Stadtrat Remo Vogel tritt nicht zu Erneuerungswahlen an

Nach 13 Jahren politischem Engagement in der Exekutive der Stadt Wetzikon, zieht sich Remo Vogel aus dem Stadtrat zurück. Der Mitte-Politiker erzählt, warum er sich so entschieden hat.

Stadtrat Remo Vogel aus Wetzikon hat sich dazu entschieden, eine neue Richtung einzuschlagen.

Foto: Christian Merz

Wetziker Stadtrat Remo Vogel tritt nicht zu Erneuerungswahlen an

Zeit zum Weiterfliegen

Nach 13 Jahren politischem Engagement in der Exekutive der Stadt Wetzikon zieht sich Remo Vogel aus dem Stadtrat zurück. Der Mitte-Politiker erzählt, warum er sich so entschieden hat.

«Es ist an der Zeit, vogelfrei zu sein.» Mit diesen Worten beschreibt Remo Vogel (Die Mitte), langjähriger Stadtrat von Wetzikon, seine persönliche Motivation, seine Amtszeit zu beenden. Bei den Erneuerungswahlen im Frühling 2026 wird er nicht mehr kandidieren, dies kommunizierte die Brücke-Fraktion – ein Zusammenschluss aus Mitte, EVP und GLP – in einer Medienmitteilung.

Ein bewusster Schlussstrich

Nach einem Jahr im ehemaligen Gemeinderat und drei Amtszeiten als Stadtrat im Ressort Gesellschaft und Soziales ist für Remo Vogel der richtige Zeitpunkt gekommen, sein Amt abzugeben. «13 Jahre sind genug», sagt der 63-Jährige. «Die Zahl ist ausserdem meine Glückszahl», ergänzt Vogel. Er habe gespürt, dass es Zeit sei, loszulassen, und wolle ganz bewusst Platz für eine neue Generation schaffen. «Ich bin kein Sesselkleber», betont der Wetziker Stadtrat.

Den Entscheid traf er gemeinsam mit seiner Frau. Die Partei informierte er kurz darauf. «Die Reaktionen waren durchwegs verständnisvoll», so Vogel.

Nach seinem Abschied aus dem Stadtrat steht für Remo Vogel fest, mehr Zeit für seine Familie und sich zu haben. «Ich freue mich besonders auf Weitwanderungen mit meiner Frau.» Die erste Tour sei bereits für nächstes Jahr geplant: von Genf bis nach Montpellier, auf den Spuren der Römer.

Ausserdem will sich Vogel wieder mehr seiner Leidenschaft für die Berge und für Bücher widmen. «Aber ganz ohne Hektik. Ich lasse alles entspannt auf mich zukommen, denn ich möchte eine bewusste Phase der persönlichen Freiheit – eben vogelfrei - geniessen.»

Zwischen Herausforderungen und Erfolgen

Sein politisches Engagement begann 2013 mit einer Ersatzwahl in den damaligen Gemeinderat, «eher zufällig», wie er selbst sagt. «Ich habe einfach nicht Nein gesagt, als ich für die Kandidatur angefragt wurde.» Gleichzeitig sei es ihm ein Bedürfnis gewesen, seiner Heimatstadt etwas zurückzugeben. «Ich bin hier aufgewachsen. Mein Engagement war auch ein Dank für meine eigene ausgesprochen tolle Jugendzeit in Wetzikon.»

Der Rückblick auf seine Amtszeit fällt vielschichtig aus. Vogel verantwortete ein breit gefächertes Ressort: von Jugend über Alter und Gesundheit bis Integration. «Besonders stolz bin ich auf den Aufbau der Spitex Bachtel, die heute eine wichtige Säule im regionalen Gesundheitswesen ist», sagt er. Auch in der Suchtprävention und der sozialen Integration habe er gemeinsam mit der Verwaltung viel bewegt.

Doch nicht alles lief reibungslos: «Gerade in der Sozialhilfe standen wir zu Beginn vor strukturellen Problemen.» Heute sei der Bereich gut aufgestellt – dank engagierten Mitarbeitenden und klarer Führungsarbeit, sagt Vogel. Auch Flüchtlingskrisen, neue gesetzliche Vorgaben und das Arbeiten im Milizsystem seien wiederkehrende Herausforderungen gewesen.

«Die Realität ist: Ein 40-Prozent-Mandat für den Stadtrat bei gleichzeitig komplexer werdenden Aufgaben, das bringt uns an Grenzen», sagt Vogel offen. Er wünsche sich deshalb künftig eine stärkere Verwaltung und realistische Erwartungen an die Milizpolitik.

Wünsche an die Nachfolge

Im kommenden Frühling wird der Stadtrat neu gewählt. Remo Vogels Partei Die Mitte stellt keinen eigenen Kandidaten, arbeitet jedoch mit EVP und GLP zusammen. Marie-Therese Büsser (GLP) kandidiert für den Stadtrat. Ob sie den Sitz von Vogel verteidigen kann, wird sich im April nach den Erneuerungswahlen zeigen.

Für die neue Stadträtin oder den neuen Stadtrat hat Vogel jedoch bereits einen klaren Wunsch: «Pragmatismus, Gelassenheit und die Fähigkeit, im Team mit dem Stadtrat und der Verwaltung zusammenzuarbeiten.» Denn die Herausforderungen blieben und würden immer vielschichtiger und intermediärer. So befindet sich beispielsweise das Pflegezentrum Wildbach nach einer turbulenten Periode auf dem Weg zu einer neuen strategischen Ausrichtung. Eine Institution, deren Neuausrichtung Vogel wesentlich mitgeprägt hat.

Trotz offenen Baustellen blickt er zuversichtlich in die Zukunft: «Die Grundlage mit guten Perspektiven ist vorhanden, bereit für das Weiterwirken von Nachfolgenden.»

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