Wie Ustermer künftig wohnen und arbeiten
Der neue Teilrichtplan von Uster zum Thema «Siedlung» dient als Grundlage, damit die Infrastruktur der Stadt Uster auch in Zukunft funktioniert. Er schafft die planerischen Voraussetzungen für ein erträgliches Wachstum.
Heute sind es etwas mehr als 36’000 Einwohner mit 17’000 Arbeitsplätzen. Die Planer gehen davon aus, dass bis ins Jahr 2035 die Einwohnerzahl auf 42’000 Menschen anwächst, mit rund 20’000 Arbeitsplätzen.
Man rechnet in den nächsten dreizehn Jahren mit 6000 zusätzlichen Einwohnern und 3000 neuen Arbeitsplätzen. Das Verhältnis von einer Arbeitsstelle auf zwei Bewohner soll also bestehen bleiben.
«Vor 36 Jahren plante man grosse Schutzräume. Heute spielen Klimamassnahmen eine grössere Rolle.»
Patrick Neuhaus, Stadtplaner von Uster
Stadtplaner Patrick Neuhaus erklärt, dass der alte Richtplan von 1986 formal wie inhaltlich veraltet ist. Man habe damals anders gewichtet. «Vor 36 Jahren plante man aufgrund der weltpolitischen Lage noch grosse Schutzräume. Heute spielen Klimamassnahmen eine grössere Rolle.»
Vergleiche man die Inhalte von damals und heute, so werde schnell klar, dass man früher das Thema Siedlung pragmatischer mit «Bauen auf einer grünen Wiese» angepackt habe. Heute plane man vorausschauender und definiere, wo verdichtetes Wohnen möglich ist und wo Strukturen und Gebäude erhalten bleiben sollen.
Uster plane angebotsorientiert und versuche, die zahlreichen Bedürfnisse der Bevölkerung abzuwägen. «Es gilt, den vorhandenen Raum optimal zu arrangieren», sagt Neuhaus.
 
 
Der neue Teilrichtplan Siedlung 
 Uster ist als drittgrösste Stadt des Kantons Zürich als Zentrum von regionaler Bedeutung. Sie wurde vom regionalen Raumordnungskonzept (ROK) als urbane Wohnlandschaft eingestuft. Daraus ergibt sich für die Siedlungsplanung folgende Vision:
- Uster soll urbane Wohn- und Arbeitsstadt bleiben.
- Historische Gebiete wie Niederuster, Kirchuster, Oberuster und die industrielle Entwicklungsgeschichte entlang des Aabachs sollen bewahrt werden.
- Das Zentrum von Uster soll gestärkt werden und damit seine regionale Funktion wahren und ausbauen.
- Die innere Verdichtung erfolgt primär im Zentrum und im Westen von Uster.
- Haushälterischer Umgang mit dem Boden wird angestrebt: Verdichtetes Bauen wird möglich – auch in die Höhe.
- Die Siedlungsränder sollen sanft in die Landschaft übergehen.
- Stadtklimatische Aspekte werden in der Entwicklung berücksichtigt. Kaltluftströme, Grün und Sickerflächen – auch der Baumbestand sollen gefördert werden.
Die Stadt Uster will keine Ausdehnung der Siedlungsfläche auf die umliegenden Landschaftsräume. So soll sich die Siedlungsentwicklung allgemein nach innen richten und bestehende Strukturen nutzen.
«Die Entwicklung des Zentrums von Uster wird das Filetstück des Richtplans»
Patrick Neuhaus, Stadtplaner von Uster
Zukünftiges Wachstum wird primär an zentralen Lagen von Uster und Nänikon geplant, so steht auch, dass Uster den Grossteil dieses erwarteten Wachstums übernehmen wird.
«Die Entwicklung des Zentrums von Uster wird das Filetstück des Richtplans», sagt Patrick Neuhaus. Die dichteren Bebauungen würden mit den schutzwürdigen Orten abgestimmt. «Verdichtetes Bauen heisst nicht primär höher bauen», sagt der Stadtplaner.
Verdichtetes Bauen kann beispielsweise fünfgeschossige, geschlossene Häuserzeilen mit Innenhöfen bedeuten. Sogenannte Blockrand-Bebauungen: Wohnreihen in Ring-Form, entlang der umliegenden Strassen. Ähnlich wie in der Stadt Zürich. So hole man am meisten Wohnfläche heraus, sagt Neuhaus.
Von der Wohnung zum Arbeitsort ins Lebensmittelgeschäft
Im Zentrum soll eine möglichst hohe Durchmischung von Nutzungsmöglichkeiten entstehen, sodass ganz unterschiedliche Angebote vorzufinden sind. Zumindest für die Erdgeschosse werde die Stadt Gewerbe und Dienstleistungen priorisieren.
Kurze Wege sollen Anreiz sein für die zukünftigen Bewohner der Stadt. Von der Wohnung zum Arbeitsort ins Lebensmittelgeschäft. Dabei kommt der Gestaltung des öffentlichen Raumes als Begegnungsort besondere Bedeutung zu. Zusätzlich sollen auch in Wohngebieten attraktive Aussenräume entstehen.
«Sollten weitere Hochhäuser entstehen, dürfen diese jedoch Kirche und Burg in der Stadtsilhouette nicht überragen.»
Patrick Neuhaus, Stadtplaner von Uster
Der Richtplan sieht vor, dass im Kern von Uster auch in die Höhe gebaut werden kann, zum Beispiel entlang der Zürichstrasse. Es sei ein sorgfältiger Übergang vom Stadtpark ins Zentrum von Uster geplant.
Lorengebiet und Reservegebiete
Auch das Lorengebiet wird wie das Zentrum als urbane Siedlungsstruktur bezeichnet. Das Gebiet Loren sei planerisch ein Sonderfall in Uster, da gelte es, die bestehende Planung neu zu denken.
Es werde in der Loren eine hohe Dichte angestrebt. «Das heisst aber nicht, dass hier lauter Hochhäuser entstehen sollen», sagt Neuhaus.
Zudem sieht der Richtplan vor, dass neue Areale bei anhaltendem Bedarf als Siedlungsraum zur aktiven Nutzung mobilisiert werden. Diese Gebiete waren bisher als Reserve eingeordnet. Wie zum Beispiel Eschenbüel oder das Jungholz, wo die Erweiterung einer Schule geplant werden könnte.
Bewahrt werden Gebiete mit identitätsstiftendem Charakter, welche das Ortsbild von Uster massgeblich prägen. Allen voran historisch gewachsene Orte und Areale mit industrieller Vergangenheit.
Das betrifft direkt in Uster die Zivilgemeinden Kirchuster, Niederuster, Nossikon, Oberuster und Winikon-Gschwader, wie auch die Aussenwachten Nänikon, Werrikon, Wermatswil, Freudwil, Sulzbach und Riedikon.
All diese Orte sollen in ihrem Kern erhalten und geschützt werden, wobei die Planer von Uster Weiterentwicklungen situationsbedingt ermöglichen möchten.
Sanft im Landschaftsbild
Als landschaftlich empfindliche Lagen werden Gebiete am Siedlungsrand eingestuft, sowie Hänge wie der Tämbrig oder der Stauberberg.
Diese sollen zurückhaltend entwickelt werden, als Grund dafür steht im Richtplan: die Fernwirkung. Uster soll also auch aus der Entfernung gut aussehen: Nämlich sanft ins Landschaftsbild eingepasst.
Neues Stadtklima: Vor Erwärmung schützen
Zu guter Letzt will man der Erwärmung des Siedlungsraumes entgegenwirken. Wo immer möglich fordere man in Zukunft begrünte oder beschattete Flächen ein.
Auch der Umgang mit Regenwasser, das vor Ort versickert und vedunstet sei von Bedeutung für die Stadt. In bezeichneten Arealen im Richtplan spielt auch die Ausrichtung der Gebäude eine Rolle.
«Wir möchten bestehende Kaltluftströme bewahren, die vor allem nachts die Siedlungen kühlen», sagt der Stadtplaner. So sollen sämtliche Aspekte der Raumplanung genutzt werden, die zur Verbesserung des Stadtklimas beitragen.
Richtplan, einfach erklärt. Dieser Artikel ist der zweite Teil einer Serie, welche den revidierten Richtplan Uster während der öffentlichen Auflage vorstellt. Im nächsten Teil geht es darum, was die Wirtschaft zur Förderung der Arbeitsplätze der Zukunft sagt.
