Grüne Velo-Bodenmarkierung in Uster sorgt für Fragen
«Uster steigt um»: Velonetz wächst
Wer mit dem Velo in Uster unterwegs ist, dürfte bemerkt haben: Das Gestaltungselement «Uster steigt um» ziert manche Strassen in der Stadt. Ein Leser fragt sich, ob das legal ist.
Im Februar 2020 genehmigten die Ustermerinnen und Ustermer einen Kredit von fünf Millionen Franken für den Ausbau und die Förderung des Veloverkehrs. Das geschieht unter dem Motto «Uster steigt um».
Jetzt sind seit Ende Juli grüne Bodenmarkierungen in der Stadt Uster zu entdecken, obwohl sich die Kantonspolizei gegen den Gestaltungsvorschlag aussprach: Denn in einem Beschluss des Stadtrats vom Mai diesen Jahres schreibt dieser ausdrücklich, die Kantonspolizei habe den Gestaltungsvorschlag mit dem Branding «Uster steigt um» auf der Fahrbahn nicht akzeptiert.
Ein anonymer Leser meldete sich deshalb bei der Redaktion und fragte sich: Sind die Markierungen rechtens?
Die höchste Hierarchiestufe hat im kantonalen Veloverkehr die Velobahn (ehemalige Veloschnellroute), es folgt die Hauptverbindung und Nebenverbindung. Weiter gibt es städtische Velorouten, welche im kommunalen Richtplan festgesetzt werden.
Velo-Komfortrouten bezeichnen die wichtigsten Verbindungen im städtischen Veloverkehr, wo dieser gebündelt wird und besonders attraktiv und sicher gestaltet sein soll. Die Velo-Komfortroute ist damit auf kommunaler Ebene die höchste Hierarchiestufe.
Velostreifen, Velowege und Velostrassen sind hingegen Führungsarten, welche alle Teil einer Verbindung sein können: Dort herrschen verschiedene Verkehrsregeln. So sind Velostreifen am Rand der Fahrbahn mit einer gelb gestrichelten Linie markiert, Velowege bezeichnen Wege die nur der Nutzung von Velofahrern vorbehalten ist.
Auf der Velostrasse teilen sich Velos und der motorisierte Individualverkehr den Raum einer Tempo-30 Zone. Hier ist speziell, dass zugunsten des Vortritts der sonst übliche Rechtsvortritt aufgehoben werden kann.
Ein Testversuch
«Die grünen Bodenmarkierungen mit dem ‹Uster steigt um›-Velo und einem Fussgänger sind ein Testversuch, um zu prüfen, ob damit die Sichtbarkeit der Velorouten ohne Beeinträchtigung der Sicherheit gesteigert werden kann», sagt Stadtrat Stefan Feldmann (SP), Abteilungsvorsteher Bau.
Dieses Vorhaben wurde bereits im Beschluss von Mai angetönt: Es werde allenfalls ein Testversuch auf Flächen ohne Autoverkehr durchgeführt. So beispielsweise die Quellenstrasse, der Quellenweg oder die Hohle Gasse.
Das Branding «Uster steigt um» wurde erstmals als Markierung der neueingerichteten Velopumpstationen im Herbst 2020 eingesetzt. Die Markierungen der Velokomfortroute wurden Ende Juli 2024 angebracht.
«Der Test dauert ein jahr, anschliessend wird entschieden ob die Gestaltungselemente bleiben oder wieder entfernt werden», sagt Feldmann. Ausgewertet werde dies anhand der Rückmeldungen aus der Bevölkerung und einer Umfrage, die auf Frühjahr 2025 geplant ist.
Vorbehalte der Kantonspolizei
«Ja, die Kantonspolizei hatte Vorbehalte gegen die Anbringung des Logos», so Feldmann. Sie befürchtete Verwirrung mit einem offiziellen Signal aus der Signalisationsverordnung. «Wir haben diesen Bedenken Rechnung getragen, indem wir die Anbringung als Test nur auf Abschnitten ohne Autoverkehr angewendet haben.»
Eine entsprechende Genehmigung durch die Kantonspolizei sei dafür nicht notwendig, da die farbliche Gestaltung der Strassen den Gemeinden obliegt und diese damit bei der Umsetzung Spielraum habe, wie Feldmann sagt.
Die Bodenmarkierung ersetzt keine Signalisation und bedeutet auch keine veränderte Verkehrsführung, sondern soll lediglich Aufmerksamkeit für die Velo-Komfortroute generieren. Die Strassen sind weiterhin mit den gängigen Verkehrsschildern markiert, an die es sich zu halten gelte.
Auf Nachfrage bei der Kantonspolizei sagt Ralph Hirt von der Kommunikationsabteilung man habe Kenntnis von den Markierungen und stehe mit den zuständigen Stellen in Kontakt. Aufgrund des pendenten Verfahrens könne man jedoch keine vertieften Auskünfte erteilen.
Das Netz der Komfort-Routen wächst
Das Netz der Ustermer Velo-Komfortrouten soll in den nächsten Jahren weiter wachsen. Ziel ist es, die Velonetze aus dem kommunalen und regionalen Richtplan weiterzuentwickeln: Abschnitte mit grossem Potenzial für viel Veloverkehr sollen in Zukunft zugunsten des Zweirads ausgebaut werden.
Alle Quartiere und Aussenwachten sollen an das Netz angeschlossen sein, welches möglichst auf kommunalen Strassen verläuft, wie im Beschluss steht.
Die Anforderungen an die Infrastruktur sind ein durchgängiges und direktes Netz abseits von stark befahrenen Strassen. Die Komfortroute hat dabei einen Anspruch an Sicherheit, Fahrfluss und Komfort.
Dafür ist eine Breite von 4,8 Metern für eine sichere Begegnung von Auto, Velo und einem Sicherheitsabstand zu Parkfeldern vorgesehen.
Die Routen werden in nummerierten Teilabschnitten realisiert (siehe Plan). Bereits umgesetzt wurde die Strecke zwischen der Quellenstrasse und der Pfannenstielstrasse, zwischen Stadtpark und See (Seestrasse, siehe Plan, Route 2). Für die Fortführung der Strecke vom Stadtpark nach Oberuster ist ein Vorprojekt bereits abgeschlossen.

Eine Vorstudie für drei weitere Abschnitte läuft: Route drei auf der Apothekerstrasse und Friedhofsallee vom Stadtpark bis an die Talackerstrasse, Abschnitt fünf auf der Guschstrasse und dem Hinterwiesenweg von der Brauereistrasse bis an die Freiestrasse sowie ein Abschnitt der Route neun auf der Freiestrasse vom Bahnhof bis zur Wermatswilerstrasse.
