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Nach Trinkwasserdebakel: So will Energie Uster die Kommunikation verbessern

Das Trinkwasser in Uster war verschmutzt. Was jedoch Bauchschmerzen bereitete, war die Kommunikation. Nun wird sich einiges ändern.

Letztes Jahr war das Wasser in Teilen von Uster verschmutzt. Zugleich lief die Kommunikation an die Bevölkerung nicht sauber. (Symbolbild)

Foto: Pixabay

Nach Trinkwasserdebakel: So will Energie Uster die Kommunikation verbessern

Altes Konzept, neue Medien

Im letzten Sommer war das Trinkwasser in Uster für ein paar Tage verschmutzt. Was dabei Bauchschmerzen bereitete, war die Kommunikation der Energie Uster AG. Nun wird sich einiges ändern.

Vom Ustermer Debakel des letzten Sommers konnte einem regelrecht schlecht werden. Wortwörtlich. Denn in Ortsteilen Usters, südlich der Bahnlinie, war Anfang August das Trinkwasser verschmutzt.

Der Ursprung liegt in der Nähe des Grundwasser-Pumpwerks Strandbad. Ein neu erstellter Pumpschacht war undicht, weswegen verunreinigtes Regenwasser ins Grundwasser fliessen konnte. Die Verschmutzung durch die Fäkalbakterie E. coli stammt wahrscheinlich von Haus- oder Wildtieren ab, vermutet die Stadt Uster in ihrer Mitteilung von Donnerstagmorgen.

Das Pumpwerk Strandbad wurde vom Netz genommen.
Das Pumpwerk Strandbad befindet sich direkt neben der Badi Uster. (Archiv)

Der Stadtrat musste zusammen mit dem Energieversorger und externen Fachexperten den Vorfall nachbearbeiten. Denn was der Bevölkerung erst recht auf den Magen schlug, war die dazugehörige Kommunikation. Hier sind Fehler passiert, weswegen das Notfallkonzept der Energie Uster AG, «Trinkwasserversorgung in Notlagen», grundlegend überarbeitet werden muss.

«Die Kommunikation der Energie Uster AG hat zur Verwirrung beigetragen», sagt Stadtpräsidentin Barbara Thalmann (SP). Für eine externe Unterstützung bei der Kommunikation in Krisensituationen hat der Energieversorger bereits ein Mandat vergeben.

Energieversorger hielt sich nicht an Notfallkonzept

Offiziell informierte die Energie Uster AG die Anwohnenden erst, nachdem sich die Nachricht bereits wie ein Lauffeuer über die Medien verbreitet hatte. Die Ustermerinnen und Ustermer waren verunsichert, kauften Regale leer, um sich mit Wasser versorgen zu können. Auch einige Wirte wussten von nichts.

Ein paar «kritische Kunden» wie etwa das Spital Uster oder Altersheime sind damals von der Energie Uster AG telefonisch vorinformiert worden. Weil einige um eine schriftliche Anweisung baten, wurde ihnen ein Flugblatt abgegeben. Dieses war es auch, das dann über die sozialen Medien zur Bevölkerung durchgedrungen ist.

«Die Abgabe geschah eigentlich in guter Absicht, war aber ein kommunikativer Fehler», sagt Stadtrat und Verwaltungsratspräsident der Energie Uster AG, Stefan Feldmann (SP). Der Fehler bestand darin, dass die Kommunikation in mehreren Schritten erfolgt ist, was in Zeiten der sozialen Medien so nicht mehr machbar sei, wie Feldmann sagt. «Besser wäre es gewesen, alle Kanäle gleichzeitig zu nutzen.»

Dadurch missachtete die Energie Uster AG das Notfallkonzept, denn nach den kritischen Kunden hätte sie unverzüglich die Bevölkerung informieren müssen. Eine umfassende Information an die Bevölkerung muss mit der Stadt Uster abgestimmt werden. Und diese wurde im August 2024 mit vollendeten Tatsachen konfrontiert, als die Bevölkerung ihre Informationen schon aus inoffiziellen Kanälen erhalten hatte.

Konzept muss sich ändern

«Wir haben unsere Lehren daraus gezogen und werden die kommunikativen Massnahmen mit den städtischen Stellen besser abstimmen», sagt Feldmann. Entlassen würde deswegen aber niemand. Grundlegend ändern muss sich jedoch das Notfallkonzept der Energie Uster AG, «Trinkwasserversorgung in Notlagen», das 2008 erstellt wurde.

«Dass hier Anpassungsbedarf besteht, hat der Verwaltungsrat schon vor dem Ereignis erkannt und die Überarbeitung bereits im Frühling 2024 in Auftrag gegeben», sagt Feldmann. Zum einen müsse man die Abläufe mit der Stadt Uster abgleichen, zum anderen müsse man die sozialen Medien integrieren. «Diese spielen heute natürlich eine ganz andere Rolle als früher», sagt Barbara Thalmann.

Die technischen Abläufe bei einem Ernstfall müssen ebenso aktualisiert werden. Diese werden dann vom Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) überprüft. «Wir rechnen damit, dass wir das Konzept im dritten Quartal vorliegen haben. Die Genehmigung des Awel nimmt dann aber nochmals bis zu einem Jahr in Anspruch», antwortet Feldmann auf die Frage nach dem Zeithorizont.

Neuer Pumpschacht ist undicht

Verbesserungspotenzial hat die Energie Uster aber primär in der Kommunikation. Denn wenn es um den technischen Ablauf geht, hat sie gut reagiert, bestätigt die Gemeindeführungsorganisation (GFO) inklusive der Kantonale Krisenstab Basel-Stadt in ihrer Überarbeitung des Vorfalls. Sie sprechen deshalb von einem «kommunikativen Notfall» und nicht von einer akuten Gefährdung der Bevölkerung.

Der Ursprung der Verschmutzung konnte schnell gefunden und aus dem Netz entfernt werden. Am 12. August, also vier Tage später, war das Wasser wieder unbedenklich sauber.

Heute weiss die Stadt, dass es sich «höchstwahrscheinlich» um einen undichten Abwasserpumpschacht beim Pumpwerk Strandbad handelt. Der Schacht bei der Buswendeschlaufe ist neu gebaut worden. Doch auch hier ist ein Fehler passiert. «Die Lastverteilplatte, die dort für den späteren Busbetrieb eingebaut wurde, durchstösst aber die Abdichtung», erklärt Feldmann, der als Stadtrat auch Abteilungsvorsteher Bau ist.

Parkanlage Schifflände Uster
Beim Bau der Buswendeschleife ist etwas schiefgelaufen. (Archiv)

Grundsätzlich hätte dieser Fehler einigen mit der Baustelle betrauten Personen auffallen können, doch personelle Konsequenzen gibt es auch hier nicht. Die Schuldfrage lasse sich nicht an einer einzigen Person festmachen. «Unsere wichtigste Lehre hier: Baustellen in einer Grundwasserschutzzone müssen mit einem geschärften Sensorium für diese spezielle Situation betreut werden», so Feldmann.

Am Ende sei das Strandbad übrig geblieben

Doch wieso handelt es sich «höchstwahrscheinlich» um diesen Schacht? Mit einer hundertprozentigen Sicherheit könne man die Ursache nicht festlegen. Diese hat man durch das Ausschlussverfahren eruiert. «Die Undichtigkeit beim Abwasserschacht konnte durch die Färbversuche ermittelt werden», erklärt Barbara Thalmann. «Nur hier gelangte der Farbstoff in kurzer Zeit und in genügender Menge ins Pumpwerk. Das war bei den anderen Färbversuchen nicht der Fall.»

Eine Person leert rotes Färbemittel in eine Pfütze.
Mit Farbversuchen ist die undichte Stelle festgestellt worden. (Archiv)

Jetzt wird der Schacht saniert. «Wir müssen dies so schnell wie möglich machen, denn das Pumpwerk ist essenziell für die Wasserversorgung.» Im April soll dann bereits überprüft werden, ob die Sanierung gelungen ist.

Dafür finden – wie im letzten Jahr – wieder Färbversuche statt. Bleibt das Wasser klar, so ist die Ursache der Verschmutzung erfolgreich behoben. Die WC-Anlagen des Strandbads Niederuster, die damals sicherheitshalber geschlossen wurden, werden voraussichtlich auf Saisonbeginn wieder zur Verfügung stehen.

Künftig, wenn die offenen Aspekte abgeschlossen sind, wird es eine Simulation geben, um die neuen Massnahmen zu testen. «Der Nachbereitungsbericht hat mehrere Handlungsmassnahmen aufgezeigt. Wir werden unter anderem das überarbeitete Notfallkonzept der Energie Uster AG im Rahmen einer Übung der Gemeindeführungsorganisation durchspielen, damit wir für den Ernstfall vorbereitet sind», sagt die Stadtpräsidentin.

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