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Politik

Mehrheit von Wildberg will eine Fusion mit Pfäffikon

Die Wildberger sagen in einem ersten Schritt Ja zur grossen Nachbarin Pfäffikon. Mit einer überraschend grosser Deutlichkeit.

Zukünftig «nur» noch eine Aussenwacht? Wildberg macht erste Annäherung zur grossen Nachbargemeinde Pfäffikon.

Foto: Simon Grässle

Mehrheit von Wildberg will eine Fusion mit Pfäffikon

Klares Zeichen an der Urne

Die Wildberger Stimmberechtigten unterstützen die Pläne für eine Fusion ihrer Gemeinde mit Pfäffikon. Sogar Gemeindepräsident Dölf Conrad ist von der Klarheit des Ergebnisses überrascht.

Dölf Conrad (SVP) sprüht vor Begeisterung, als das Abstimmungsergebnis bekannt ist. «Ich habe Glücksgefühle», sagt der Gemeindepräsident am Telefon. «Ich hätte mit weniger gerechnet.» Damit spricht er den Ja-Stimmen-Anteil an, mit welchem die Wildberger Stimmberechtigten die Grundsatzabstimmung zur Prüfung einer Fusion mit Pfäffikon befürwortet haben.

Er liegt bei 78,3 Prozent, und das bei einer Stimmbeteiligung von knapp 65 Prozent. Ein weiterer Grund zur Freude für Conrad. «Zürich hat schon nachgefragt, ob das Ergebnis wirklich stimmen kann», meint er lachend.

Für ihn ist es ein Zeichen, dass sich die Einwohnerinnen und Einwohner wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Aber auch dafür, dass sie eines wollen; und zwar eine Orientierung hin Richtung Zürcher Oberland. Die hohe Stimmbeteiligung bedeutet ihm sogar noch mehr als das klare Resultat.

Von diesem weniger überrascht ist sein Pfäffiker Pendant. In aufgeräumter Stimmung erzählt Gemeindepräsident Marco Hirzel (parteilos), dass er mit seinen Ratskollegen gewettet habe – und beim Ja-Anteil auf 75 Prozent oder gar mehr gesetzt habe.

Das Ergebnis widerspiegelt für ihn das, was er an Rückmeldungen aus der Wildberger Bevölkerung erhalten hat – sei es von Verwandten, Bekannten oder an der Info-Veranstaltung im letzten September.

Die beiden Gemeindepräsidenten Dölf Conrad (links) und Marco Hirzel sind überzeugt, dass eine Fusion der richtige Weg ist.

«Es ist ein Erfolg für die Behörden», sagt Conrad. Bereits als das Thema Gemeindefusion 2023 aufs Tapet kam, hatte er keinen Hehl daraus gemacht, dass die Eigenständigkeit mit Problemen einhergeht. Er sprach schon damals von immer komplexeren Aufgaben und Anforderungen vonseiten des Kantons und des Bunds. «Wir sind strukturell nicht mehr in der Lage, alles allein zu stemmen.»

Mit Fingerspitzengefühl weitermachen

Und wie geht es nun weiter? Es gelte, den deutlichen Volksentscheid umzusetzen, und zwar mit Fingerspitzengefühl, betont Conrad. Denn man wolle die Tösstaler Gemeinden nicht brüskieren. Damit spricht er den Unmut an, die die Fusionspläne mit Pfäffikon bei den Nachbargemeinden Turbenthal und Wila ausgelöst hatte.

Im vergangenen Dezember hatten sich deren Gemeinderäte in einem öffentlichen Schreiben enttäuscht über Wildberg gezeigt. «Die Gemeinderäte aus Wila und Turbenthal fänden eine Zustimmung sehr bedauerlich, denn Wildberg ist ein wichtiger Teil unseres schönen Tösstals!», schrieben sie damals.

Hauptthema der beiden Gremien war die bestehende Zusammenarbeit etwa in den Bereichen Schulen, Feuerwehr, Alterspflege oder Schwimmbad. Nach dem ersten Ja zu Pfäffikon betont Conrad weiterhin die Wichtigkeit der bestehenden Zweckverbände. «Ich will keinen Streit, sondern auch in Zukunft eine gute Zusammenarbeit.»

Mit Rücksicht auf die damit verbundenen Emotionen gilt es also, Lösungen auszuarbeiten. Spätestens, wenn in Pfäffikon ebenfalls ein Ja zur Fusionsprüfung resultiert. Während Dölf Conrad sich nun zurücklehnen kann, hat Marco Hirzel die Arbeit noch vor sich.

Karte des Zürcher Oberlands. Die Gemeinden Pfäffikon und Wildberg sind blau markiert.
So würde die fusionierte Gemeinde auf der Karte aussehen.

Vor der Grundsatzabstimmung im Mai finden in Pfäffikon zwei Info-Veranstaltungen statt, eine am 17. März und eine am 11. April. Dann steht der Gemeinderat der Bevölkerung Rede und Antwort zu allen offenen Fragen.

Pfäffikon trägt nun Verantwortung

Hirzel geht davon aus, dass das Thema noch mit einigen Herausforderungen verbunden ist. Es sind vor allem zwei Punkte, laut ihm die Pfäffikerinnen und Pfäffiker umtreibt: der Wille der Wildberger, mit ihnen zusammenspannen zu wollen, und die künftige finanzielle Situation.

Letztere sollte sich nicht nachteilig entwickeln. Die mittelfristige Finanz- und Aufgabenplanung hat gezeigt, dass Pfäffikon den Steuerfuss wegen der Fusion nicht anheben müsste. Die Gemeinde würde finanziell sogar etwas besser dastehen.

Und ihren Willen, zur grossen Nachbargemeinde gehören zu wollen, haben die Wildbergerinnen und Wildberger an diesem Sonntag mit deutlicher Zustimmung gezeigt. Nun sei Pfäffikon in der Pflicht, erklärt Hirzel. «Wir haben eine Verantwortung gegenüber dieser kleinen Gemeinde, die sich ins Oberland orientieren will.»

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