Politik

Invasive Muschel könnte unsere Seen tiefgreifend verändern

Die invasive, ursprünglich aus dem Schwarzmeergebiet stammende Quaggamuschel breitet sich in Schweizer Seen rasant aus. Experten des Wasserforschungsinstituts Eawag befürchten, dass die invasive Art die Seeökosysteme durcheinanderbringen könnte.

Die Quagga- sowie auch die Zebramuschel breiten sich invasiv in Schweizer Seen aus., Sie setzen sich gerne an Booten oder auch Rohren fest.

Archivfotos: Nicolas Zonvi

Invasive Muschel könnte unsere Seen tiefgreifend verändern

Entdeckt wurde die Quaggamuschel erstmals im Jahr 2014 im Rhein bei Basel. Seither breitet sie sich rasant aus und besiedelt bereits zahlreiche Seen in der Schweiz, wie die Eawag am Donnerstag mitteilte. Die Quaggamuschel zähle zusammen mit der Zebramuschel, die sich seit den 1960er-Jahren in Schweizer Seen ausgebreitet hat, zu den aggressivsten invasiven Arten.

Eine Entenmuschel, an die sich Wandermuscheln geheftet haben.

Denn habe sich die Muschel einmal in einem Gewässer festgesetzt, dominiere sie das Ökosystem mit «einschneidenden Folgen»: Fischbestände etwa drohen einzubrechen, und das Nahrungsnetz könnte sich tiefgreifend verändern. Hinzu kommt ein enormer Wartungs- und Reinigungsaufwand, da sich die Quaggamuscheln etwa an Rohren festsetzen und Leitungen verstopfen können.

Umfassendes Monitoring nötig

Exemplarisch zeigt sich das Problem im Bodensee, wo sich das bis zu 40 Millimeter grosse Tier innert kürzester Zeit massenhaft ausgebreitet hat und den See inzwischen bis in grosse Tiefen besiedelt. Die Quaggamuschel habe das Potential andere Arten zurückzudrängen, auch andere gebietsfremde Arten wie die Zebramuschel. Diese habe die Quaggamuschel innerhalb von nur drei Jahren in der Uferzone weitestgehend ersetzt, wie die Eawag in einem Faktenblatt festhält.

Eine Muschel an einem Boot.

Im Fachmagazin «Aquatic Invasions» geben die Forschenden um Linda Haltiner von der Eawag einen Überblick, wie die Ausbreitung der Quaggamuschel überwacht und eingedämmt werden könnte. Demnach seien nationale und internationale Kooperationen wichtig. Fürs Monitoring schlagen sie beispielsweise die Analyse von Umwelt-DNA in Planktonproben vor sowie eine Überwachung der Larven der Quaggamuschel, der sogenannten Veliger-Larven.

Tatsächliche Auswirkungen noch unklar

Noch nicht befallene Gewässer sollten gemäss den Experten bestmöglich vor einer Einschleppung geschützt werden. So sollten Boote, die zuvor auf einem anderen See verwendet wurden, pflichtgemäss gründlich gereinigt werden.

Ein Boot auf einem See.

Welche Konsequenzen die Quaggamuscheln für die Seen letztlich haben werden, ist noch unklar. Der Eawag-Gewässerökologe Piet Spaak sagte jedoch, dass man anhand von Beobachtungen aus Nordamerika befürchten müsse, dass die invasive Art die Seeökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen könnte.

Die Fachpublikation sowie das Faktenblatt wurden im Rahmen des Projekts «Seewandel» erarbeitet, das Spaak leitet. Forschungsinstitute aus der Schweiz, Deutschland und Österreich untersuchen darin die Wechselwirkungen zwischen Nährstoffrückgang, Klimawandel, invasiven und gebietsfremden Arten sowie anderen Stressfaktoren und wie diese den Bodensee verändern.

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