Politik

Das ist die Chronologie der Ereignisse rund um die «Maurmer Post»

Den Überblick verloren, was in Maur bislang geschehen ist? Wir schlüsseln auf.

Ein Artikel in der «Maurmer Post» löste eine Schlammschlacht aus. Der Gemeinderat war gefordert.

Foto: Ljilja Mucibabic

Das ist die Chronologie der Ereignisse rund um die «Maurmer Post»

Konflikt aufgeschlüsselt

Den Überblick verloren, was in Maur bislang geschehen ist? Wir schlüsseln auf.

  • Der Gemeinderat Maur gelangt erstmals mit dem Vorhaben an die Bevölkerung, die «Maurmer Post» an einen privaten Verlag oder an ein Kommunikationsunternehmen zu übergeben.

    März 2021

  • Der Gemeinderat Maur führt einen partizipativen Mitwirkungsprozess zum Thema «Entwicklung ‹Maurmer Post›» durch. Eine repräsentative Bevölkerungsumfrage ist Teil des Prozesses.

    Januar bis November 2022:

  • Nach sieben Jahren kündigt die Chefredaktorin Annette Schär ihren Rücktritt an. Sie macht in einem Abschiedsbrief deutlich, dass der «angestossene Modernisierungsprozess» in den letzten zwei Jahren für sie mit «einigen Frustrationen» verbunden gewesen ist. Und dass der Beschluss des Gemeinderats zur Privatisierung weder ihrer Auffassung noch derjenigen der Mehrheit des Mitwirkungsforums entspreche.

    Dieses Gremium, das sich aus Vertretern von Parteien, Vereinen, Kirchen, dem Gemeinderat und der Kommission «Maurmer Post» zusammensetzte, hatte sich ein Jahr lang mit der Zukunft der Dorfzeitung auseinandergesetzt.

    Februar 2023

  • Der Gemeinderat organisiert eine Informationsveranstaltung zur Weiterentwicklung und Privatisierung der «Maurmer Post». Obschon in der Bevölkerungsumfrage alle zufrieden waren, will der Gemeinderat sein Lokalblatt ausschreiben.

    März 2023

  • Der Gemeinderat beantragt der Gemeindeversammlung die Privatisierung der «Maurmer Post». Der Antrag wird mit 106 Nein- gegen 46 Ja-Stimmen deutlich abgelehnt. Die Gemeindeversammlung wünscht sich weiterhin eine gemeindeeigene Publikation mit einer inhaltlich unabhängig arbeitenden Redaktion.

    Juni 2023

  • Der Gemeinderat passt die Strukturen der «Maurmer Post» im Sinne des Volksentscheids an. Damit die Redaktion möglichst frei und unabhängig berichten kann, überträgt er die redaktionelle Hoheit der fünfköpfigen Kommission «Maurmer Post». Diese wird durch den Gemeinderat für die Dauer von vier Jahren gewählt. Eine Leistungsvereinbarung grenzt die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten zwischen Gemeinde und Kommission klar ab.

    Januar 2024

  • Weil Thomas Rengglis Vertrag nur befristet bis Ende März 2024 läuft, wird die Stelle des Chefredaktors neu ausgeschrieben. Für die Kommission ein «völlig normaler struktureller Prozess». Renggli will sich, da ihm der Job grosse Freude bereitet, bewerben.

    2. Februar 2024

  • Der Ausschreibungsprozess des Chefredaktors sorgt bei den Leserinnen und Lesern der «Maurmer Post» für Kopfschütteln. Und auch die Redaktion fühlt sich vor den Kopf gestossen. In der Gemeinde startet eine Unterschriftensammlung.

    16. Februar

  • In Maur geschieht am 26. Februar Unvorstellbares: Ein 71-jähriger Mann wird ermordet und leblos am Ende einer Aussentreppe auf einem abgelegenen Hof gefunden. In der Ausgabe vom 8. März berichtet auch die «Maurmer Post» mit dem Artikel «Tod im Sponstürli» über die Tat. In diesem werden gegen die Gemeinde schwere Vorwürfe erhoben. Doch eine Stellungnahme der Gemeinde fehlt. Verfasst hat den Artikel der stellvertretende Chefredaktor Christoph Lehmann.

    8. März

  • Der Gemeinderat lässt in der «Maurmer Post» eine Gegendarstellung abdrucken, in der er «eine Verletzung der redaktionellen Richtlinien» feststellt. Nur eine Woche später wirft die Gemeinde auch dem stellvertretenden Chefredaktor Christoph Lehmann «schwere Verstösse gegen die redaktionellen Richtlinien der Zeitung» vor.

    15. März 2024

  • Der Artikel der «Maurmer Post» sorgt für Aufruhr. Er löst eine emotionale Debatte rund um die Frage der Entscheidungskompetenz bezüglich Inhalt der «Maurmer Post» aus. Thomas Renggli ist derweil krankgeschrieben, sein Stellvertreter und Autor des Textes, Christoph Lehmann, bis zu seiner Pensionierung im September freigestellt.

    Mitte März 2024

  • Thomas Rengglis befristeter Vertrag als Chefredaktoru läuft aus.

    31. März 2024

  • In der Ausgabe vom 5. April gibt der Gemeinderat nun bekannt, dass er vorübergehend die Aufsicht über die wöchentlich erscheinende Zeitung übernommen hat. Er hat dazu eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die aus Gemeindepräsident Yves Keller (FDP), Schulpräsident Rob Labruyère (parteilos), Gemeinderat Urs Rechsteiner (Die Mitte) und Gemeindeschreiber Christoph Bless besteht. Dörte Welti wird als neue interimistische Chefredaktorin eingesetzt. Und beim Bezirksrat Uster sind mittlerweile zwei Aufsichtsbeschwerden eingegangen.

    5. April

  • In den Briefkästen der Maurmerinnen und Maurmer findet sich an diesem Freitag eine neue Dorfzeitung. Die vierseitige Publikation heisst «Muur Pur» und ist untertitelt als «Die Zeitung für Maur – unabhängig, unzensuriert». Herausgeber ist Thomas Renggli, der auf der Titelseite den Knatsch rund um die «Maurmer Post» zwischen Redaktion, Kommission und Gemeinde Revue passieren lässt.

    12. April 2024

  • «Muur Pur» von Thomas Renggli bleibt keine Eintagsfliege, sondern soll regelmässig erscheinen. Das teilt der Ex-Chefredaktor der «Maurmer Post» in seinem neuen Gemeindeblatt mit. Geplant sind rund zehn Publikationen pro Jahr, für die Finanzierung ist die Gründung eines gleichnamigen Vereins vorgesehen.

    17. Mai 2024

  • Die Gemeinde teilt mit, dass eine Arbeitsgruppe die aktuellen Strukturen und Prozesse der «Maurmer Post» überprüft und ein erstes Zwischenergebnis vorliegt. Dieses zeigt, dass die Gemeindepublikation in ihrer heutigen Form auf einer rechtlich unsicheren Basis steht. Deshalb soll nun der Bezirksrat entscheiden. Damit trage der Gemeinderat auch dem Inhalt von vier Aufsichtsbeschwerden Rechnung, welche beim Bezirksrat Uster bezüglich der «Maurmer Post» eingegangen seien.

    29. Mai 2024

  • Aus «Muur Pur» wird die «Maurmer Zeitung», mit Thomas Renggli als Chefredaktor. Ein Verein will die neue Dorfzeitung herausbringen, die 10-mal im Jahr erscheint. Die erste Ausgabe soll am 14. Juni erscheinen. Neben Renggli arbeitet auch Christoph Lehmann für die Publikation, der freigestellte ehemalige stellvertretende Chefredaktor der «Maurmer Post».

    7. Juni 2024

  • Die interimistische Chefredaktorin verlässt die «Maurmer Post». Dörte Welti kündigt ihre Stelle auf Ende Jahr.

    12. Oktober 2024

  • Der Bezirksrat sieht bei der «Maurmer Post» keinen Handlungsbedarf. Er stützt das Vorgehen der Gemeinde und gibt den Aufsichtsbeschwerden keine Folge. Trotzdem lässt der Bezirksrat Fragen zur Zukunft der Gemeindezeitung offen.

    20. November 2024

  • In Maur findet eine Podiumsdiskussion zum Theme Lokalmedien und Meinungsbildung statt. Eingeladen hatte Thomas Renggli, Ex-Chefredaktor der Gemeindezeitung «Maurmer Post» und Herausgeber des Konkurrenzprodukts «Maurmer Zeitung». Dessen Trägerverein strebt derweil die Übernahme der «Maurmer Post» an. Eine entsprechende Einzelinitiative soll in den kommenden Wochen lanciert werden.

    23. November 2024

  • Der mutmassliche Täter des Tötungsdelikts wird angeklagt. Es handelt sich um den Neffen des 71-jährigen Opfers. Er befindet sich seit der Tat in Untersuchungshaft.

    22. Februar 2025

  • Der Gemeinderat gibt eine neue Strategie für die «Maurmer Post» bekannt. Das Blatt wird zur reinen Gemeindepublikation – kritische Berichterstattung ist künftig tabu. Für den Gemeinderat ist das der einzig gangbare Weg.

    28. Februar 2025

Möchten Sie weiterlesen?

Liebe Leserin, lieber Leser

Nichts ist gratis im Leben, auch nicht Qualitätsjournalismus aus der Region. Wir liefern Ihnen Tag für Tag relevante Informationen aus Ihrer Region, wir wollen Ihnen die vielen Facetten des Alltagslebens zeigen und wir versuchen, Zusammenhänge und gesellschaftliche Probleme zu beleuchten. Sie können unsere Arbeit unterstützen mit einem Kauf unserer Abos. Vielen Dank!

Ihr Michael Kaspar, Chefredaktor

Sie sind bereits Abonnent? Dann melden Sie sich hier an

Digital-Abo

Mit dem Digital-Abo profitieren Sie von vielen Vorteilen und können die Inhalte auf zueriost.ch uneingeschränkt nutzen.

Sind Sie bereits angemeldet und sehen trotzdem nicht den gesamten Artikel?

Dann lösen Sie hier ein aktuelles Abo.

Fehler gefunden?

Jetzt melden.