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Politik

Neubau der Turnhalle Adetswil in Bäretswil wird teurer

Es ist ein umfassendes Projekt, das die Gemeinde Bäretswil ihren Stimmbürgern am 9. Februar vorlegt. Und auch das Preisschild hat sich gewaschen.

Hübsch, aber hochpreisig: Der Objektkredit für den Ersatzneubau der Turnhalle Adetswil schlägt teuer zu Buche.

Foto: PD

Neubau der Turnhalle Adetswil in Bäretswil wird teurer

2 Millionen mehr

Rund 2 Millionen teurer ist das Projekt rund um die Turnhalle Adetswil. Sollte die Bäretswiler Stimmbevölkerung das Vorhaben durchwinken, könnten finanzielle Engpässe bevorstehen.

«Sorella» heisst sie – 8,48 Millionen Franken kostet sie, die geplante Turnhalle in Adetswil. Ob der Ersatzneubau umgesetzt wird, entscheidet das Bäretswiler Stimmvolk am 9. Februar 2025 an der Urne.

Das Projekt umfasst gleich mehrere Punkte: Zum einen soll die 1966 gebaute und in die Jahre gekommene Turnhalle ersetzt und mit einer Aula, einem Blockzeitenraum (Schulzimmer) und einem Therapiezimmer ergänzt werden. Zudem ist geplant, die Ölheizung zu ersetzen, den Allwetterplatz zu sanieren und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach zu erstellen, die vermietet wird.

Es ist ein aufwendiges und umfassendes Projekt, das die Gemeinde ihrer Bevölkerung vorlegt. Mit dem Siegerprojekt aus dem Architekturwettbewerb ist sich der Gemeinderat sicher: Die Bedürfnisse von Schule und Vereinen werden abgeholt, die Richtlinien eingehalten und die Ästhetik erfüllt.

Doch blickt man auf das Preisschild des Ersatzneubaus, stellt sich eine Frage: Weshalb ist das Projekt innert zweier Jahre um rund 2 Millionen Franken teurer geworden? Es ist eine Frage, welche die Gemeinde in ihrem beleuchtenden Bericht zur Abstimmung aufgreift.

Viele Gründe, neuer Preis

Die Grobkostenschätzung vom 7. Dezember 2022 belief sich auf 7,1 Millionen Franken – heute kostet das Vorhaben rund 9,1 Millionen Franken. 8,48 Millionen für den Bau, 620’000 Franken für den Projektierungskredit, der bereits verbucht ist.

In der detaillierten Planung habe man im Hinblick auf die Kosten alle Positionen hinterfragt. Dabei sind die Gründe für die Preiserhöhung vielfältig. Man habe in den mutmasslichen Baukosten weder die Teuerung noch die gestiegene Mehrwertsteuer (von 7,7 auf 8,1 Prozent) eingeplant. Zudem habe man sich an den Kubikmeterpreisen von Vergleichsobjekten orientiert und erst im Kostenvoranschlag sämtliche Bauteile detailliert berechnet.

Da die Vergleichsobjekte wesentlich grösser waren, steigt der Preis – denn mehr Quadratmeter bedeuten tiefere Quadratmeterpreise, ergo weniger Quadratmeter höhere Preise.

Hinzu komme die Topografie respektive die leichte Hanglage, an der die Turnhalle Platz finden soll. Auch diesen Faktor habe man in Vergleichsobjekten nicht. Ergänzend erwähnt die Gemeinde die Erweiterung des Baus durch zusätzliche Räume für die Schule, welche ebenso den Preis in die Höhe treibe, da der Quadratmeterpreis mehr betrage. Eingeplant waren die zusätzlichen Zimmer jedoch schon im Budget von Dezember 2022.

RPK warnt vor Steuererhöhung

Der höhere Preis führt denn auch zu Kritik von der Rechnungsprüfungskommission (RPK). Sie heisst das Projekt zwar insgesamt gut, kann die Kosten aber nur teilweise nachvollziehen. So hinterfragt sie beispielsweise, weshalb der zu tiefe Referenzwert für das Gebäude gewählt werden konnte, zumal dafür eine Expertise beigezogen wurde.

Sie bedauere deshalb eine solch gravierende Fehleinschätzung – schätzt den Bau aber als finanzierbar ein. Im Bericht ergänzt die Kommission: «Die Stimmbürger müssen sich bewusst sein, dass eine Investition in einer solchen Grössenordnung, zusammen mit weiteren grösseren, anstehenden Investitionen, eine Steuererhöhung nach sich ziehen kann.»

Ein gelungenes Projekt

Das sei immer möglich, sagt Gemeinderat Beat Häfliger (parteilos), Ressortleiter Sicherheit und Liegenschaften. Unvorhersehbare Ausgaben, wie beispielsweise Investitionen in Zusammenhang mit dem GZO, könne man nicht planen, weshalb eine zukünftige Steuererhöhung grundsätzlich nicht auszuschliessen sei.

«Aktuell ist aber keine Erhöhung geplant, auch nicht nach der Annahme des Projekts. Die Finanzen der Gemeinde sind grundsätzlich gut und die Steuern die tiefsten in der Umgebung», sagt er.

Das Projekt habe durchaus ein stattliches Preisschild, das sich in der Vergangenheit nach oben korrigiert habe – doch aus seiner Sicht macht es wenig Sinn, in die Vergangenheit zu blicken. «Die neue Turnhalle und die zusätzlichen Räumlichkeiten bieten der Schule und den Vereinen die nötige Infrastruktur», so Häfliger. Und das seien keine «nice to haves», sondern dringend notwendige Räumlichkeiten.

«Wir haben hier ein gelungenes Projekt, das den Bäretswilerinnen und Bäretswilern zugutekommt.» Dass so ein umfassendes Vorhaben dann halt auch was koste, sei klar. Wichtig sei aber, dass man bei der Ausarbeitung grossen Wert darauf gelegt hat, alles Überflüssige zu streichen, zeitgleich aber die Qualität und den Nutzen aufrechtzuerhalten.

Bezug Ende 2026

Wird das Millionenprojekt im Februar angenommen, soll es schnell gehen. Um einer monatelangen Wartezeit entgegenzuwirken, wurde das Baugesuch bereits im Dezember 2024 eingereicht – unter Vorbehalt des Ergebnisses der Urnenabstimmung.

Geht es nach Plan weiter und die Bäretswilerinnen und Bäretswiler wollen ihre Turnhalle, soll im Herbst 2025 der Baustart erfolgen. Bereits ein gutes Jahr später sollen die Kinder und Vereine ihre neue Halle dann nutzen können.

alte Turnhalle Adetswil
25.1.2022
Die alte Turnhalle könnte bereits Ende 2026 nur noch Erinnerung sein.

Während der Bauzeit würde der Schulbetrieb zwar aufrechterhalten, und Beeinträchtigungen seien so weit wie möglich zu vermeiden. Die Sportstunden der Schüler würden vorübergehend anderweitig organisiert. «Wahrscheinlich wird das mit der Oberstufenturnhalle Letten oder der Mehrzweckhalle Dorf koordiniert, sodass die Kinder dort turnen können», so Häfliger. Auch die Vereine müssten während der Bauphase starke Einschränkungen in Kauf nehmen.

Lehnt das Stimmvolk den Objektkredit ab, müsste dennoch die nötige Komplettsanierung der Turnhalle vorgenommen werden. Oder es würde ein Ersatz ohne Schulräume realisiert.

Info-Veranstaltung zum Ersatzneubau

An der Info-Veranstaltung vom Mittwoch, 22. Januar 2025, in der Aula der Schulanlage Letten stellen die Architekten des Siegerprojekts «Sorella» von der Peter Mohr GmbH das Projekt vor. Im Anschluss werden Fragen beantwortet.

Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr und ist öffentlich.

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