Politik

Ruhe statt Raketen

Lärmendes Feuerwerk wird vom Gemeindegebiet verbannt

Der Gemeinderat von Wangen-Brüttisellen stellte sich gegen die Initiative, die lärmendes Feuerwerk verbieten will. Doch die Gemeindeversammlung entschied anders.

Auch in Wangen-Brüttisellen hat die Bevölkerung genug vom lärmenden Feuerwerk.

Foto: Pixabay

Lärmendes Feuerwerk wird vom Gemeindegebiet verbannt

Erstmals wurde die Gemeindeversammlung als Outdoor-Veranstaltung durchgeführt. Beim emotionalen Thema Feuerwerk hatten sowohl Gegner als auch Befürworter einer Einzelinitiative berechtigte Argumente.

Premiere in der Gemeinde Wangen-Brüttisellen: Erstmals fand eine Gemeindeversammlung im Freien statt, und zwar auf dem schattigen Areal des Schulhauses Bruggwiesen. Gemeindepräsidentin Marlis Dürst (Forum) stellte in ihren Begrüssungsworten am Dienstagabend fest, dass sich überdurchschnittlich viele Stimmberechtigte eingefunden hatten. Sie stellte den Anwesenden im Anschluss an die Versammlung eine Wurst vom Grill in Aussicht. Das veränderte Setting der Gemeindeversammlung versprühte entsprechend etwas von Sommerferienstimmung.

220 Stimmberechtigte hatten auf den Festbänken Platz genommen, ein Getränk in Griffnähe. Bei der Beratung der drei Geschäfte vermochte vor allem die Einzelinitiative «Verbot von lärmendem Feuerwerk» zahlreiche Votanten zu einer Meinungsäusserung zu animieren.

Miryam Escher, die Anfang Jahr zusammen mit 64 weiteren Stimmberechtigten die Einzelinitiative «Verbot von lärmendem Feuerwerk» eingereicht hatte, meinte in ihrer Stellungnahme, dass klassische Feuerwerke gewiss von vielen Menschen geschätzt würden. In den letzten Jahren hätten aber viele Ortsansässige die Erfahrung machen können, dass vor allem mitten in Wohnquartieren an mehreren Tagen rund um den Bundesfeiertag und zum Jahreswechsel der für Mensch, Tier und Natur belastende Lärm zugenommen habe.

«Wir stellen fest, dass Lärmbelästigung längst vor dem Festerlebnis steht», betonte sie und folgerte, dass es nicht darum gehe, Feiern zu verbieten oder Traditionen verschwinden zu lassen. Escher: «Aber es gilt nun, Grenzen zu setzen.»

Gemeinderat gegen Verbot

Die Initiative bezweckt eine Anpassung von Artikel 12 der Polizeiverordnung der Gemeinde Wangen-Brüttisellen. Neu soll das Abbrennen von lärmendem Feuerwerk verboten sein. Für besondere Veranstaltungen soll das Ressort Sicherheit dies jedoch genehmigen können. Die Versammlungsleiterin fügte hinzu, dass Feuerwerke an speziell markierten Plätzen und in exakt definierten Zeitfenstern weiterhin möglich seien.

Wir wollen das Thema gerne auf Bundesebene gelöst haben.

Martin Kull (Forum), Sicherheitsvorstand Wangen-Brüttisellen

Martin Kull (Forum), Ressortvorstand Tiefbau und Sicherheit, erklärte die Haltung des Gemeinderats zur Einzelinitiative. Der Gemeinderat empfehle der Versammlung, die Initiative abzulehnen. Der Gemeinderat erachte es als «nicht verhältnis- und zweckmässig», ein solches Verbot einzuführen.

Er empfehle vielmehr, die Bevölkerung mit einer aktiven Präventions- und Informationsarbeit für die Problematik zu sensibilisieren. «Wir wollen das Thema gerne auf Bundesebene gelöst haben», führte Kull aus. Zudem sei es so, dass solche Verbote erfahrungsgemäss kaum durchgesetzt werden könnten. Für einen Grossteil der Bevölkerung käme ein solches Verbot auch einem Traditionsverlust gleich.

Angriff auf das Gemeinwohl?

FDP-Vorstandsmitglied Urs Achermann zeigte Verständnis für die Beweggründe der Initiantin. Dennoch empfahl er, der Meinung des Gemeinderats zu folgen. «Eine Kontrolle wäre extrem schwierig», vermutete er.

Votantin Ines Simon erzählte von ihren Erfahrungen als Mitbetreiberin der Hundewiese in Wangen-Brüttisellen. Solch lautes Feuerwerk sei extrem unberechenbar, denn es werde unkontrolliert abgefeuert und keinesfalls nur an den genannten Feiertagen.

Joe Stöckli, Präsident des Gewerbevereins, meinte, dass ein Verbot der falsche Ansatz sei. «Man müsste die Produktion und den Verkauf verbieten, um wirkungsvoll eingreifen zu können», sagte er. Ein weiterer Votant, einst Pfarrer in der Gemeinde, appellierte an die Versammlung, dass der Spass des Einzelnen am Gartenzaun des anderen aufhören müsse. «Gemeinwohl ist ein wichtiges Gut», betonte er.

Nach erschöpfter Diskussion sprachen sich 162 Stimmberechtigte für die Initiative aus, dies bei 45 Nein-Stimmen. Die Erleichterung im Publikum war gross – und mit der Erlaubnis der Versammlungsleiterin durfte nun auch applaudiert werden. Der nachfolgende Antrag eines Votanten, das Geschäft noch an die Urne zu bringen, wurde mit nur 45 Ja-Stimmen klar verworfen.

Die weiteren Geschäfte

Ausserdem hat die Versammlung die Jahresrechnung 2024 ohne Gegenstimme gutgeheissen. Diese schloss bei einem Aufwand von 50,53 Millionen Franken und einem Ertrag von 48,27 Millionen Franken mit einem deutlich über dem Budget liegenden Aufwandüberschuss in Höhe von 2,26 Millionen Franken.

Finanz- und Sicherheitsvorstand Claude Dougoud (SVP) erklärte, dass das Minus insbesondere mit tiefer ausgefallenen Steuereinnahmen zu begründen sei. Der positive Sondereffekt durch die Rückerstattung der Heimversorgertaxen habe den Abschluss 2024 nicht in einem positiveren Licht präsentieren können.

Zudem hat der Gemeinderat die Antworten auf eine Anfrage von René Widmer (SVP) betreffend den Einbau und Umbau im Schurterhaus in Wangen für ein Kult-Café verlesen. Die SVP Wangen-Brüttisellen hatte im Zusammenhang mit dem hierfür gesprochenen Kredit in Höhe von 80'000 Franken einige Klärungsfragen gestellt.

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