Die Langweidstrasse im Gossauer Grüt wird keine Begegnungszone
Fazit nach Testphase
Im letzten Herbst fand an der Langweidstrasse in Gossau eine Testphase statt mit dem Ziel, den Verkehr zu reduzieren. Jetzt präsentiert der Gemeinderat erste Resultate.
Die Langweidstrasse im Gossauer Grüt wird oft als Schleichweg genutzt. So oft, dass die Gemeinde im letzten Herbst reagierte und vor Ort einen weiteren Verkehrsversuch durchführte. Das Ziel: den Verkehr um mindestens die Hälfte zu reduzieren.
Bereits in der Vergangenheit wurden verschiedene Lösungsansätze ausprobiert. 2021 zeigte ein Versuch mit einem Fahrverbot für Lastwagen auf, dass jene Fahrzeuge problemlos auf andere Routen ausweichen konnten. 2022 sperrte die Gemeinde die Langweidstrasse testweise für alle Autos.
Im letzten Herbst wandelte die Gemeinde die Strasse für kurze Zeit in eine Begegnungszone um. Während knapp zweier Monate wurden – in Absprache mit der Polizei – verschiedene Massnahmen getestet, damit weniger Fahrzeuge die Strasse als Schleichweg nutzten. Dafür wurden Hindernisse wie beispielsweise Betonklötze auf der Strasse platziert.
Auch durften grosse Fahrzeuge wie Lastwagen und Traktoren nicht mehr durchfahren. Was bei Landwirten und einigen Autofahrern für rote Köpfe sorgte, freute dafür die Anwohner, da sichtlich weniger Verkehr auf der Langweidstrasse unterwegs war.

Die Interessengemeinschaft (IG) Langweidstrasse, die sich schon seit Jahren gegen den Durchgangsverkehr wehrt, freut sich darüber, dass die Gemeinde das Problem des Durchgangsverkehrs nun klar bestätigt.
Sicherheit nicht gewährleistet
Durch die Massnahmen konnte die Gemeinde den Verkehr auf der Langweidstrasse um 42 bis 46 Prozent reduzieren. Obwohl sie damit das angesetzte Ziel von einer Reduktion um mindestens die Hälfte zwar knapp verfehlt, zeigt sich die Gemeinde zufrieden mit dem Resultat. «Wir konnten viele wertvolle Erkenntnisse gewinnen», sagt Thomas-Peter Binder, Gemeindeschreiber von Gossau. Zum Beispiel hätten sie nun Einblicke, wie sich die Verengungen auf den Verkehr und die Sicherheit auswirkten.
Mit den Hindernissen auf der Strasse wurden die Fahrzeuge bewusst ausgebremst, und sie mussten länger warten, um kreuzen zu können. Dadurch reduzierte sich zwar der Verkehr, die Sicherheit für Fussgänger und Velofahrer wurde aber verschlechtert. Denn Fahrzeuge mussten teils auf private Vorplätze ausweichen. «Fussgänger und Velofahrer fühlten sich nicht sicher, um sich zwischen den Fahrzeugen zu bewegen», sagt Binder. Zudem sei die Stimmung manchmal sehr gereizt gewesen.
Wir hätten uns gewünscht, dass Verkehrsteilnehmer und Anwohner einander mit mehr Respekt und gegenseitigem Verständnis begegnet wären.
Thomas-Peter Binder
Gemeindeschreiber von Gossau
Binder erklärt, Verkehrsteilnehmer seien zum Teil hupend durch die Strasse gefahren, um gegen den Versuch zu protestieren. Ausserdem sei es sehr oft zu Vandalenakten an den provisorischen Einrichtungen in der Strasse gekommen. «Wir hätten uns gewünscht, dass Verkehrsteilnehmer und Anwohner einander mit mehr Respekt und gegenseitigem Verständnis begegnet wären», sagt Binder.
Diese fehlende Akzeptanz und die fehlende Sicherheit führten den Gemeinderat schliesslich dazu, das Projekt einer Begegnungszone auf der Langweidstrasse einzustampfen. Ein Entscheid, den die IG Langweidstrasse nachvollziehen kann. «Wohl gab es während der Testphase durchaus eine Abnahme des Durchgangsverkehrs, wenn aber die Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist, sind die Massnahmen nicht opportun», sagt IG-Vorstandsmitglied Simon Leibundgut.
Nach Abschluss des Testbetriebs gab es seitens der Gemeinde keinen weiteren Dialog mit der IG. Wie Leibundgut erzählt, werden sich die Mitglieder in den nächsten Wochen beraten und anschliessend ihre Ansichten und Forderungen der Gemeinde kommunizieren.
Verkehr auf Hauptachsen halten
Als weitere Erkenntnis während des Verkehrsversuchs ist laut Binder trotz der massiven Verkehrsminderung auf der parallel verlaufenden Hardstrasse erstaunlicherweise praktisch keine Verkehrszunahme gemessen worden. Auf der Heusbergstrasse hingegen wurde eine Steigerung von zirka 10 Prozent festgestellt. Dies müsste bei einer definitiven Lösung auf der Langweidstrasse mit entsprechenden Massnahmen angegangen werden.
Nach der zweimonatigen Testphase ist für den Gemeinderat Gossau klar, dass er das Problem des Durchgangsverkehrs weiter angehen möchte – aber nicht nur für die Langweidstrasse. Seit einiger Zeit prüfe die Gemeinde zusammen mit dem Kanton Lösungsansätze, um den Verkehr über die Hauptachsen zu führen und dort auch zu halten. So soll verhindert werden, dass der Verkehr auf das kommunale Verkehrsnetz wie zum Beispiel die Langweidstrasse ausweicht.
Die wirkungsvollsten Massnahmen dafür sind laut Binder eine Reduktion der maximalen Geschwindigkeit von 80 auf 60 km/h sowie Lastwagenfahrverbote auf untergeordneten Strassen inner- und ausserorts.
Damit diese zwei Massnahmen umgesetzt werden könnten, brauche es jedoch zunächst verkehrstechnische Gutachten für die verschiedenen Ausserortsstrassen, um bei der Kantonspolizei die neue Signalisierung beantragen zu können.
Massnahmen bis Anfang 2026
Nach den Sommerferien sollen die Gutachten dem Gemeinderat vorliegen, sodass anschliessend die Genehmigung beantragt werden kann. Zudem seien auch Absprachen mit umliegenden Gemeinden, insbesondere mit der Stadt Wetzikon, erforderlich.
Ergänzend dazu werden für die Langweidstrasse noch lokale Alternativen wie temporäre Sperrungen in den Spitzenstunden geprüft. «Wir hoffen, das Tempo 60 und die Lastwagenfahrverbote auf den kommunalen Verbindungsstrassen Anfang 2026 umsetzen zu können», meint Binder. Dies sei aber nur möglich, wenn keine Einsprachen gegen die neue Signalisation eingingen.