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Politik

Einwohner von Rüti sollen neue Solaranlage finanzieren

Auf dem Dach der neuen Energiezentrale in Rüti soll sauberer Strom produziert werden. Finanziert wird die Anlage durch die Bevölkerung.

Auf der neuen Fernwärmezentrale in Rüti soll eine Photovoltaikanlage gebaut werden.

Visualisierung: PD

Einwohner von Rüti sollen neue Solaranlage finanzieren

Crowdfinanzierung

Die Gemeinde Rüti will die Bevölkerung in die Energiewende einbeziehen. Erstes Projekt ist eine Solaranlage auf der neuen Energiezentrale des Wärmeverbunds.

Auslöser für den Bau der Solaranlage auf dem Dach der Energiezentrale war eine Petition der Grünen aus dem Jahr 2022, die von 140 Personen unterschrieben wurde. Die Petition unter dem unmissverständlichen Titel «Solarstrom-Ausbau jetzt!» fordert die Förderung der Solarenergie in der Gemeinde und die Schaffung eines Beteiligungsmodells für Privatpersonen.

In der Folge analysierten die Gemeindewerke Rüti (GWR) grossflächige Dächer mit dem Potenzial für Solaranlagen. Als erste Fläche wurde das Dach der neuen Energiezentrale des Wärmeverbunds Energieverbund Rüti Zentrum als geeignet identifiziert. Die Energiezentrale befindet sich derzeit im Bau und soll 2025 in Betrieb genommen werden. Dann wird sie bis zu 150 Haushalte mit Fernwärme versorgen.

Auf dem Dach der Zentrale planen die GWR eine Solaranlage mit einer Fläche von rund 136 Quadratmetern. Die 80 Solarpanels sollen einen Jahresertrag von rund 32'000 Kilowattstunden erzielen. Das entspricht, über den Daumen gepeilt, der Energie, die in rund 3200 Litern Heizöl steckt.

Finanzierung durch Bürgerbeteiligung

Finanziert wird die Anlage nicht etwa durch die Gemeinde oder die GWR selbst, sondern via Bürgerbeteiligung oder Neudeutsch Crowdfinanzierung. Zu diesem Zweck sind die GWR eine Kooperation mit der Crowdfinanzierungsplattform Solarify mit Sitz in Köniz BE eingegangen.

Das Prinzip ist so einfach wie clever: Die GWR stellen die Dachfläche zur Verfügung. Solarify plant und baut die Anlage (respektive lässt sie durch lokale Unternehmen bauen) und sorgt anschliessend für den Unterhalt. Finanziert wird sie von Kleininvestoren, die sich durch den Kauf einzelner Solarmodule beteiligen können. Rund 900 Franken kostet ein Panel in Rüti.

Die Erträge werden aufgeteilt: Der Grossteil der Bruttoerträge aus dem Stromverkauf fliesst quartalsweise an die Investoren. Diese erzielen damit über die Vertragslaufzeit eine erwartete Rendite von rund 2,5 Prozent pro Jahr. Steigt der Strompreis in dieser Zeit, ist es mehr. Sinkt er (was eher unwahrscheinlich ist), ist die Rendite geringer.

Ein kleiner Teil der Erträge bleibt bei Solarify für sein Management. Und auch der Dachbesitzer, im konkreten Fall die GWR, profitiert finanziell, indem er den Solarstrom zu einem günstigen Tarif verbrauchen kann.

Nach 30 Jahren endet der Vertrag, und die Solaranlage geht an den Dachbesitzer über. «Für den Rest der rund 50-jährigen Lebensdauer eines heutigen Solarmoduls erhalten die GWR den Strom quasi zum Nulltarif», sagt Roger Schuhmacher, Projektentwickler bei Solarify. Die meisten Verträge, die Solarify mit Dachbesitzern abschliesst, haben eine Laufzeit von 30 Jahren wie in Rüti. Einige wenige laufen 25 oder auch 35 bis 40 Jahre.

«Image der Gemeinde stärken»

Für die Gemeindewerke Rüti ist das Projekt in verschiedener Hinsicht interessant: Einerseits kommen sie zu einer Photovoltaikanlage, ohne einen Franken in die Hand zu nehmen.

«Andererseits wollen wir mit diesem Pilotprojekt allen Leuten in und um Rüti die Möglichkeit geben, sich an der Energiewende zu beteiligen», sagt Thomas Heep, stellvertretender Betriebsleiter der GWR. Gerade Mieterinnen und Mieter ohne eigenes Dach haben sonst keine Möglichkeit, sich am Ausbau der Solarenergie zu beteiligen.

Man wolle den Solarausbau «öffentlichkeitswirksam vorantreiben und das Image als zukunftsorientierte Gemeinde» stärken, so Heep.

Weitere Solarify-Projekte in der Region

Für die 2016 gegründete Plattform Solarify ist Rüti nicht das erste Projekt in der Region. Bereits in Egg, auf dem Dach der Rosenau, und auf dem Dach der Schule Friedheim in Bubikon arbeiten PV-Anlagen, die via Solarify finanziert worden sind.

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