Politik

Sie will die Verwaltung von Fischenthal auf Kurs halten

Vanessa Fasser ist die neue Gemeindeschreiberin in Fischenthal. Ein schneller Aufstieg für die 25-Jährige – verbunden mit grosser Verantwortung.

Vanessa Fasser in ihrem Büro im Gemeindehaus von Fischenthal.

Foto: sgr

Sie will die Verwaltung von Fischenthal auf Kurs halten

Neue Gemeindeschreiberin

Vanessa Fasser ist 25 Jahre alt und leitet bereits eine ganze Gemeindeverwaltung – und zwar eine, die bis vor Kurzem noch in Schwierigkeiten war.

Als Vanessa Fasser 2022 ihre neue Stelle als Projektleiterin bei der Gemeindeverwaltung in Fischenthal antrat, war bereits vieles im Umbruch. Im Mai 2022 hatte der Gemeinderat eine umfassende Reorganisation der Verwaltung eingeleitet – denn vieles lag im Argen.

Fasser, die zuvor in Bauma und Wildberg gearbeitet hatte, wurde als Projektmanagerin und stellvertretende Gemeindeschreiberin ins Boot geholt: Ihre Aufgabe war es, bei der Reorganisation zu unterstützen. Sei es beim Wohnungsregister, beim Bestattungsamt oder bei den Einbürgerungen. Es galt, zahlreiche Projekte voranzutreiben und neue Strukturen einzuführen, damit die Verwaltung fähig ist, grössere Vorhaben umzusetzen.

«Es war keine einfache Zeit für Fischenthal», sagt Fasser rückblickend. «Aber jetzt ist die Verwaltung wieder fit für die Zukunft.» Und für diese verantwortlich ist nun sie selbst – sie ist seit Januar neue Gemeindeschreiberin von Fischenthal.

Die 25-jährige Baumerin ist damit Leiterin der Verwaltung und für die personelle Führung von insgesamt zehn Abteilungen mit 26 Mitarbeitenden zuständig.

Eine Allrounderin

Ein schneller Aufstieg. Dass sie so schnell so viel Verantwortung übernehmen darf, war im Jahr 2022 nicht absehbar.

Doch vor etwas mehr als einem Jahr fiel ihre Vorgängerin Mirjam Peterhans auf einmal krankheitsbedingt aus – Fasser musste unerwartet ihre Aufgaben übernehmen. «Am Anfang dieser Zeit konnte ich mir noch nicht vorstellen, Gemeindeschreiberin zu werden», sagt die Baumerin. Im vergangenen Sommer wurde klar, dass Peterhans nicht zurückkehrt. Trotzdem wollte Fasser zuerst etwas Bedenkzeit.

«Ich habe durchaus Respekt vor dieser Verantwortung», sagt sie. Doch gleichzeitig auch den Mut, die Herausforderung anzupacken. Ihrem Team konnte sie nach der abgeschlossenen Verwaltungsreorganisation so auch etwas Stabilität bieten. «Und ich konnte in meiner Rolle als Stellvertreterin bereits herausfinden, ob mir diese neue Aufgabe liegt.»

Ständig weiterentwickeln

Wenn es um Verwaltungsaufgaben geht, dann kann man die neue Gemeindeschreiberin wohl als Allrounderin beschreiben. Sie absolvierte von 2014 bis 2017 ihre Lehre auf der Baumer Gemeindeverwaltung. Anschliessend arbeitete sie Teilzeit und absolvierte noch die Berufsmatura.

«Für mich war klar, dass ich weiterhin auf der Verwaltung arbeiten will», sagt sie. Aber gleichzeitig fiel es ihre schwer, ein Ressort für sich auszusuchen. «Denn ich finde sämtliche Bereiche der Verwaltung spannend.» Es ist auch etwas, was sie an der Arbeit auf der Verwaltung schätzt; die Vielseitigkeit.

Vanessa Fasser ist 25 Jahre alt - und Gemeindeschreiberin in Fischenthal.
Vanessa Fasser im Treppenhaus des Gemeindehauses.

Vielseitig war ihre Stelle in Bauma und später auch in Wildberg. «Dort war die Verwaltung sehr klein, wir waren fünf Mitarbeitende», erinnert sie sich. Als Leiterin der Einwohnerkontrolle musste sie deshalb auch im Abfallwesen oder bei den Liegenschaften aushelfen. Ein Umstand, der sie nicht stört – im Gegenteil. «Es war eine unheimlich lehrreiche Zeit.»

Nun kann Fasser ihr Wissen als Gemeindeschreiberin einsetzen. Auch nach der erfolgreich abgeschlossenen Verwaltungsreorganisation will sie sich nicht ausruhen. «Ich will die Verwaltung zusammen mit meinem motivierten Team weiterentwickeln.»

Die Gründe für die schwierige Situation in den Jahren vor 2022 waren laut Fasser vielschichtig. Die Mitarbeitenden hätten zwar ihre gesetzlichen Aufträge nach bestem Wissen erfüllt, doch es fehlten die Strukturen, um Projekte effizient umzusetzen. Das sei inzwischen anders.

Eigenständig, aber …

Und das ist wichtig. Denn die Gemeinde muss viele grössere und kleinere Projekte stemmen. Das reicht von der Schulraumoptimierung bis zur Überarbeitung der Website. All das muss mit den täglichen Aufgaben unter einen Hut gebracht werden. Das ist nicht immer leicht: «Wir sind eine kleine Verwaltung», betont Fasser. In vielen Abteilungen ist nur eine Person zuständig.

Fischenthal pflegt deshalb in vielen Bereichen bereits eine Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden – beispielsweise mit Bauma im Sozialbereich.

«Es ist die Gretchenfrage der Verwaltungsorganisation: Welche Aufgaben behält man im Haus, welche kann man extern vergeben?», meint die Gemeindeschreiberin. Ihr ist dabei bewusst, dass dies auch eine politische Frage ist – und will sich deshalb dazu nicht weiter äussern.

Dr Weg, den die Fischenthalerinnen und Fischenthaler gewählt haben, ist aber vorerst klar: Im Sommer haben sie eine Initiative, die eine Fusion mit einer Nachbargemeinde prüfen wollte, verworfen. Fischenthal will eigenständig bleiben, und das geht beispielsweise mit der erwähnten interkommunalen Zusammenarbeit, also Kooperation zwischen den Gemeinden.

Dieses Thema hat Vanessa Fasser auch als Abschlussarbeit für ihr Masterstudium in Public Management gewählt. Bis Ende Januar muss sie die Arbeit abgeben – in ihrem ersten Monat als Gemeindeschreiberin. «Ich wusste, dass es etwas streng wird», sagt sie.

Mit ihrem Masterstudium fühlt sie sich aber bestens gerüstet für die Herausforderung. Dass sie nun nach dem Rücktritt von Barbara Dillier (parteilos), die zur Stadtpräsidentin von Rapperswil-Jona gewählt wurde, bald einen neuen Chef oder eine neue Chefin erhält, stört sie ebenfalls nicht. «Ich freue mich darauf, den neuen Gemeindepräsidenten oder die neue Gemeindepräsidentin zu unterstützen.»

Und wie lange will sie bleiben? In Fischenthal hat es in den letzten Jahren viele Wechsel gegeben. Aber oft bleiben Gemeindeschreiber über Jahre, sogar Jahrzehnte im Amt. «Fünf Jahre sind sicher realistisch», sagt die 25-Jährige. «Wie es in zehn Jahren aussieht, das weiss ich noch nicht.»

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