Der Ustermer Bauernhof Dietenrain soll keine «Schaukäserei» werden
Frage nach dem Glanz
Vor drei Jahren übernahm Christoph Steiner den städtischen Hof und sollte diesem «zu neuem Glanz» verhelfen. Wo dieser denn sei, wollte ein Ustermer SVP-Parlamentarier wissen.
2020 übernahm Christoph Steiner, ein junger Ustermer Landwirt mit Erfahrung im grossflächigen Bio-Anbau, den in der Nähe von Riedikon gelegenen Bauernhof Dietenrain.
Gut drei Jahre nach der Übernahme des städtischen Hofs wollte SVP-Parlamentarier Hans Denzler, seinerseits selbst Landwirt, vom Stadtrat wissen, wie es um den damals versprochenen «neuen Glanz» des Betriebs bestellt sei, zu dem Steiner dem Hof verhelfen sollte – viel sei von dem nicht zu sehen.
«Woran kann das liegen?», so Denzler. «Hat der Stadtrat seine Aufgabe nicht gut genug gemacht, oder erfüllt der neue Eigentümer die Vertragsbestimmungen nicht?» Der Stadtrat nimmt Stellung und hält in seiner Antwort fest, dass es verschiedene Arten gebe, Glanz wahrzunehmen.
Das sind die wichtigsten Antworten auf Denzlers Fragen zum «Zustand Bauernhof Dietenrain»:
Ist die Finanzierung des Hofs klar geregelt, und, wenn ja, gibt es Vorgaben bezüglich Tierhaltung, Ackerbau und Ökonomiegebäudenutzung?
Die Bewerber mussten tatsächlich aufzeigen, wie sie Kapital, insbesondere solches, das von externen Geldgebern stammt, beschaffen wollen. Auch die Planung von Tierhaltung und Ackerbau war ein Kriterium der Bewerbung. Die Ökonomiegebäude sind alt und in grosser Zahl vorhanden, eine gleichwertige Nutzung von allen ist daher unrealistisch.
Was waren die ausschlaggebenden Gründe für die Vergabe des Hofs an Christoph Steiner?
Es wurde gemäss Stadtrat Wert auf Ausbildung, Erfahrung als Bio-Bauer, Konzept und Finanzierbarkeit von ebendiesem gelegt. Die Ausschreibung war öffentlich und auch Auswärtigen zugänglich. Überzeugt habe der heutige Pächter durch diese Faktoren sowie durch seine Persönlichkeit. «Dass mit der besten Bewerbung zugleich auch ein Ustermer Landwirt berücksichtigt werden konnte, war ein positiver Nebeneffekt der Entscheidung», sagt der Stadtrat.
Kann der heutige Pächter allein über den Hof und dessen Gebäude bestimmen?
Grundsätzlich ja, er könne über die Räumlichkeiten frei verfügen, da er sie gekauft habe. Änderungen an den Gebäuden, wie zum Beispiel ein Umbau, erforderten allerdings immer eine Baubewilligung durch Kanton und Gemeinde.
Warum wohnt der Pächter nicht in dem Haus auf dem Betrieb?
Dies liegt daran, dass das Haus auf Initiative der Stadt Uster bis 2022 zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt wurde. Seitdem läuft ein Baubewilligungsverfahren, welches die Sanierung der Wohnung als Ziel vorsieht. Voraussichtlich werden der Pächter und seine Familie 2024 einziehen.
Ein Gemüsebaubetrieb aus Fehraltorf mietet das Pachtland des Betriebs für den eigenen Anbau. Wie steht die Stadt Uster dazu?
Das, so der Stadtrat, sei bekannt und bewilligt. Diese Nutzung erfolge innerhalb einer überbetrieblichen Zusammenarbeit. Biologisch und regional angebautes Gemüse sei heutzutage stark nachgefragt, die Zusammenarbeit sei daher für beide Seiten rentabel. Ausserdem bedürfe es keiner Zustimmung der Stadt Uster, da es sich nicht um eine Unterpacht handle.
Weiss der Stadtrat, wie hoch der Pachtzins für die Zwischennutzung durch den Gemüsebaubetrieb ist?
Wie bereits erwähnt bedarf es keiner Zustimmung der Stadt Uster, daher hat der Stadtrat diesbezüglich auch keine Informationen. Auch wenn der Pachtzins überdurchschnittlich hoch gesetzt wäre, würde dies für den Stadtrat kein Problem darstellen. Für eine nachhaltige wirtschaftliche Führung des Betriebs müssen teils grosse Investitionen getätigt werden, welche Gewinn voraussetzen. Das finanzielle Fortbestehen des Hofs ist auch im Interesse der Stadt Uster.
Auf dem Hof erhalten Schulklassen bekanntlich Einführungen in die Landwirtschaft. Ist dies so – und wenn ja, wie läuft dies in der Praxis ab?
Tatsächlich besuchen Schulklassen seit dem Herbst 2022 als Teil des Lehrplans den Hof. Die Themen sind unter anderem Biodiversität, Bodenkunde und Nahrungsmittelproduktion. Der Verein Rucksackschule leitet besagte Führungen.
Was sind die Erwartungen des Stadtrats an den «Betrieb mit neuem Glanz»?
Der Stadtrat will einen nachhaltigen, ordentlichen und nach Bio-Suisse-Richtlinien geführten Hof. Die Führung ist geordnet, der Betrieb an sich innovativ. Besonders wichtig ist das proaktive Reagieren auf Nachfrageänderungen seitens der Bevölkerung, der Betrieb soll einen wesentlichen Beitrag zu der Versorgung der Schweiz mit Bio-Produkten leisten. Darin liegt auch der besagte «Glanz». Um diesen zu erreichen, erfolgen momentan Zusammenarbeiten mit Landwirten, Institutionen und Lebensmittelverarbeitern et cetera. Allerdings soll immer die biologische Produktion und nicht das Zur-Schau-Stellen des Hofs im Vordergrund bleiben. «Der Dietenrain soll keine ‹Schaukäserei› werden», schreibt der Stadtrat.