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Potenziell schutzwürdig

Illnau-Effretikon stoppt Baupläne für Flüchtlingsunterkünfte

Der Denkmalschutz bremst günstigen Wohnraum in Illnau aus. Und auch Flüchtlingsunterkünfte in Effretikon werden nicht gebaut.

Der Stadtrat muss seine Pläne für günstigen städtischen Wohnraum in Oberillnau beerdigen. Die beiden Neubauten sollten hinter dem alten Gemeindehaus und dem benachbarten ehemaligen Sekundarschulhaus entstehen.

Foto: Almut Berger

Illnau-Effretikon stoppt Baupläne für Flüchtlingsunterkünfte

Potenziell schutzwürdig

Der Stadtrat wollte in Illnau günstigen Wohnraum bauen, wird nun aber vom Denkmalschutz ausgebremst. Sistiert hat er seine Wohncontainerpläne in Effretikon.

Im Mai 2024 hatte der Stadtrat von Illnau-Effretikon angekündigt, an der Effretikonerstrasse 49 und 51 in Oberillnau permanenten Wohnraum für bis zu 65 Flüchtlinge und wirtschaftlich schwache Personen realisieren zu wollen. Den beiden bestehenden Gebäuden – einem ehemaligen Sekundarschulhaus sowie dem alten Gemeindehaus – sollten zwei dreistöckige Wohngebäude in Holzmodulbau zur Seite gestellt werden. Das Schulhaus hätte zu zusätzlichen Wohn- und Betreuungsräumlichkeiten umfunktioniert, das Gemeindehaus wie bisher extern vermietet werden sollen.

Für den Neubau rechnete der Stadtrat mit Erstellungskosten von rund 6,5 Millionen Franken – ohne Grundstückskosten. Wäre das Projekt vom Parlament und von den Stimmberechtigten genehmigt worden, hätte der Bau bis Ende 2027 erfolgen können.

Schutzerklärung mit Folgen

Nun hat der Stadtrat die Weiterverfolgung des Projekts gestoppt. Grund ist eine Schutzerklärung, die er als Basis für seine Pläne mit dem städtischen Doppelgrundstück ausgelöst hatte. Beide Gebäude sind im Inventar der potenziellen kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte von kommunaler Bedeutung verzeichnet.

Laut dem aktuellen Gutachten sind das Schulhaus mit Baujahr 1859/1860 und einem Anbau von 1902 wie auch das Gemeindehaus mit Baujahr 1908/1909 und einer Erweiterung von 1941 tatsächlich als Schutzobjekte zu klassifizieren: das Erste als «typischer Vertreter des klassizistischen Schulhausbaus», das Zweite als «qualitätsvoller Repräsentationsbau im lokalen Heimatstil». Und beide zusammen als «Gebäudeensemble mit repräsentativem Auftritt».

Eine Einschätzung, der der Stadtrat folgt: Die kommunale Unterschutzstellung der Effretikonerstrasse 49 und 51 kann noch bis zum 28. September bei der Stadt eingesehen werden, dann endet auch die Einsprachefrist beim kantonalen Baurekursgericht.

Der «zwingende Erhalt» als Ensemble führe jedoch gleichzeitig dazu, dass die frei bebaubare Fläche auf dem Grundstück kleiner werde. «Effizienter, preisgünstiger Wohnraum lässt sich so darauf nicht mehr sinnvoll bauen und betreiben.» Der Stadtrat verzichte deshalb darauf, das Projekt weiter zu vertiefen. Über die Zukunft der beiden sanierungsbedürftigen Gebäude und des Baulands will er «später» beschliessen.

Pläne für Wohncontainer in Effretikon sistiert

Parallel zu den nun begrabenen Neubauplänen in Illnau liess der Stadtrat in Effretikon die Möglichkeit prüfen, im Masterplangebiet Bahnhof Ost provisorische Unterkünfte zu schaffen. Der dortige Planungsstart ist auf 2030 terminiert, der Abbruch der bestehenden Gebäude auf 2035, was das Areal für eine allfällige Zwischennutzung prädestiniert.

So wäre an der Brandrietstrasse eine befristete Wohncontainerlösung für 32 Menschen möglich, schreibt er dazu. Die Baukosten von maximal 2,7 Millionen Franken würden sich «in einem vertretbaren Rahmen» bewegen. Vom Beginn der Planung eines solchen Provisoriums bis zum Bezug rechnet er mit zwei Jahren.

Illnau-Effretikon ist verpflichtet, bei Bedarf 286 in die Schweiz geflüchtete Personen unterzubringen. Derzeit verfügt die Stadt über eine Kapazität von rund 250 Plätzen, die – «sofern dringend nötig» – bis Ende Jahr auf 270 aufgestockt werden könnten. Aufgrund der abnehmenden Tendenz bei den Asylgesuchszahlen zeichne sich jedoch aktuell kein Bedarf an provisorischem Wohnraum ab, so der Stadtrat. Er habe die weitere Planung daher sistiert und nehme sie «erst bei Bedarf» wieder auf.

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