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Illnau-Effretikon will den Steuerfuss um 3 Prozentpunkte erhöhen

Hohe Kosten, Investitionen und Schulden? Das steht der Stadt bevor. Die Lösung des Stadtrates: höhere Steuern.

In Illnau-Effretikon soll der Steuerfuss ansteigen. Die Gemeinde braucht mehr Einnahmen.

Foto: Pixabay

Illnau-Effretikon will den Steuerfuss um 3 Prozentpunkte erhöhen

Prophezeiung bewahrheitet sich

Für das kommende Jahr will der Stadtrat die Steuern erhöhen. Grosse Investitionen und Mehrkosten stehen an. Dafür muss die Stadt zum ersten Mal ins Sparschwein greifen.

Der Moment, den die Regierung Illnau-Effretikons prophezeit hat, ist gekommen: Das Leben in der Stadt wird teurer. Der Stadtrat hat das Budget für 2025 freigegeben und beantragt eine Steuerfusserhöhung von 3 Prozent, was einen Steuerfuss von 113 Prozent für das kommende Jahr bedeuten würde.

Auf den ersten Blick sieht die Erfolgsrechnung eigentlich gar nicht so schlecht aus. Illnau-Effretikon budgetiert ein Minus von lediglich 19’000 Franken. Betrachtet man die Einnahmen und Ausgaben, so scheinen diese auch relativ ausgeglichen zu sein.

Diese bewegen sich um die 143,2 Millionen Franken. Dafür sind auf beiden Seiten die Beträge gestiegen: Der Aufwand wird nächstes Jahr 9 Millionen Franken höher sein und die Einnahmen um etwa 8 Millionen Franken steigen.

Ein Griff ins Ersparte

Doch die 19’000 Franken sind eigentlich bloss der Rest des Verlusts, der noch übrig bleibt. Denn Illnau-Effretikon zapft zum ersten Mal seit Jahren einen Teil der finanzpolitischen Reserve an.

Im vorherigen Jahrzehnt, seit 2013, ging es Illnau-Effretikon finanziell gut. Die Stadt konnte immer wieder Gewinne verbuchen und so das eigene Sparschwein – die Eigenkapitalreserve – aufstocken.

Die Stadt hatte dadurch Ende 2023 etwa 114 Millionen Franken Eigenkapital auf der Seite, das grösstenteils in Form von Anlage- und Finanzvermögen wie Schulen, Liegenschaften, Strassen, Infrastruktur und so weiter gebunden ist.

Ein Teil des Eigenkapitals ist die bereits benannte finanzpolitische Reserve in Höhe von rund 6,4 Millionen Franken. Davon sollen 3 Millionen Franken entnommen werden, um den grössten Teil des budgetierten Verlusts auszugleichen.

Bildung macht zu schaffen

Hohe Ausgaben werden durch die gleichen Faktoren wie auch im Vorjahr generiert: Bildung, Pflegekosten und Asylwesen. Da die Asylquote im Juli wieder angehoben wurde, resultieren daraus Mehrkosten in Höhe von 600’000 Franken.

Auch die stationären und ambulanten Pflegekosten sind gestiegen, wie auch die Zusatzleistungen für AHV und IV. Gesamthaft muss Illnau-Effretikon mit rund 1,8 Millionen Franken rechnen.

Was jedoch eine noch grössere Summe ausmacht, sind die Kosten, die für die Bildung budgetiert werden sind. Diese liegen im nächsten Jahr bei 2,5 Millionen Franken. Das sind 6,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Die Bildung macht so manchen Gemeinden zu schaffen, weil es sich um Kosten handelt, auf die die jeweiligen Gemeinden wenig Einfluss haben. Die Gründe dafür sind der Wandel im Schulsystem: Pro Klasse dürfen weniger Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden, weil Lehrpersonen nur noch eine bestimmte Anzahl an Kindern unterrichten dürfen.

Zusätzlich gibt es mehr Sonderschulangebote, dementsprechend sind auch mehr pädagogische Mitarbeiter notwendig. Ausserdem hat der Kanton auch die Löhne der Lehr- und Betreuungspersonen erhöht.

Alles Kosten, die Illnau-Effretikon übernehmen muss: Für die Volksschule beispielsweise muss die Stadt 1,3 Millionen Franken mehr in die Hand nehmen, für die Sonderschulungen rund eine Million Franken.

Seit 2021 sind die Bildungskosten für Illnau-Effretikon um 10 Millionen Franken gestiegen. Während es damals noch rund 30 Millionen Franken zu investieren gab, sollen es 2025 bereits 40 Millionen Franken sein.

Steuerfusserhöhung als einziger Ausweg

Es sind jedoch nicht nur die Bildungskosten, die die Stadt dazu treiben, tiefer ins Portemonnaie greifen zu müssen. Es steht beispielsweise ebenfalls der 39-Millionen-Neubau des Feuerwehr- und Werkgebäudes an, für welchen nächstes Jahr rund 11 Millionen Franken budgetiert sind.

Somit liegen die gesamthaften Investitionskosten bei 24,3 Millionen Franken. Der Stadt steht jedoch lediglich ein effektiver Geldbetrag von 3,7 Millionen Franken zur Verfügung – den Rest müssen Banken finanzieren, was langfristige Schulden von 15 Millionen Franken bedeutet. Die noch fehlenden 5 Millionen Franken sollen mit kurzfristigen Krediten gedeckt werden.

Der Stadtrat beabsichtigt jedoch eine «angemessene Eigenfinanzierung» zu erzielen, um den wachsenden Schulden entgegenzuwirken. Somit kommt Illnau-Effretikon nicht um eine Steuerfusserhöhung herum.

«Es macht mehr Sinn, heute den Selbstfinanzierungsgrad zu erhöhen, statt im Nachhinein mit einem etwas höheren Steuerfuss noch höhere Zinsen bezahlen zu müssen», sagt Philipp Wespi (FDP), Stadtrat im Ressort Finanzen.

Eine weitere Erhöhung – auf 115 Prozent – sei in den nächsten Jahren nicht auszuschliessen. Doch vorerst wolle man es bei den 113 Prozent belassen, da dies bereits in der Vergangenheit in Aussicht gestellt wurde, so Wespi.

Ob es aber überhaupt zu dieser Erhöhung kommt, wird sich im Dezember zeigen, wenn das Parlament über das Budget diskutiert.

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