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«Das Patientenwohl steht weiterhin im Zentrum»

Das Spital Uster hat keine solide Finanzgrundlage und erhält vom Kanton deshalb vorerst nur noch provisorische Leistungsaufträge. Gesundheitsvorsteherin Karin Fehr Thoma (Grüne) sagt im Interview, was die Stadt nun vom finanziell angeschlagenen Krankenhaus erwartet.

Gesundheitsvorsteherin Karin Fehr Thoma (Grüne) sagt, dass das Spital Uster seine Kosten senken muss., Wegen finanzieller Schieflage erhält es vom Kanton vorerst nur noch provisorische Leistungsaufträge.

Archivbild: Nicolas Zonvi

«Das Patientenwohl steht weiterhin im Zentrum»

Dem Spital Uster droht das Aus: Auf der Spitalliste 2023 wird es nur noch provisorisch geführt. Der Kanton stellt den Betrieb aufgrund finanzieller Schieflage und hohen Fallkosten in Frage. Gesundheitsvorsteherin Karin Fehr Thoma (Grüne) nimmt für die Stadt Uster Stellung und antwortet auf die drängendsten Fragen.

Dem Spital droht 2025 den Leistungsauftrag des Kantons zu verlieren. Waren Sie überrascht über den Entscheid?
Karin Fehr Thoma (Grüne): Überrascht würde ich nicht sagen. Wir kannten die finanzielle Situation des Spitals, auch die negativen Abschlüsse 2019 und 2020, die der Kanton in seinem Entscheid berücksichtigt. Aber natürlich hätten wir Freude gehabt, wenn das Spital Uster von Beginn weg den Sprung auf die Spitalliste definitiv geschafft hätte. 

«Von Beginn weg» – Sie geben das Spital also noch nicht verloren?
Wir sind zuversichtlich, da das Spital den umfassenden Turnaround bereits vor zwei Jahren eingeleitet hat. Nun muss es diesen Weg absolut konsequent weitergehen, dass es über 2025 hinaus auf der Spitalliste bleiben kann.

«Ein Spital muss heute soweit rentieren, dass es auch Krisenzeiten wie beispielsweise eine Pandemie bewältigen kann.»

Der Kanton hat aber Zweifel an dessen langfristigen wirtschaftlichen Stabilität. Muss ein Spital rentieren?
Ja, ein Spital muss heute soweit rentieren, dass es eine solide Eigenkapitalbasis erhalten, neue Investitionen tätigen und auch Krisenzeiten wie beispielsweise eine Pandemie bewältigen kann. Das Spital Uster hat bekanntlich einen Neubau vor sich. Ohne Gewinn kann es das eigene wirtschaftliche Überleben nicht sichern.

Stichwort Neubau: Muss dieser Umbau nun kleiner geplant werden?
Der Kanton möchte auf das geplante Rehazentrum in Uster verzichten. Ein solcher Entscheid hätte Auswirkungen auf das geplante Bauvorhaben. Hier liegt der Ball nun beim Spital.

«Das Spital Uster hatte in der Vergangenheit leider zu hohe Personalkosten.»

Gespart hat das Spital bereits an anderer Stelle. So hat es die Personalkosten um rund sechs Millionen Franken gesenkt. Zugleich musste es in den letzten Jahren aber auch gewichtige personelle Abgänge verkraften und die Fallzahlen sind gesunken. Wo bleibt da das Patientenwohl?
Aufwand und Ertrag müssen bei der Qualitätssicherung in einem guten Verhältnis stehen. Das Spital Uster hatte in der Vergangenheit leider zu hohe Personalkosten. Da liegt es auf der Hand, dass es diese senken musste. Zudem hat es auch die Betten reduziert. Ich sehe aber nicht, dass dadurch die Qualität in Frage gestellt wird. Dem Spital ist es sehr gut gelungen, neue und qualifizierte Ärztinnen und Ärzte zu rekrutieren. Das Patientenwohl steht weiterhin im Zentrum. Von der Bevölkerung höre ich nur Gutes über das Spital Uster. 

Trotz positiver Rückmeldungen schneidet Uster in Sachen Fallkosten und -zahlen schlechter ab, als andere vergleichbare Spitäler. Gemäss Kanton ohne erkennbare Ursachen. Was läuft falsch?
In der jüngeren Vergangenheit hatte es die Kosten nicht im Griff. Davon zeugen die beiden grossen Defizite in den Jahren 2019 und 2020. Unter der neuen Spitalleitung ist es nun bereits gelungen, die Kosten deutlich zu senken. 

«Das Spital Uster ist für die regionale Gesundheitsversorgung nach wie vor von grösster Bedeutung.»

Sie sehen das Spital für die nächsten Jahre also auf einem guten Weg?
Der Turnaround ist eingeleitet. Nun gilt es, den Change-Prozess gezielt weiterzuführen. Das Spital Uster ist für die regionale Gesundheitsversorgung nach wie vor von grösster Bedeutung. Deshalb reden wir seitens Stadt auch nicht von einer drohenden Schliessung, sondern von befristeten Leistungsaufträgen. Wir sind zuversichtlich, dass es dem Spital gelingt, wieder zum definitiven Auftrag zu kommen.  

Gesundheitsdirektorin Nathalie Rickli sagt, es brauche nicht zwei Spitäler in unmittelbarer Nähe, die ähnliche Behandlungen anbieten. Braucht es einen erneuten Anlauf zu einer Fusion mit Wetzikon?
Das ist sicherlich eine Überlegung wert. Die Stadt hatte die Fusionspläne immer begrüsst. Sie würde es auch begrüssen, wenn weitere Kooperationen geprüft werden. Im Moment liegt der Ball aber bei den beiden Spitälern. Sie müssen über eine mögliche Zusammenarbeit entscheiden.

«Das Spital benötigt eine stabile Trägerschaft.»

Im schlechtesten Fall droht dem grössten Arbeitgeber der Stadt Uster das Aus. Was erwartet die Stadt nun vom Spital Uster?
Wir wollen die Arbeitsplätze in der Stadt unbedingt erhalten. Die nächsten ein bis zwei Jahre sind nun matchentscheidend. Das Spital muss die Gesundheitsdirektion überzeugen, dass es sein Angebot in der Region braucht und dass es kosteneffizient betrieben werden kann. 

Ihre Partei hat die Umwandlung des Spitals in eine AG in der Vergangenheit stets kritisiert. Mittlerweile spricht sie sich aber auch dafür aus. Wie sehen Sie das?
Der Ustermer Stadtrat hat sich immer ganz klar für eine Rechtsformänderung ausgesprochen. Diese hat in den vergangenen Jahren eine neue Bedeutung bekommen, weil weitere Gemeinden den Austritt aus dem Zweckverband ins Auge fassen. Das Spital jedoch benötigt eine stabile Trägerschaft. Der Entscheid der Gesundheitsdirektion zeigt nun nochmals deutlich, dass eine Rechtsformänderung dringlich ist.

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