Fünf neue Standorte
Nicht weniger, sondern noch mehr Deponien: Der Kanton bringt fünf neue Standorte im Oberland ins Spiel.
Von der «Gesamtschau Deponien» der Zürcher Baudirektion hatten sich einige Oberländer erhofft, dass der eine oder andere Deponiestandort aus der Planung verschwinden würde.
Nach der Präsentation durch Regierungsrat Martin Neukom (Grüne) am Freitag ist nun klar, dass das Gegenteil der Fall ist: Das Gebiet zwischen dem Greifensee und Rüti soll kantonsweit die höchste Deponiendichte erhalten. Über ein Viertel aller Standorte liegt in der Region.
Zu den zwei bestehenden Deponien Chrüzlen in Egg/Oetwil und Wissenbüel in Gossau sollen nicht nur jene vier hinzukommen, die bereits im Richtplan eingetragen sind, sondern neu nochmals fünf.
Keine Deponien auf Reserve
«Deponien sind in der Bevölkerung oftmals nicht beliebt – am umstrittensten sind jene im Wald –, aber dennoch braucht es sie zwingend», betonte Neukom. Es würden keine Deponien auf Reserve geschaffen, sondern es gehe nur darum, die möglichen Standorte zu planen und langfristig zu sichern.
Bei der Evaluation der Standorte sei der Widerstand aus der Bevölkerung kein Kriterium, unterstrich Neukom. Einzig deren Eignung für einen der Deponietypen sei ausschlaggebend.
In der jetzt durchgeführten Gesamtschau wurden kantonsweit 397 Standorte nach ihrer Eignung für eine der fünf Deponietypen beurteilt. Die Kategorisierung geht vom Typ A mit unverschmutztem Baustellenaushub bis hin zum Typ E für stark belastete Rückstände.
Die fünf Deponietypen
Typ A: unverschmutzter Aushub von Baustellen
Typ B: schwach belasteter Aushub und Abfälle wie Isolationen von Baustellen
Typ C: restmetallhaltige, schwer lösliche Reststoffe (zum Beispiel Schleifmittel) aus der Industrie
Typ D: Schlacken und Aschen aus der Abfallverwertung
Typ E: stark belastete Rückstände von Baustellen oder aus der Industrie
Aus dieser Gesamtmenge sind nun 42 geblieben. Neun Deponien sind aktuell in Betrieb, zehn weitere Standorte sind schon rechtsgültig im Richtplan eingetragen. Von diesen sollen drei jetzt erweitert werden. Sechs ehemalige Deponien möchte die Baudirektion reaktivieren, und für 14 ganz neue Standorte gibt sie eine Empfehlung für einen Richtplaneintrag ab.
Einzig die zusammengenommen 23 Deponiestandorte, für die es noch keinen Richtplaneintrag gibt, sind Gegenstand der Teilrevision des Richtplans. Was bereits festgesetzt sei, könne nicht neu verhandelt werden, unterstrich Neukom.
Öffentliche Auflage im Herbst
Im Herbst dieses Jahrs dürfte die Teilrevision öffentlich aufgelegt und anschliessend dann im Kantonsrat behandelt werden. Um Überkapazitäten zu vermeiden, will der Kanton das bestehende sogenannte Kreismodell im Richtplan ausbauen. Die Idee dabei ist, dass pro Kreisgebiet maximal ein Standort pro Deponietyp in Betrieb ist.
Das neue Element ist nun, dass es innerhalb eines Kreises eine Priorisierung geben soll. «Diese gibt es von der Baudirektion her nicht. Das ist Sache der Politik und damit des Kantonsrats», sagte Neukom. Das ist besonders für das Oberland wichtig. So ist etwa Gossau von drei Standorten betroffen, Egg sogar von vier.
Die Unterlagen zu allen bestehenden und nun geplanten Deponiestandorten sind im Internet unter zh.ch/deponien zu finden. Eine Karte der für einen Richtplaneintrag geeigneten Deponiestandorte ist unter maps.zh.ch einsehbar. Ausserdem führt der Kanton vier Informationsanlässe für die Bevölkerung durch. In der Region findet dieser am 8. Juni von 13 bis 16 Uhr auf der Deponie Chrüzlen in Egg/Oetwil statt.
Nachfolgend sind die Deponiestandorte in der Region aufgeführt.
Wissenbüel in Gossau, in Betrieb
Die 6 Hektaren grosse Deponie weist ein gesamtes Volumenpotenzial von 500'000 Kubikmetern auf. Per Ende 2022 besteht noch ein Restvolumen von 97'000 Kubikmetern. Sie gehört zum Deponietyp B/C/D/E.
Chrüzlen in Egg/Oetwil, in Betrieb
Die 10,5 Hektaren umfassende Anlage hat ein Gesamtvolumenpotenzial von 1'000'000 Kubikmetern. Davon sind Ende 2022 noch 106'000 Kubikmeter frei. Sie gehört zum Deponietyp B/C/D/E.
Goldbach in Rüti, geplant, im Richtplan
Die 2,3 Hektaren grosse Fläche weist ein Volumenpotenzial von 400'000 Kubikmetern auf. Die Schütthöhe wird auf 17 Meter geschätzt. Sie gehört zum Deponietyp B. Hier wird seit 1972 kiesreiches Moränen- und Nagelfluhmaterial abgebaut. Die Deponie kommt in eine neu auszubeutende Kiesgrube zu liegen. In der Bewertung der Gesamtschau 2023 schneidet der Standort gut ab.
Leerüti in Mönchaltorf/Gossau/Egg, geplant, im Richtplan
Das 12,9 Hektaren grosse Areal hat ein Volumenpotenzial von 1'300'000 Kubikmetern. Die Schütthöhe wird auf 10 Meter geschätzt. Sie gehört dem Deponietyp B an, für Ablagerungen der Kategorien C/D/E sind zusätzliche Abklärungen zu treffen. In der Bewertung schneidet der Standort als sehr gut ab. Bei diesem Standort läuft aktuell das Gestaltungsplanverfahren. Die Deponie liegt zu einem Fünftel im Wald und beansprucht dabei förderungswürdige Waldränder, welche mit dem Deponieprojekt vollständig verschwinden. Im Rahmen des Gestaltungsplanverfahrens muss aufgezeigt werden, wie der Standort mit Waldbeanspruchung realisiert werden kann. Insbesondere ist der Bedarf für eine Rodung nachzuweisen.
Tägernauer Holz in Gossau/Grüningen, geplant, im Richtplan
Die 5,9 Hektaren grosse Fläche liegt komplett im Wald. Das Volumenpotenzial wird auf 750'000 Kubikmeter geschätzt. Die Schütthöhe liegt bei 13 Metern. Es handelt sich um einen Deponietyp C/D. E ist mit zusätzlichen Abklärungen möglich. Der Standort schneidet in der Bewertung als sehr gut ab. Nach der Rekultivierung wird der Wald zu 100 Prozent wieder aufgeforstet. Mit der Wiederaufforstung soll so schnell wie möglich begonnen werden.
Büelholz in Egg, geplant, im Richtplan
Rund ein Sechstel der 6,2 Hektaren grossen Fläche liegt im Wald. Das Volumenpotenzial beläuft sich auf 600'000 Kubikmeter, ohne Waldfläche auf 400'000. Sie Schütthöhe beträgt 10 Meter. Es handelt sich um einen Deponietyp B, C/D/E mit zusätzlichen Abklärungen.
Handrüti in Lindau, neu empfohlen
1,1 der total 14,2 Hektaren liegen im Wald. Das Volumenpotenzial liegt bei 900'000 Kubikmetern, die Schütthöhe bei 6 Metern. Hier ist ein Deponietyp B vorgesehen, für C/D/E braucht es zusätzliche Abklärungen. Das Deponieareal ist aufgrund des Autobahnanschlusses gut erschlossen. Zur optimalen Ausnutzung des Standorts und zur besseren Eingliederung der Deponie in die Landschaft ist eine Anschüttung der bewaldeten Böschung im Westen vorgesehen.
Erzacher in Egg/Oetwil, neu empfohlen
Das 19,9 Hektaren grosse Areal hat ein Volumenpotenzial von 1'600'000 Kubikmetern und eine voraussichtliche Schütthöhe von 8 Metern. Vorgesehen wird ein Deponietyp A/B, für C/D/E braucht es zusätzliche Abklärungen. Am Standort Erzacher ergeben sich Konflikte aufgrund der am nördlichen Rand verlaufenden Hochspannungsleitung, des durch den Perimeter verlaufenden Aabachs und durch die Beanspruchung eines grossen Anteils Fruchtfolgeflächen während der Deponiedauer. Archäologische Fundstellen – unmittelbar westlich und südlich des Perimeters – weisen auf das vorhandene archäologische Potenzial hin.
Bodenweid in Hinwil, neu empfohlen
Die 9,7 Hektaren grosse Fläche weist ein Volumenpotenzial von 600'000 Kubikmetern und eine Schütthöhe von 6 Metern auf. Es handelt sich um eine Deponie Typ B. Durch das Gebiet fliesst der Chämptnerwaldbach, dieser müsste im Zuge der Deponieplanung umgelegt werden. Die beanspruchten Fruchtfolgeflächen können mit der Endgestaltung wiederhergestellt und teilweise sogar aufgewertet werden.
Brunnacher in Volketswil, neu empfohlen
Das 8,6 Hektaren grosse Areal hat ein Volumenpotenzial von 900'000 Kubikmetern. Ein Teil des Areals ist bereits früher für Ablagerungen genutzt worden und soll reaktiviert werden. Die Schütthöhe liegt bei 9 Metern. Es ist eine Deponie Typ B. Die Ablagerung soll im Zuge des vorgesehenen Kiesabbaus erfolgen.
Neuweid in Maur, neu empfohlen
Die 8 Hektaren grosse Fläche weist ein Volumenpotenzial von 600'000 Kubikmetern auf, die Schütthöhe liegt bei etwa 7 Metern. Auch hier soll ein Teil einer ehemaligen Deponie reaktiviert werden. Es ist eine Deponie Typ B vorgesehen. Für C/D/E braucht es zusätzliche Abklärungen. Es handelt sich um einen kleineren Standort, der aber auf einem bereits im Kataster der belasteten Standorte hinterlegten Gebiet liegt. Der heute eingedolte Forenwisbach soll unter Berücksichtigung des Gewässerschutzes geöffnet und renaturiert werden. Auf diese Weise kann der Standort auch ökologisch aufgewertet werden.