Lebensmittelgigant verdrängt Ustermer Bäckerei
Vuaillat Geschäftsführer Martin Mayer muss am Samstag seinen Laden am Bahnhof Uster räumen und verliert einen Standort. Dies, weil sein befristeter Mietvertrag mit den SBB nicht verlängert wurde. Aber: Ihm wurde mehrmals Hoffnung gemacht, dass er länger bleiben kann.
«Vor dem Bezug waren wir noch guter Dinge.» Es sei ein Glücksfall gewesen, im Mai 2021 die Bäckerei Kleiner an ihrem früheren Standort an der Bankstrasse 8 zu beerben. Nun wirft er den SBB vor, ihn hingehalten zu haben. «Die befristeten Verträge wurden immer wieder verlängert, was unsere Hoffnung auf einen Verbleib noch stärkte.»
«Seit 15 Jahren war hier immer eine Bäckerei, ich verstehe nicht, weshalb man diesen beliebten Standort aufgibt.»
Martin Mayer, Vuaillat Geschäftsführer
Trotz des befristeten Vertrags hat Mayer insgesamt 25’000 Franken in die neue Filiale investiert. «Seit 15 Jahren war hier immer eine Bäckerei, ich verstehe nicht, weshalb man diesen beliebten Standort aufgibt.» Vor allem deshalb nicht, weil die Vuaillat-Filiale dem Lebensmittelriesen Coop weichen muss, der nur wenige Meter entfernt bereits über eine Filiale verfügt. Auch bei der Bevölkerung komme der Auszug nicht gut an.
Ein Hin und Her
Für Mayer kam der Entschluss des Vermieters überraschend. Im vergangenen November seien die SBB auf ihn zugekommen, um über eine Vertragsverlängerung zu diskutieren, da der erste Mietvertrag bis Januar befristet war.
Den SBB gegenüber machte er an mehreren Sitzungen klar, dass er die Räumlichkeiten gerne länger nutzen will. Kurz vor Weihnachten bekam er die Zusage, dass er bis April bleiben könne. «Es war ein Hin und Her und man wollte wissen, wie viel Miete ich dauerhaft zu zahlen bereit wäre», sagt Mayer.

Dabei kam Mayer den SBB entgegen, hielt sich an alle Auflagen und gewährleistete einen Sieben-Tage-Betrieb. Als Kleinunternehmer kein einfaches Unterfangen. Deshalb sei er nun so ernüchtert. «Wir hätten keine Investitionen getätigt, wenn zu Beginn ehrlich kommuniziert worden wäre.» Über die Verhandlungen mit dem grossen Konkurrenten habe man ihn im Dunkeln gelassen.
Weiterer Aufschub
Weil die SBB gemäss Mayer Ende April noch immer keine Entscheidung getroffen hätten, habe man ihm nochmals einen Aufschub bis Ende Juni gewährt. «Nun ist es soweit, am Samstag ist unsere Filiale am Bahnhof zum letzten Mal geöffnet», sagt Mayer wehmütig. Bis Ende Juni sollten die Räumungsarbeiten nach Plan beendet sein.
«Wir waren die Lückenbüsser und ein weiterer Branchenriese hat leider gewonnen.»
Martin Mayer, Vuaillat Geschäftsführer
Laut Mayer habe der Coop mit einem höheren Gebot punkten können. Ihn ärgere am meisten, dass die SBB wohl schon lange wussten, dass der Coop zuschlagen werde. «Wir waren die Lückenbüsser und ein weiterer Branchenriese hat leider gewonnen.» Nun hoff Mayer, dass sich in Bahnhofsnähe vielleicht eine neue Möglichkeit in Form einer geeigneten Lokalität ergebe.
SBB weisen Vorwürfe zurück
Die SBB weisen die Vorwürfe entschieden zurück. Gemäss Mediensprecher Martin Meier sei die Vuaillat AG am 16. April 2021 mit Kenntnis in ein bereits schon gekündigtes Mietverhältnis getreten. «Dass das Mietverhältnis am Ende Januar 2022 enden würde, war bekannt», sagt Meier. Die Bäckerei habe von der einmaligen Verlängerung des befristeten Mietverhältnisses bis Ende Juni profitiert.
Die Bäckerei Vuaillat wird weiterhin drei Filialen im Oberland betreiben. Zwei davon in Uster. Die eine an der Seestrasse 39, die andere an der Seestrasse 102. Die dritte an der Bahnhofstation in Illnau. Eine vierte Filiale kam Anfangs April im Zürcher Stadtkreis 3 dazu.